Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
sofort wieder. Bongarts schien eine Entscheidung getroffen zu haben.
Er legte ihr seine schweißige Hand auf den Mund. »Hör auf, mich zuzulabern, du kleine Rechtsverdreherschlampe. Ich will sofort Kohle sehen. Über den anderen Deal reden wir noch.«
Carina Bauer unterdrückte nur mühsam ein Würgen. »Das wird nicht so einfach gehen. Dazu muss ich erst einige Dinge regeln.«
»Dann tu das, Schätzchen.« Er machte keine Anstalten, seine Hand von ihrem Mund zu nehmen. »Pass auf, ich gebe dir zwei Tage Zeit. Dann liegen 200 000 Mücken vor mir. Ist das klar?« Er nahm seine Hand weg.
»200 000? Das ist zu viel. Ich meine, das geht nicht in zwei Tagen.«
»Hör auf mit dem Scheiß. Du hast es gehört: zwei Tage. Und keine Sperenzchen. Sonst kommt der Onkel mit dem Messer. Ich werde jeden deiner Schritte beobachten. Du bist niemals allein. Denk daran. Ich bin sogar in deinem Schlafzimmer.«
Seine Augen wurden dunkel. Oder bildete sie sich das nur ein?
Bongarts grinste. »So, und nun gehst du hübsch langsam zu deinem Auto zurück. Auf der Fahrt kannst du ja schon mal überlegen, wie du es anstellst. Ich brauch die Scheinchen übrigens nicht in einem Koffer. Eine Aldi-Tüte tut’s auch.«
Er trat einen Schritt zurück und deutete eine galante Handbewegung an. »Nach Ihnen, schöne Frau.«
Als Carina Bauer sich umdrehte, um den Weg zurückzugehen, den sie gekommen war, holte Heinz Bongarts mit beiden Armen weit aus und stieß Carina Bauer in den De-Witt-See, der an dieser Stelle nicht mehr als einen Meter tief war.
Die Anwältin schrie laut auf, als sie das Gleichgewicht verlor und, mit den Armen rudernd, vergeblich nach einem Halt suchte. Sie stürzte rücklings mit einem lauten Klatschen in das aufspritzende Wasser.
»Wasch dich mal, Kleine, ich ertrag dein Parfüm nicht länger. Diesen Nuttendiesel. Du widerst mich an, du Juristenschlampe.« Mit einer verächtlichen Handbewegung entfernte sich Bongarts. Nach wenigen Metern verschwand er im Schilf.
Carina Bauer wühlte sich aus dem Uferschlick zurück an Land. Sie schnappte nach Luft. Der Seegrund war tiefgründig und trügerisch. Und der Schlick stank nach Moder und Verwesung.
Die Anwältin kroch auf den Weg zurück und blieb erschöpft sitzen. Sie zitterte. Und das lag nicht am Wasser, das wieder spiegelglatt im Sonnenlicht schimmerte. Nein, Bongarts hatte sie ins Mark getroffen. Ihr Stolz, ihre Unnahbarkeit, ihr unverbindliches Lächeln, ihre demonstrative Selbstsicherheit waren nichts mehr wert. Als hätte das Wasser all das abgewaschen.
Was sie noch viel mehr als das unfreiwillige Bad quälte, war ihre eigene Dummheit. Wie hatte sie Bongarts nur all die Einzelheiten ihrer Geschäfte verraten können? Sie spürte, dass sie langsam die Kontrolle verlor.
Sie ließ ihren Blick über den See schweifen. Kein Windhauch zog durch das Schilf, und auch der Uferwald stand völlig reglos. Angesichts der sicher schon wieder herrschenden dreißig Grad wirkte das Wasser sogar verlockend. Aber Carina Bauer hatte Wichtigeres zu erledigen als ein erfrischendes Bad, und so wrang sie nur ihre Haare aus, schlüpfte aus den ruinierten Schuhen und machte sich barfuß auf den Weg zurück zu ihrem Auto. Jetzt hoffte sie inständig, keinem Spaziergänger zu begegnen.
»Ecki? Guck mal da drüber.«
Ecki zog die Augenbrauen hoch und seufzte. Er hatte schlecht geschlafen. »Kannst du nicht wie jeder andere normale Mensch erst mal ›Guten Morgen‹ sagen? Muss ja nicht gleich fröhlich klingen. Aber ein bisschen Aufmerksa MK eit wäre nett.« Ecki setzte sich und schaltete seinen PC ein. »Was gibt’s denn überhaupt so Dringendes?«
Frank schob ihm über seinen Schreibtisch hinweg ein DIN-A 4-Blatt zu. »Nun lies schon.«
WIE GUT, DASS ES DICH GIBT (Am)
An meiner Seele kleben aufgesprühte Sprüche.
Geb den Nächten einen Namen, aber fall nur in den Dreck.
Schreib dir 1000 Zettel mit der Nachricht.
Komm her in meine Arme, aber ich bin niemals da.
Ich bin gern in deiner Nähe, wenn du schon weg bist.
Steh am Fenster ohne Namen, mir ist kalt, so wie ich bin.
Fass in deine dunklen Haare, liebe lieber nur auf Sicht.
Schließe meine Türe, aber gehe niemals fort.
Du hast geschafft, dass ich mich schuldig fühle, und du hast recht.
Du hast geschafft, dass ich in meinem Leben wühle, und du hast recht.
Du hast geschafft, dass ich deine Liebe wieder fühle, und du hast recht.
An meiner Seele kleben aufgesprühte Sprüche.
Geb den Nächten einen Namen, aber
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