Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
heute?« Ecki verscheuchte die Gedanken an seinen eigenen Blues mit Marion.
»Wenn du dich erinnerst, wir haben gleich eine Besprechung mit unserer Staatsanwältin.«
Stimmt, die hatte Ecki völlig vergessen!
»Wir müssen sie davon überzeugen, dass sie ihren Kollegen in Kempten um Amtshilfe bitte. Ich will in dieser Wohnung in Rottach nach Spuren suchen lassen. Wenn wir dort Fasern finden würden, die mit unseren übereinstimmen, wären wir ein Stück weiter.«
Robert Mayr sah zum Rottachberg hinauf und dann hinüber zum Falkenstein. Auf der alten Salzstraße wäre jetzt sicher mehr Schatten. Dann schaute er auf seine Uhr. Er langweilte sich. Die Kollegen von der Spurensicherung ließen sich wieder einmal alle Zeit der Welt. Seit drei Stunden schon puderten und wedelten sie in der Wohnung an Türen, Fenstern, Schränken, Tischen und Kloschüsseln herum.
Das Wetter war dazu gemacht, in den See zu springen und sich abzukühlen. Stattdessen stand er vor dem Haus in der Sonne. Nach Abschluss der Aktion würde er sich mit einer deftigen Brotzeit beim Martin belohnen. Das schwor er sich nun bereits zum fünften Mal. So viel Zeit würde er sich nehmen, bevor er zurück ins Präsidium fuhr. Na ja, vielleicht würde er als Erstes auf eine schnelle Milch bei der alten Bäuerin vorbeischauen. Vielleicht hatte sie ja noch ein paar Erinnerungen für den »Herrn Kommissar« parat. Er zückte sein Portemonnaie. Das Kleingeld würde für ein Glas Milch reichen.
Zum wiederholten Mal wedelte Mayr einige lästige Fliegen weg, die ihn penetrant anflogen. Zu warm, zu viele Fliegen.
»Wir haben’s so weit.«
Robert Mayr schaffte es, nicht vor Schreck herumzufahren. Er steckte die Geldbörse wieder ein.
»Und? Habt’s ihr was gefunden?«
Mayr klemmte die Daumen hinter die Hosenträger. Er trug neuerdings eine Lederhose. Er fand, sie entsprach genau seinem neuen Lebensgefühl. Erst die Ermittlungen in Sulzberg und Umgebung hatten ihm die Allgäuer Lebensart wieder nahegebracht, die er viele Jahre lang nicht vermisst hatte. Vielleicht war es aber auch die Hochzeitsplanung mit Martina gewesen.
»Das Übliche halt: Fasern, Fingerabdrücke, Staub. Interessant finde ich besonders die Reste unter dem Rand der Toilettenspülung. Die wird ja von den meisten vergessen beim Reinigen.« Der Kriminaltechniker mit dem Gesichtsausdruck eines chronisch Magenkranken zog die enge Kapuze seines weißen Einmaloveralls vom Kopf und kratzte sich ausgiebig. Er sah ein bisschen so aus, als wäre er soeben einer Sojuskapsel entstiegen oder hätte wenigstens die Schaltzentrale eines hypermodernen Allgäuer Melkstandes für eine Zigarettenlänge verlassen.
»Krätze?« Mayr ließ seinen Blick starr auf den Bergrücken ruhen. Der Typ hatte anscheinend keine Manieren.
»Nee, keine Anzeichen. Auch kein Sperma. Nix dergleichen haben wir gefunden.«
Der Kollege klang ernsthaft bedauernd. Die Fliegen hielten sich mittlerweile an ihn.
XXX.
»Bingo?«
»Bingo.« Heinz-Jürgen Schrievers und Carsten Jakisch machten beide ein zufriedenes Gesicht.
»Tretet ihr nur noch gemeinsam auf?« Frank unterdrückte den Zusatz »wie Meister Eder und sein Pumuckl«.
»Was dagegen? Carsten ist mir im Archiv eine große Hilfe. Er hat das Talent zum wahren Supercop. Echt. Das ist nicht übertrieben. Und er teilt vor allem meine Abneigung gegen allzu viel Computerkram.«
Jakisch nickte zustimmend.
In seinem Blick liegt doch tatsächlich eine verklärte Stimmung, bemerkte Ecki erstaunt und grinste breit. »Dann müssen wir uns um unseren Nachwuchs ja tatsächlich keine Sorgen machen.«
»Was gibt’s denn nun Wichtiges?«
Frank war ungeduldig. Die vergangene Woche war ohne Ergebnis einfach nur vorübergegangen. Sie hatten jede Menge Formalkram abgearbeitet, aber die eigentlich wichtigen Analyseergebnisse hatten auf sich warten lassen.
»Die Fasern.« Jakisch präsentierte den billigen grauen Aktenhefter wie die elegante Menükarte eines Fünf-Sterne-Gourmettempels.
»Mach’s nicht so spannend.«
»Wie gesagt: Bingo. Royal Flush. Oder: Das Ergebnis der Untersuchungen ist ›a gmahde Wiesn‹, wie man unten im Bayerischen zu sagen pflegt.«
Frank verdrehte die Augen. »Schrievers!«
»Also, der Heini hat nur die Bedeutung der Spurensicherung unterstreichen wollen.«
Frank zuckte unmerklich mit den Augen. So weit war die Freundschaft, oder sollte man besser schon von einem Verwandtschaftsverhältnis sprechen, dass Jakisch Schrievers »Heini« nennen durfte, was
Weitere Kostenlose Bücher