Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
langsam. Das würde mir gefallen.«
Er trat wieder auf sie zu. Carina Bauer zuckte zusammen. Er kam ihrem Gesicht mit seinem ganz nahe.
»Versuch keine krummen Touren. Und lass Leuchtenberg aus dem Spiel. Der Trottel wird langsam senil. Außerdem würde er dir sowieso nicht helfen. Und natürlich keine Bullen.« Er lachte und schlug sich mit der flachen Hand gegen auf die Stirn, so als habe er etwas Wichtiges vergessen. »Quatsch, das wirst du sowieso nicht tun. Denn dann gehen alle Unterlagen an die Bullen. Und dann bist du dran. Sie werden dich am Arsch packen, und du wirst im Knast verschimmeln. Sie würden dich für den Tod von Büschgens drankriegen und für den Tod der beiden kleinen Nutten. Und ich wette, sie werden auch eine passende Anklage für den Mord an Wackerzapp zusammenbasteln. Ich würde ihnen gerne dabei helfen. Anonym natürlich, aber umso überzeugender.«
Der Typ bluffte doch nur, fuhr es der Anwältin durch den Kopf. Bongarts konnte unmöglich so viele Beweise gegen sie haben. Zumal für Dinge, die sie gar nicht getan hatte.
»Was geht dir durch den Kopf, meine Süße?« Heinz Bongarts glitt mit einem Fingernagel leicht über ihre Wange. »Du meinst, du kommst aus der Nummer heil raus? Wenn du dich da mal nicht täuschst. Weißt du, der liebe Rainer hat vor seinem bedauerlichen Ableben ein paar Schriftstücke unterschrieben, freiwillig natürlich, wie du dir denken kannst, darin steht eindeutig, wer für den ganzen Schlamassel verantwortlich ist und dass er erpresst wurde. Du kannst dir sicher denken, welche Adresse er für die Bullen hinterlassen hat, nicht wahr? Es ist alles schön verwahrt. Ich bin sein ganz besonderer Nachlassverwalter, Püppi. Du siehst also, Onkel Heinz hat an alles gedacht. Komm also bloß nicht auf die Idee, mich reinlegen zu wollen. Wir werden bis an dein Ende untrennbar miteinander verbunden sein. Ich liebe diese Partnerschaft schon jetzt. Und du wirst dich auch noch daran gewöhnen. Wenn nicht, werden wir das trainieren. Ist das klar?«
Carina Bauer sah Bongarts stumm an.
»Ist das klar?«
Sie nickte.
»Ich habe dich nicht verstanden.« Bongarts legte eine Hand an sein Ohr.
Die Anwältin nickte erneut.
»Ich verstehe kein Wort. Also?«
Ihr Ja war leise, aber gefasst.
»Na also, geht doch.«
Heinz Bongarts sah sich nach allen Seiten um. Offenbar kam es auch ihm merkwürdig vor, dass ihnen nicht längst jemand begegnet war.
»So, meine kleine Vorstellung ist fast beendet. Hat sie dir Spaß gemacht?«
In ihren Augen lag ein Flehen, endlich mit der Tortur aufzuhören.
»Offenbar. Das ist schön.« Er lachte meckernd. »Nur noch eine Kleinigkeit, Schätzchen. Wo und wann wird die Kohle übergeben?«
Carina Bauer räusperte sich. Endlich Fakten. Fakten hatten ihr in ihrem Leben bisher immer Halt gegeben. »Es fließt vorerst kein Geld. In diesem Fall geht es, wie gesagt, erst darum, dass wir eine bestimmte Information bekommen über ein bestimmtes Bauvorhaben auf einem bestimmten Areal. Und zwar so bekommen, dass nur wir sie bekommen. Und dann beginnt erst die eigentliche Arbeit. Das besagte Grundstück kaufen, lange bevor die Absicht des Investors bekannt wird und dieser selbst an den Verkäufer herantritt. Dann die Abwicklung der Kaufverträge. Das ist kompliziert und kann noch Wochen, wenn nicht Monate dauern.«
»Messer?«
Sie schüttelte entsetzt den Kopf.
»Keine Zicken. Weiter.«
»Die Sache läuft so: Wir kaufen das besagte Grundstück zum Preis X . Dann gehen wir damit selbst zum Investor, dem wir zuvorgekommen sind, und verkaufen ihm das Gelände dann zu unserem Preis. Wenn alles glattgeht, werden aus unserem Einsatz von, sagen wir, drei Millionen Euro sicher mehr als 30 Millionen.«
Heinz Bongarts sagte nichts. Er schien beeindruckt. Carina Bauer ärgerte sich, dass sie so konkret geworden war. Offenbar wusste Bongarts doch nicht alles. Aber nun war es zu spät. Sie konnte nichts mehr zurücknehmen.
»Sie werden also warten müssen. Wohl oder übel.« Carina Bauer brachte tatsächlich ein Lächeln zustande, obwohl Bongarts immer noch dicht vor ihr stand und der Gestank von ranzigem Fett ihr in die Nase stach.
Die Anwältin sah, wie es in Bongarts’ Kopf arbeitete. Gut so, dachte sie. Wenn er beschäftigt war, hatte sie eine winzige Chance.
»Lassen Sie uns in Kontakt bleiben. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nicht übers Ohr haue, wirklich nicht. Sie können sich auf mich verlassen.« Ihr Lächeln wurde selbstbewusster und erstarb
Weitere Kostenlose Bücher