Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Nacht.«
»War das bei Ihnen vor dem Haus?« Ein Motorrad! Ein ungewöhnlicher Umstand für das nächtliche Moosbach. Warum sonst hätte die Kellnerin darauf geachtet?
Daniela Huber schüttelte den Kopf. »Wir wohnen ja direkt an der Dorfstraße, an der Ecke vom Alten Brauhaus und der Kirche. Nein, das war weiter oben. Da, wo es gebrannt hat, ungefähr. Das Geräusch war auch eine ganze Zeit zu hören.«
»Am Bichler-Hof?« Mayr legte seine Serviette achtlos zur Seite. Warum hatte sie das nicht schon früher ausgesagt? »Sie meinen, das könnte mit dem Feuer zusammenhängen?«
»Nein, ja, nein.« Daniela Huber war irritiert. Was hatte der Kommissar mit einem Mal? Er tat ja gerade so, als hockte sie in einem Verhör. »Ich weiß nur, dass ich ein Motorrad gehört habe, so eine schwere Maschine muss das gewesen sein, wie sie hier beim Kreuz schon mal stehen, wenn die ganzen Biker kommen.« Die Kellnerin ärgerte sich schon, dass sie dem Kommissar überhaupt etwas gesagt hatte.
»Und dieses Geräusch konnten Sie bis zu Ihrem Haus hören? Sind Sie sich ganz sicher?«
»Wenn es still ist im Dorf, hören Sie nachts jedes Geräusch. Und so eines auf jeden Fall. Zuerst habe ich gedacht, das hat mit dem Donnern zu tun, aber dann habe ich es erkannt. Ist das jetzt wichtig? Ich muss mich wieder um die Wirtschaft kümmern.« Daniela Huber wandte sich zum Gehen.
»Warten Sie. Setzen Sie sich.« Seine Einladung klang nun wie eine Anordnung.
Daniela Huber folgte zögernd.
»Machen Sie nicht so ein erschrockenes Gesicht. Es ist nichts Schlimmes passiert. Sie haben nichts falsch gemacht. Ich möchte nur mehr wissen über jene Nacht.«
Sie nickte zögernd.
Ihr ganzer Körper war eine einzige Anspannung, schien es Mayr. Er meinte jeden ihrer Muskeln sehen zu können. »Sind Sie nicht befragt worden?« Robert Mayr lächelte sie aufmunternd an. Er kannte Frauen wie Daniela Huber. Jetzt nur keinen Fehler machen, sonst würde er bei ihr gegen eine unsichtbare Wand laufen.
Die Kellnerin ordnete mit einer Hand ihr halblanges Haar. »Ja, schon. Aber das mit dem Motorrad ist mir dabei nicht eingefallen. Ich war so schockiert von dem Brand und dem Tod von dem Herrn Büschgens. Das war so ein feiner Mensch. Ich habe ihn gemocht.« Sie zögerte. »Eigentlich jeder hier im Ort. Na ja, wenn man mal davon absieht, dass er den Bichler-Hof gekauft hat. Das hat natürlich einigen hier im Dorf nicht geschmeckt.«
»Sie haben den Streit mitbekommen?«
»Streit? Was heißt schon Streit. Die Leut haben getratscht, und am Stammtisch«, sie deutete auf den langen Nebentisch, »haben sie sich das Maul zerrissen. Aber das tun sie ja immer schon, über die Leut reden.«
»Sonst haben Sie nichts mitbekommen?« Mayr hatte sein Frühstück mittlerweile vergessen.
Die Kellnerin dachte einen Augenblick nach. »Nein. Aber ich geb auch nix auf das Geschwätz der Leut. Sollen die doch reden. Mich hat das nicht sonderlich interessiert. Ich war froh, dass der alte Hof vor dem Verfall gerettet war. Immerhin ist er, war er der älteste noch erhaltene Hof hier in der Gegend, noch ganz aus Holz gebaut.«
»Wer hätte Ihrer Meinung nach ein Motiv für ein, sagen wir mal, Verbrechen?«
»Gott bewahre, da kenn ich keinen.« Sie klang ehrlich entsetzt.
»Und zum Mader kommen öfter Motorradfahrer?« Mayr wollte ihr Zeit lassen, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass ihr Dorf doch nicht so idyllisch war.
»Haben Sie die Hinweisschilder nicht gesehen? Biker willkommen.«
»Rocker?« Robert Mayr wusste die Antwort.
Daniela Huber musste lachen, ihre hellen Augen musterten Mayr amüsiert. »Rocker haben wir hier keine. Jedenfalls keine echten. Keine Bandidos oder Hells Angels, wenn Sie die meinen. Nein, nein, das sind Motorradklubs, Männer und Frauen, meist im gesetzten Alter. Ärzte, Rechtsanwälte, Polizisten.«
»Sie kennen sich aus.«
»Ich kellnere schon lange hier. Da lernt man die Menschen kennen. Oben im Flur hängt eine Urkunde. Darauf steht, dass der Martin anerkannter Polizeiwirt ist.«
»Ich meine die Bandidos und Hells Angels.«
»Man liest und hört halt so allerhand. Wir leben hier nicht hinter dem Mond, wenn Sie das meinen, Herr Kommissar. Auch die Moosbacher wissen, was in der Welt draußen passiert.«
Robert Mayr fühlte sich ertappt. »Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.« Sein Lächeln verunglückte zu einem betretenen Gesicht.
Daniela Huber nahm sein Grinsen als Signal, dass das Gespräch beendet war. »Darf
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