Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Außerdem haben wir noch nichts konkret geplant.«
»Dann fahrt doch ins Allgäu.«
Daher wehte der Wind! Schrievers meinte wohl, dass er in Moosbach einen Arbeitsurlaub verbringen könnte.
»Lass stecken, Jürgen. Das macht Lisa niemals mit.«
»Ich meine ja nur.« Der Archivar griff nach seiner Serviette. »Gertrud hat mit einer Nachbarin gesprochen, und die hat in ihrem Turnverein eine Turnschwester, die regelmäßig ins Allgäu fährt. Und die hat offenbar eine Superadresse.« Schrievers kramte in seiner Hemdtasche und zog einen Zettel hervor. »Hier: Monika Böck, Dorfstraße. Muss total nett sein.«
»Versuch’s nicht, Schrievers. Dazu kann ich Lisa bestimmt nicht bringen. Außerdem werden die Kemptener nicht gerade erfreut sein, wenn ein Preuße vor Ort in ihre Ermittlungen reinpfuscht. Du kennst doch jetzt diesen Jakisch, oder? Mit dem kannst du dich ja gerne austauschen. Ihr seid doch sowieso fast miteinander verwandt, wo ihr quasi gemeinsame Wurzeln habt.«
»Blödmann. – Ich hab’s ja nur gut gemeint.« Schrievers steckte den Zettel zurück in seine Hemdtasche.
»Nein, ja, nein, trotzdem: Danke, dass du dir Gedanken um unseren Urlaub machst.«
Heinz-Jürgen Schrievers stellte für den Rest des Mittagessens die Unterhaltung ein. Sollte Borsch doch gucken, wo er blieb. Wenn er, also Schrievers, mit seiner Frau so umgehen würde wie Borsch mit seiner Lisa, hätte Gertrud ihm jedenfalls schon längst die Koffer vor die Tür gestellt. Das war mal amtlich. Kein Wunder, dass Borsch und Lisa noch nicht geheiratet hatten. Er sah zwischendurch zu Laumen hinüber, um sich dann rasch wieder kopfschüttelnd abzuwenden. Lisa hatte allen Grund zu zögern, dazu war in den vergangenen Jahren zu viel passiert.
Was mochte Schrievers jetzt denken, überlegte Frank, während auch er ebenfalls kopfschüttelnd Laumen beobachtete. Erst als Laumen sich zu ihnen umdrehte und dabei demonstrativ seinen Dessertlöffel genüsslich ableckte, schaute Frank wieder weg. Sie würden nie Freunde werden. Und das war auch gut so.
XVIII.
»Nicht nur Musik?« Robert Mayr sah Jakisch mäßig interessiert an. »Sondern?«
Wie immer, wenn er aufgeregt war, fuhr Carsten Jakisch sich durch seine kurz geschorenen roten Haare, die er zu allem Überfluss am Morgen aufwendig gegelt hatte.
»Also, das meiste ist Musik. R’n’B, Hiphop, Soul und so Sachen. Was junge Frauen eben gerne hören.«
»Weiter.« Robert Mayr war ungeduldig. Die Kollegen Kuhlinger und Günter Wolf hatten recht. Statt direkt zur Sache zu kommen, verlor Jakisch sich in Nebensächlichkeiten. Man merkte einfach, dass er kein echter Allgäuer war.
Carsten Jakisch fuhr sich erneut über die harten Stoppeln. »Eine CD war als Musikdatei getarnt. Die KT hat darauf aber eine Liste mit Namen, Adressen, Summen etc. gefunden. Niemand von denen ist hier gemeldet. Und«, er räusperte sich und merkte, dass er rot wurde, »zu jedem Namen sind auch sexuelle Vorlieben genannt. Und dann sind auf der CD noch jede Menge Fotos.«
»Und?« Diese Liste haute ihn nicht unbedingt vom Hocker. Das konnte alles Mögliche sein. Aber die Fotos! »Mensch, Kriminaloberkommissar Jakisch, kommen Sie endlich zur Sache.«
»Ich habe niemanden erkannt. Obwohl, vielleicht doch.«
»Jakisch!« Mayr war so laut geworden, dass aus dem Büro nebenan das Scharren von Stühlen zu hören war und nahezu zeitgleich zwei Kollegen im Türrahmen erschienen. Mit einem Blick hatten sie Mayrs hochroten Kopf gedeutet und waren mit einem vielsagenden Blick auf Jakisch wieder verschwunden.
»Ich würde mich freuen, wenn Sie mich nicht anschreien würden.« Carsten Jakischs Miene war wie versteinert. Ein rotes rundes Gesicht, kurz davor auseinanderzufliegen.
Unbeeindruckt machte Robert Mayr eine ungeduldige Handbewegung. »Also?«
»Ein Gesicht kam mir dann irgendwie doch bekannt vor. Ich habe lange überlegt, bis es mir einfiel. Es ist Büschgens, den ich erkannt habe. Obwohl er auf dem Foto Motorradklamotten trägt und halb verdeckt zwischen ein paar hübschen Frauen steht. Büschgens, dieser tote Zugereiste vom abgebrannten Bichler-Hof.« Carsten Jakisch atmete tief und lange aus und entspannte sich sichtlich.
»Wissen die Preußen schon davon?«
Jakisch witterte seine Chance. »Ich glaube nicht. Ich wollte das erst mit Ihnen besprechen, Chef.«
Bei »Chef« zuckte Mayr unmerklich mit den Augenbrauen. Immerhin brachte er ein knurrendes »Is scho recht« zustande. Er musterte Carsten Jakisch lange, bevor
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