Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
in die Hand nehmen. Sie konnte keine weiteren Mitwisser gebrauchen. Sie musste für ihre eigene Abrechnung den Rücken frei haben.
Hatte ihr vielleicht Leuchtenberg Bongarts auf den Hals gehetzt? Nein, das würde er nicht wagen. Leuchtenberg war scharf auf ihre Titten. Aber das war auch schon alles.
Carina Leuchtenberg nahm ihr Telefon in die Hand und durchsuchte die Anruferliste. Bongarts hatte seine Nummer natürlich unterdrückt.
Carina Bauer hatte eine unruhige Nacht auf der Couch in ihrem Wohnzimmer verbracht. Am frühen Morgen hatte sie alle Fenster in ihrer Wohnung geöffnet, aber der Durchzug brachte nicht die erhoffte Abkühlung.
Nachdem sie kalt geduscht und gefrühstückt hatte, war sie in ihr Arbeitszimmer gegangen. Zu arbeiten gab es nichts, stattdessen surfte sie ziellos durch das Internet. Sie war unruhig und versuchte die Zeit totzuschlagen, bis Bongarts erneut anrief. Aber nichts geschah.
Gegen Mittag klingelte es an ihrer Tür. Erschreckt und neugierig zugleich, lief sie zur Gegensprechanlage. Die Überwachungskamera zeigte ihr, dass die beiden Kommissare aus Mönchengladbach vor der Tür standen. Kein Bongarts. Sie war erleichtert. Trotzdem zögerte sie, bevor sie den Türöffner drückte.
»Sie?«, begrüßte sie die Ermittler und bat sie mit einer Handbewegung hinein.
»Haben Sie jemand anderen erwartet?« Ecki nahm die Aufforderung, Platz zu nehmen, mit einem Kopfnicken an.
»Nein. Wie kommen Sie darauf?« Carina Bauer setzte sich den Kommissaren gegenüber.
»Sie haben wirklich nicht mit uns gerechnet?«, fragte Frank.
»Nein. Ich habe gedacht, dass ich bereits alle Ihre Fragen beantwortet habe.« Sie lächelte.
»O nein«, Ecki zückte sein Notizbuch, »wir haben noch jede Menge Fragen an Sie, Frau Bauer.«
Carina lächelte Ecki aufmunternd an. »Ich weiß zwar nicht, was ich für Sie tun kann, aber, bitte, nur zu.«
So abgebrüht muss man erst mal sein, dachte Frank anerkennend. Eine toughe Anwältin, mit allen Wassern gewaschen.
»Dann will ich nicht lange um den heißen Brei herumreden. Woher kennen Sie Samantha Kurzius?« Ecki lächelte Carina Bauer an.
»Samantha Kurzius?«
»Aus Mönchengladbach, ja.«
Carina Bauers Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie sagen? Natürlich kannte sie Samantha. Natürlich wusste sie, dass sie tot war. Aber das musste dieser Bulle nicht wissen. Hübscher Kerl, nettes Gesicht, harte Muskeln unter dem engen T-Shirt, schade, dass er ein Bulle ist, dachte sie.
»Warten Sie, ich muss nachdenken.« Sie lächelte zurück.
Er nickte verständnisvoll.
»Samantha Kurzius, Samantha Kurzius, ja, jetzt weiß ich’s wieder. Sie ist die Nichte eines Klienten von mir. Wenn ich mich recht entsinne, ging es um eine Erbschaft. Die junge Frau sollte erben. Ja.«
»Sind Sie sich sicher?«
Carina Bauer lächelte jovial. »Mein Gedächtnis ist mein Kapital, Herr Kommissar. Was ist mit Frau Kurzius?«
»Sie ist tot.«
Carina Bauer schaffte es tatsächlich, erschüttert zu wirken. »Um Gottes willen!«
»Die Nachricht scheint Sie mitzunehmen?« Ecki lächelte immer noch. Mal sehen, wie lange sie das Theater durchhält, dachte er.
»Der Tod eines Menschen ist immer eine schlimme Sache, Herr Eckers.«
Besonders für den Betroffenen, dachte Ecki und sah kurz zu Frank.
»Sie haben eine Erbschaftsangelegenheit für sie geregelt, sagen Sie?« Frank sah die Anwältin stirnrunzelnd an. Auch er wollte nicht unnötig lange mitspielen.
»Ja, aber das hat sich ja nun erledigt, fürchte ich. Ich werde mit meinem Mandanten konferieren müssen.«
»Wer ist Ihr Mandant?« Ecki hatte seinen Stift schreibbereit in der Hand.
Carina Bauer lächelte verbindlich. »Das möchte ich Ihnen nicht sagen. Sie wissen, ich bin zur Vertraulichkeit verpflichtet.«
»Samantha Kurzius ist erschossen worden. In Moosbach.« Frank hatte das Katz-und-Maus-Spiel satt.
»Das ist ja furchtbar. In Moosbach, sagen Sie? Das ist im Allgäu, richtig? Sulzberg-Moosbach.«
»Sie haben mehrere Wohnungen im Allgäu. Ihre Geschäfte müssen ja blendend laufen.« Ecki schrieb etwas auf, das Carina Bauer nicht sehen konnte.
»Man muss frühzeitig etwas für den Lebensabend tun, Herr Kommissar. Als Selbstständige habe ich ja keinen Anspruch auf Rente. Leider.«
»Die Wohnungen sind alle vermietet?«
Sie zögerte mit der Antwort. »Ja? Ist das wichtig?«
»Waren Sie mit Samantha Kurzius in Moosbach?«
»Nein.«
Ihre Antwort klang eine Spur zu entschieden, fand Ecki und setzte nach. »Sind
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