Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
riss ihn aus seinen Gedanken.
»Nichts. Katharina hat mir schon gesagt, dass es längst zu spät ist.« Mayr ließ noch einmal seinen Blick über die Trümmer schweifen. »Die Feuerwehr hat uns nichts übrig gelassen.«
»Hab ich doch gleich gesagt! Wir haben schon beim ersten Mal gründlich gearbeitet. Wir rücken ab. Wir haben im Labor genug zu tun.«
Robert Mayr nickte und gab seinem Kollegen die Hand. »Trotzdem danke fürs Kommen.« Er hatte einen Fehler gemacht, das hatte Katharina ihm mit wenigen Worten, aber mit einem umso beredteren Gesichtsausdruck klargemacht. Er hatte ermittelt wie ein Anfänger.
Jetzt konnte der ganze Dreck abgeräumt und das Grundstück eingeebnet werden. Für die Moosbacher würde das Leben weitergehen. Und irgendwann würde das Areal bebaut, mit einem schönen neuen Haus, und der alte Hof würde in Vergessenheit geraten. Auch in Moosbach lässt sich die Zeit nicht anhalten. Er würde noch einmal mit der Feuerwehr reden, aber große Hoffnungen machte er sich nicht.
Bleiben wir bei den Tatsachen, ermahnte er sich. Ernst Büschgens war vergiftet und dann aufgeknüpft worden. Zu guter Letzt hatte der Holzbau gebrannt wie Zunder. Nun war es an den Kollegen in Mönchengladbach, in Büschgens’ Vergangenheit eine dunkle Stelle zu finden. Aber auch diese Option schien ihm wenig erfolgversprechend. Zumindest bot der Bericht, den dieser Schrievers ihm zugeschickt hatte, kaum Ansatzpunkte für weitere Ermittlungen.
Er würde den Moosbacher Heimatverein noch einmal ins Visier nehmen, irgendwo musste er ja schließlich den Faden wieder aufnehmen. Robert Mayr sah zum Himmel. Über den Grünten schoben sich ein paar Wolken in seine Richtung. Es ging gegen zwölf. Der sonnige Vormittag war fast vorüber. Irgendwie bemerkte er die Unordnung auf seinem Kopf. Vergeblich versuchte er, seine zerrauften Haare wieder in Form zu bringen. Jetzt half nur noch ein Kaffee. Vielleicht auch gegen die wirren Gedanken in seinem Kopf.
XVII.
»Die Kollegen haben Dürselens Laptop geknackt. Sie hat eine detaillierte Liste angelegt. Alle Freier fein säuberlich in einer Excel-Tabelle aufgelistet: Name, Adresse, Vorlieben, Datum ihrer Dienstleistung und ihr jeweiliges Honorar. Sehr interessante Buchführung. Nicht nur fürs Finanzamt.« Rüdiger Bittner übergab Frank die ausgedruckte Liste.
»Und? Interessante Namen dabei?« Frank blätterte in den Fotokopien.
»Wie man’s nimmt. Wir haben den Großteil schon mal per PC überprüft: die meisten brave Familienväter. Ein paar Geschäftsleute aus Mönchengladbach, Breyell und Viersen. Die werden sich alle nicht freuen, wenn wir sie besuchen. Ich hör sie schon jammern, dass wir nicht so viel Aufhebens machen, bitte ihre Frauen nicht informieren sollen. Wie üblich.« Bittner grinste breit. »Dann sind da noch ein paar Namen, die du sicher aus der Zeitung kennst. Lokalpolitiker. So unterschiedlich sie in ihrem politischen Programm auch sein mögen, in einem waren sie sich einig: hinsichtlich der Qualitäten von Julia Dürselen. Quer durch die Fraktionen haben sie sich regelmäßig und vergleichsweise oft von ihr ›bedienen‹ lassen.«
»Namen?«
»Lies selbst. Du wirst dich wundern.«
Frank ließ seinen Finger über die alphabetisch sortierte Liste gleiten. Dann pfiff er leise durch die Zähne. »Ich glaub’s nicht. Alle Farben vertreten.«
»Sag ich doch.«
»Die haben sich sozusagen die Klinke in die Hand gegeben, wenn ich mir die Daten ansehe. Quer durch die sogenannten besseren Kreise. Hier, selbst einer von den Linken.«
Rüdiger Bittner suchte sich einen Stuhl und setzte sich. »Wer im Besitz dieser Liste ist, hat ein ganz besonderes Pfand in der Hand. Mit den Namen könntest du ein hübsches Geschäft machen. Die würden alle zahlen. Da bin ich mir sicher.« Er schlug die Beine übereinander und sah Frank zufrieden an. »Mit dieser Liste hat Julia Dürselen viel für ihre Altersvorsorge getan.«
»Du meinst, sie hat ihre Freier erpresst?«
»Mag sein. Vielleicht nicht aktuell. Es reicht doch schon, dass sie ihren Kunden erzählt hat, dass es diese Liste gibt. Sie musste so etwas in der Hand haben. Als Rückversicherung. Schließlich hat sie alleine gearbeitet.«
»Ich frage mich, ob nur wir im Besitz dieser Liste sind. Wenn nicht, ist sie aus genau diesem Grund umgebracht worden. Jemand wollte eine, vielleicht nur potenzielle, Erpresserin loswerden und hat zugeschlagen.«
»Okay. Das ist euer Job.« Bittner schlug sich auf die Oberschenkel
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