Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
ansonsten die Höchststrafe, nämlich tagelange Nichtachtung durch den so Betitelten, nach sich zog. Schrievers hatte jedenfalls nicht zu erkennen gegeben, dass er verärgert war.
Der Archivar nickte wie zur Bestätigung. »Jungs, entspannt euch. Ein wenig mehr südliche Gelassenheit stünde euch gut zu Gesicht. Aber was rede ich da? Nur in einem gesunden Körper …«
»Es reicht, Heinz-Jürgen.« Frank schlug den Hefter selbst auf und überflog den Bericht des LKA . Dann nickte er. »Volltreffer, Ecki. Die Kollegen in Kempten haben Faserspuren gefunden, die zu unseren passen. Wackerzapp war in der Wohnung in Rottach, zumindest wurden Fasern gefunden, die eindeutig zu der Jeans passen, die er bei seiner unfreiwilligen Seeüberquerung trug. Auch die beiden toten Prostituierten waren in der Wohnung. Von ihnen wurden Haare im Badezimmer der Wohnung gefunden. Damit haben wir ja endlich den Beweis.«
»Das heißt im Umkehrschluss doch: Hätten wir auch eine Vergleichsprobe von Bauer, könnten wir sie mit den Morden in Moosbach in Verbindung bringen.«
»Und den Sack zumachen.« Frank pflichtete Ecki bei. Und zu Schrievers und Jakisch meinte er: »Saubere Arbeit von den Kollegen im Allgäu.«
»Wenn Mayr sich einmal mit einer Sache beschäftigt, also, auf ihn könnt’s ihr euch 100-pro verlassen.«
»Na, dann sollten wir nach Düsseldorf fahren und die saubere Frau Bauer nach einem Haar aus ihrer Haarbürste fragen und um ein paar Flusen ihrer umfangreichen Garderobe bitten.«
»Worauf warten wir noch?« Ecki stand auf.
»Wir kommen mit.« Jakisch war vom Jagdfieber gepackt.
Auch Schrievers schien sich auf die Fahrt nach Düsseldorf zu freuen. Er war schon länger nicht mehr dort gewesen. Sicherlich würden sie am Carlsplatz halten können, um ein paar Düsseldorfer Spezialitäten einzukaufen. Gertrud würde sich sicher freuen.
»Leute, Leute, Moment mal.« Frank blieb sitzen. »Es geht doch nur um ein paar Kleinigkeiten. Das bekommen Ecki und ich schon alleine hin. Wie sieht das denn aus, wenn wir wie mit einem Rollkommando bei der Bauer auflaufen?«
»Carsten und ich können so lange im Wagen warten.« Schrievers stand schon an der Tür.
»Ihr bleibt’s da. Wie man in Bayern sicher auch sagt. Auf geht’s, Ecki.«
Frank stand auf und ließ Schrievers und Jakisch, die verblüfften Brüder im Geiste, einfach im Büro stehen.
Keine Stunde später standen die beiden im Düsseldorfer Stadtteil Oberkassel vor Bauers Haustür. Aber sie öffnete nicht.
Frank klingelte mehrfach, aber es tat sich nichts. Entweder stand Carina Bauer an ihrer Überwachungskamera und hatte sie längst im Blick, oder sie war nicht zu Hause.
»Und jetzt?« Ecki sah an der Fassade empor. Hinter keinem der großen Fenster war eine Bewegung zu erkennen.
»Vielleicht ist sie ins Freibad.«
»Würde mich bei dem Wetter nicht wundern.« Ecki sah hinüber zum Rhein. »Ich weiß allerdings nicht, ob das nicht doch unter ihrem Niveau ist. Sie wird wohl eher in einem Wellnessclub Abkühlung suchen.«
»Weiß man’s? Auf jeden Fall warten wir noch ein paar Minuten und fahren dann zurück ins Präsidium. Dolce Vita ist für uns aber heute nicht, Ecki.«
»Sklaventreiber«, brummelte Ecki und rückte seine Sonnenbrille zurecht. Dann würde er halt am Abend mit Marion und den Kindern in Brüggen ein Eis essen gehen. Das würde Marion sicher freuen, Nils und Enrica sowieso.
Carina Bauer hatte zu ihrem Auto zurückkehren können, ohne dass ihr jemand begegnet war. Die meiste Zeit war sie gerannt. Immer wieder hatte sie sich voller Angst umgeschaut, ob Bongarts ihr folgte. Aber das Scheusal blieb verschwunden.
Die Erinnerung an die Begegnung mit Bongarts hatte sie frieren lassen, obwohl die Sonne hoch am Himmel gestanden hatte. Sie hatte die Libellen nicht gesehen, die sie umtanzt hatten, und auch die Mücken nicht bemerkt, die direkt über der Wasseroberfläche auf sie gelauert hatten.
Zurück in ihrer Wohnung, hatte sie sich die Kleider vom Leib gerissen und lange geduscht. Mit einer Nagelbürste hatte sie ihr Gesicht abgeschrubbt, dort, wo Bongarts’ Atem und ranziger Körpergeruch sie getroffen hatten. Länger als üblich hatte sie ihre Körperlotion verrieben und immer wieder frisch aufgetragen. Trotzdem hatte sie noch Stunden nach der Dusche das Gefühl, bis zum Hals in diesem elenden See zu stecken.
In der Nacht war sie mehrfach aufgewacht und hatte lange am Fenster gestanden, sodass sie von unten nicht zu sehen war. Aber Bongarts
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