Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Ausrufezeichen. Mehr würde sie zu Zenzi nicht sagen.
Die nächsten Minuten verbrachten die beiden schweigend. Die Kellnerin vertiefte sich in das Polieren der Gläser. Robert Mayr sah ihr eine Weile dabei zu und verlegte sich dann auf das Studium der Karomuster auf den verschiedenen Tischdecken.
»Haben Sie schon eine heiße Spur?« Daniela klappte den kleinen Spülautomaten zu und legte ihr Handtuch zusammen.
»Nein, nicht wirklich.«
»Aha. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so etwas Grausames tut. Einen Menschen aufhängen. Ein Toter, hier in Moosbach. Das hat es noch nie gegeben. Einen Mord.« Die Kellnerin schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie damit diese unabänderliche Tatsache aus der Welt schaffen.
»Es gibt niemals den richtigen Ort für einen Mord. Moosbach ist genauso ungeeignet wie Kempten oder jede andere Stadt auf der Welt.«
Robert Mayr musterte die junge Frau. Sie trug das Dirndl bestimmt nicht jeden Tag, es war sicher ihre Arbeitskleidung. Ihre kraftvollen Bewegungen und ihr drahtige Gestalt verrieten dagegen die trainierte Sportlerin.
Daniela Huber hatte seinen taxierenden Blick bemerkt. »Das Dirndl trage ich nur beim Kellnern. Das gehört sich so in einem Gasthof.«
»Ich wollte Sie nicht anstarren.« Mayr hob die Hand. »Entschuldigung. Das ist eine Art Berufskrankheit. Ich merke das schon gar nicht mehr.«
»Keine Ursache. Sie müssen für Ihre Arbeit eine gute Beobachtungsgabe haben. Das verstehe ich.« Die Kellnerin kam auf ihn zu.
»Wollen Sie sich nicht setzen?« Robert Mayr machte eine einladende Handbewegung.
»Eigentlich habe ich ja keine Zeit.« Unschlüssig blieb sie an seinem Tisch stehen.
»Sie machen auf mich den Eindruck, als wollten Sie mir etwas erzählen.« Er wiederholte seine einladende Handbewegung.
»Ich? Nein. Ich wüsste nicht, was ich Ihnen erzählen sollte.« Daniela Huber blieb stehen.
»So, einmal Frühstück. Wurst und Käse ist genug da. Und Nachschub gibt’s auch.« Martin Mader kam ebenso schwungvoll aus der Küche zurück und stellte das üppige Frühstück vom Tablett vor Robert Mayr zurecht. Der Wirt nickte schließlich zufrieden. »An Guate.«
»An Guate«, wünschte auch Daniela Huber und folgte ihrem Chef durch den Nebenraum auf die Kegelbahn.
Wer soll das alles essen, war Robert Mayrs erster und keineswegs ernst gemeinter Gedanke, als er mit Vorfreude den Wurst- und Käseteller, das Brot- und Brötchensortiment sowie Marmelade und Honig inspizierte. Zufrieden rieb er sich die Hände und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Der Tag hätte nicht besser beginnen können.
»Es war ja ein starkes Gewitter in der Nacht.« Daniela Huber war auf ihren leisen Sandalen aus dem Nebenraum zurückgekommen.
»Stimmt.« Genüsslich kaute er an einer Scheibe Brot, belegt mit einer dicken Scheibe Bergkäse. »Haben Sie Angst vor Gewitter?«
»I wo.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich schalte höchstens den Fernseher ab.«
»Sie haben in der Nacht ferngesehen?« Der Käse war unschlagbar gut.
»Nein. Ich habe in der Küchen gesessen und eine Milch getrunken. Ich hab nicht schlafen können. Aber nicht wegen dem Gewitter.«
»Aha.« Von dem Käse würde er vom Wirt ein Stück zum Mitnehmen erbitten.
»Eines meiner Mädels war krank, und ich hab nach ihr g’schaut. Und dann hab ich mir eine Milch warm gemacht und in der Küchen gesessen und auf das Donnern gelauscht. Und die Blitze gesehen, die über dem Dorf niedergegangen sind. Es war fast wie der Jüngste Tag. Es war so schrecklich schön, wie das gewaltige Licht in der dunklen Küchen über die Tassen und Töpfe gezuckt ist.«
»Ich finde die Stille nach den Einschlägen immer besonders gespenstisch.« Robert Mayr goss sich Kaffee nach.
Daniela Huber wollte zustimmend nicken, besann sich dann aber. »So richtig still ist es nicht gewesen, wenn ich’s mir recht überlege.«
»Nicht?«
»Jetzt fällt es mir ein. Ich habe nach einem Blitzeinschlag Geräusche von einem Motorrad gehört. So ein dumpfes Grollen. Es könnten auch zwei Motorräder gewesen sein.«
Der Kriminalhauptkommissar setzte seine Tasse ab, ohne zu trinken. »Warum ist Ihnen das aufgefallen? Es fahren doch sicher öfter Motorräder durchs Dorf.«
»Sicher, die drehen auch meist voll auf, wenn sie zum Beispiel unten am See entlangbrettern. Mir ist das nur aufgefallen, weil, es hat so geklungen wie ein dunkles Blubbern, als wenn das Motorrad im Leerlauf gestanden wär. Das ist doch merkwürdig. Mitten in der
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