Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
verschickt.«
»Bitte, ich flehe Sie an, tun Sie das nicht. Ich flehe Sie an. Ich brauche noch Zeit.«
»Liefern Sie. Und zwar bald.«
In der Leitung klickte es.
Mit dem Telefon in der Hand stand er an seinem Bürofenster. Unten auf der Straße ging das Leben seinen gewohnten Gang. Niemand von den Menschen dort ahnte, dass er kurz davor stand, seinen Verstand zu verlieren. Es musste eine Lösung geben. Für alles im Leben gab es schließlich eine Lösung. Er musste sie nur finden.
»Das nennt ihr Biergarten?« Carsten Jakisch drehte sich auf seinem Stuhl um. »Hier ist ja gar nichts los.«
»Das ist sogar ein bayerischer Biergarten. Du kannst dein Essen selbst mitbringen.«
»Toll.« Jakisch klang nicht sonderlich beeindruckt.
»Na ja«, musste Ecki zugeben, »früher war hier deutlich mehr los. Hat sich offenbar noch nicht rumgesprochen, dass der neue Betreiber mit einem anderen Konzept arbeitet.«
»Wenn der Ruf einmal hin ist, kommst du kaum wieder hoch.« Das galt für nahezu jeden Lebensbereich. Carsten Jakisch musste an seinen Kollegen Robert Mayr denken, der noch nicht einmal nachgefragt hatte, ob er schon Neuigkeiten für ihn habe. Offenbar hatte er kein sonderliches Interesse an der Ermittlungsarbeit der niederrheinischen Kollegen. Oder an seiner Arbeit. Aber darüber würde er später noch einmal nachdenken. Jetzt hatte er erst einmal Hunger.
»Hier ist Selbstbedienung.« Schrievers zeigte auf das Banner, das neben das grüne Holzhäuschen gespannt war, in dem der Schankkellner auf Kundschaft wartete.
»Bayerischer Biergarten eben.« Jakisch nickte gelassen und sah fragend an der hellen Stuckfassade empor, die sich am Ende des Biergartens in den blauen Himmel erhob.
»Haus Erholung.« Der Archivar deutete auf das Wasserbecken und die niedrigen Buchsbaumhecken. »Das war mal der Garten des Hauses.«
»Sieht aus wie ein französischer Barockgarten. Na ja, ein bisschen jedenfalls.«
»Und könnte dringend einen Gärtner gebrauchen. Das Unkraut macht das ganze Bild kaputt.«
»Seit wann interessierst du dich für Gartengestaltung und Unkrautjäten?« Ecki schlug Frank auf die Schulter. »Ein kühles Weizen?«
Noch bevor Frank antworten konnte, sprang Jakisch auf. »Ich besorg mal eine Runde.«
Der muss auch noch eine Menge lernen, dachte Frank und beobachtete seinen Allgäuer Kollegen, der mit beiden Händen gestikulierend auf den Kellner einsprach, der lediglich nickte und dann mehrere Flaschen Weizenbier aus einem Kühlschrank nahm.
Seinen besten Mann hatte Mayr ihnen jedenfalls nicht geschickt, das hatte er sich gleich gedacht, als der Kommissar aus Kempten die MK auf den neuesten Stand der Allgäuer Ermittlungen gebracht hatte. Nervös hatte er neben dem Flipchart gestanden und umständlich die Fakten referiert. Im Hintergrund hatte Frank seinen Kollegen Thiel gehört, der halblaut das aussprach, was alle dachten: »Mach voran, Pumuckl. Wir haben zu tun.«
Jakisch hatte nicht erkennen lassen, ob er Thiels Bemerkung gehört hatte. Linkisch, aber unbeirrt hatte er seinen Vortrag fortgesetzt. Am Ende waren sie allerdings keinen Schritt weiter. Aus den süddeutschen Erkenntnissen hatte sich nicht ein neuer Ermittlungsansatz ergeben. Einziges Ergebnis der Besprechung war der neue Spitzname des Bayern gewesen: Pumuckl. Wobei Knödel auch gepasst hätte. Das Stoppelhaar betonte nämlich seine Schädelform und ließ Jakischs Gesicht und Kopf wie einen übergroßen blassen Knödel erscheinen.
Frank sah Jakischs roten Haarschopf im Sonnenlicht glänzen. Bisschen viel Gel. Dabei befand sich der Kommissar aber in guter Gesellschaft. Auch der Kellner hatte sein dunkles, fast schwarzes Haar mit viel Gel nach hinten gekämmt.
»Wie mag wohl sein Meister Eder aussehen?« Frank drehte sich zu Schrievers und Ecki.
Ecki runzelte die Stirn und verstand erst beim zweiten Nachdenken. Er musste grinsen, sagte aber nichts.
»Lederhose und Seppelhut.« Schrievers gluckste. »Das ist in Bayern Pflicht. Auch bei der Polizei.«
Carsten Jakisch balancierte ein Tablett mit Weißbiergläsern an ihren Tisch und hatte Schrievers’ Bemerkung gehört. »Und ihr Preußen kennt nur plattes Land.« Er setzte sich und verteilte die Gläser. »Was wisst ihr schon vom Allgäu? Es gibt auf dieser Erde keinen schöneren Fleck. Na ja, außer Schwalmtal vielleicht.«
Schrievers schmunzelte.
Die nächste halbe Stunde tauschten Schrievers und Ecki Urlaubserinnerungen an die grünen oder mit Schnee bedeckten Berge und die
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