Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
ich jetzt gehen?«
Der Kommissar hob die Hand. »Einen Augenblick noch. Wissen Sie eigentlich, was Sie da gerade gesagt haben?«
»Über Moosbach?«
»Nein, über das Motorradgeräusch.« Robert Mayr hatte sein Mobiltelefon schon aus der Jackentasche gezogen. Er musste die Spurensicherung informieren.
»Nein.«
»Wenn das stimmt, was Sie sagen, dann kann es sein, dass Sie den oder die Mörder von Ernst Büschgens gehört haben.«
»Und was ist mit dem Feuer?«
»Was meinen Sie damit?« Mayr hatte schon die Nummer gewählt.
»Ich meine, wenn es kein Blitzschlag war?«
Der Kriminalhauptkommissar ließ das Handy langsam sinken. »Hat sich das also schon herumgesprochen?«
»Na ja, ich will nichts Falsches sagen. Aber es könnte doch wirklich sein, dass der Blitz den Brand nicht ausgelöst hat. Vielleicht hat es ja schon gebrannt.«
Robert Mayr nickte zögernd. »Wir haben in der Tat Reste von Brandbeschleunigern gefunden. Ist Büschgens eigentlich einmal mit dem Motorrad in Moosbach gewesen?«
Er nahm das Kopfschütteln der Bedienung nur noch mit halbem Auge wahr. Er musste jetzt anrufen. Dringend. Motorräder. Reifenspuren. Vielleicht etwas im Schutt, das einem Biker zugeordnet werden könnte. Ein Abzeichen, irgendwas. In seine Gedanken schoben sich die Geräusche aus seinem Mobiltelefon.
Daniela Huber deutete wortlos auf das Telefon in Mayrs Hand. Sie hätte zu gerne gewusst, was im Kopf dieses seltsamen Kommissars vorging. Sonderlich intelligent sah er jedenfalls gerade nicht aus.
Unwillig riss Mayr den Hörer an sein Ohr. »Was? Natürlich habe ich angerufen! Los, bewegt euch! Und bringt verdammt noch mal die ganze Truppe mit. Was? – Ja.« Mayr überflog mit den Augen den Frühstückstisch. »Vielleicht habt ihr doch etwas übersehen. Ja. Ja!«
Aber es war nichts mehr zu retten. Weder von seinem Frühstückstisch noch am Brandort. Im Grunde hatte er die Antwort der Kollegen schon gewusst, als er sie durch das Telefon angebrüllt hatte.
Ratlos hatte er mitansehen müssen, wie seine Kollegin, die noch nicht lange als Brandermittlerin arbeitete, unter strahlend blauem Himmel den Trümmerhaufen musterte, in den Resten stocherte, kopfschüttelnd über Balken kletterte und hier und da in die Hocke ging. Eine halbe Stunde ging das nun schon so.
Und mit jeder Minute waren mehr Moosbacher stehen geblieben, um Zeuge des seltsamen Schauspiels zu sein: eine Frau in Weiß, größer als ihre Kollegen, wie die Jungfrau von Orleans, inmitten einer schwarzen Ruine, beobachtet von einem offenbar orientierungslos hin und her laufenden Polizeibeamten in Zivil, der sich zudem ständig durchs Haar fuhr, sodass es ihm vom Kopf stand, als habe er in eine Steckdose gefasst.
Schließlich war Katharina Höbel zu ihm gekommen. Beim Aussteigen aus ihrem weißen Einmaloverall schüttelte sie den Kopf. »Da ist wirklich nichts mehr. Ich weiß überhaupt nicht, was ich hier soll. Nix. Kein Abzeichen, keine Tankquittung, rein gar nix. Der Regen. Die Feuerwehr, die Kollegen. Die haben ganze Arbeit geleistet. Ich kann keine Anhaltspunkte für die Anwesenheit von einem oder mehreren Motorradfahrern finden.«
Sie schüttelte ihr volles dunkles Haar in Form und hob dann bedauernd die Schultern. »Brauchst du uns noch?«
Robert Mayr starrte auf die verkohlten Balken. Auch wenn er es anders hätte haben wollen, sah er, wenn er ehrlich war, ebenso schwarz wie Katharina. »Danke, dass du gekommen bist.« Er klang mürrischer, als er wollte.
Seine Kollegin lächelte trotzdem. »Keine Ursache. Ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir? Alles in Ordnung bei dir?«
Diese Frage hatte Robert Mayr am allerwenigsten erwartet, und er konnte den Gedanken an ihre kurze gemeinsame Zeit im Augenblick überhaupt nicht gebrauchen. »Danke. Alles klar.«
Katharina Höbel sah ihn einen Augenblick fragend an, wandte sich dann aber zum Gehen. »Das ist doch schön.«
Ihr Sarkasmus traf ihn tiefer, als er erwartet hatte. Sie hatte alles Recht dazu, aber es tat weh. »Mach’s gut«, murmelte er ihr hinterher. Er hatte gedacht, dass Katharina die Verletzungen, die er ihr damals mit seiner Entscheidung zugefügt hatte, längst verkraftet hätte.
Robert Mayr sah ihr nach, bis sie in ihrem Wagen verschwunden war. Sie war eine sehr attraktive Frau, aber sie war kompliziert. Zumindest für ihn. Er hatte sich immer wieder an ihrer fordernden Art verbrannt und das nicht lange ertragen.
»Was jetzt?« Ein Kollege von der Spurensicherung
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