Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
eine lästige Ansammlung von Hügeln auf dem Weg nach Italien.
Die Ermittlungen. Die Ermittlungen! Die Staatsanwältin hatte schon zweimal nachgefragt, wann er denn gedenke, den Fall abzuschließen. Auch der Bürgermeister von Sulzberg hatte sich schon besorgt erkundigt, ob die beiden Morde schon geklärt seien. Tote am Rottachsee waren schlecht für das Geschäft mit den Touristen. Der Gemeinderat habe schon überlegt, ob und wie man die polizeilichen Untersuchungen unterstützen könne. Man sei sich ja vollkommen sicher, dass der Täter kein »Hiesiger« sei. Die Menschen von Sulzberg, Moosbach, Graben oder Öschle seien allesamt friedfertige Bewohner einer bekanntermaßen friedfertigen Region.
Robert Mayr hatte es Thomas Hartmann nachgesehen, dass zwischen den Zeilen die Kritik an die Methoden der Kemptener Polizei gestanden hatte. Was sollte ein Bürgermeister auch anderes tun, als sich Sorgen um den Ruf seiner Gemeinde zu machen? Dazu war er schließlich gewählt worden. Und wer vermutete schon einen potenziellen Mörder unter den Bewohnern seiner Gemeinde? Er konnte den Bürgermeister verstehen. Vielleicht sollte er ihn sogar zu seiner Hochzeit einladen, überlegte Mayr für einen Augenblick. Als einen der ortsansässigen Honoratioren. Das machte man doch auf dem Land so, oder? Andererseits, Martina würde nicht begeistert sein. Sie hatte eine natürliche Skepsis gegenüber der Obrigkeit. Das stammte noch aus der Zeit, als sie an der Universität in München für bessere Studienbedingungen demonstriert hatte.
Robert Mayr sah aufs Wasser hinunter. Ein paar Surfer waren unterwegs. Ihre Segel schaukelten als Farbtupfer über den See. Familien fuhren Tretboot. Auf dem Wertacher Hörnle vermutete er Wanderer am Gipfelkreuz, wahrscheinlich waren auch welche den steilen Weg zum Ehrenmal am Grünten hochgestiegen oder saßen bei einer Brotzeit mit Käse auf der Schwandalpe.
Mayr seufzte mehrfach. Ihm bot sich ein Bild wie aus einem Urlaubsprospekt. Dann stutzte Robert Mayr mit einem Mal. Der See schien ihm etwas sagen zu wollen.
XXIII.
»Laumen. Was willst du?« Frank mochte es nicht glauben: Der Verwaltungsbeamte trug selbst bei diesen sommerlichen Temperaturen seinen kanariengelben Pullunder. Was Frank vollends irritierte, war die Tatsache, dass Laumen nicht schwitzte, nicht sichtbar jedenfalls. Dieser Typ hatte irgendwie nichts Menschliches.
Horst Laumen blinzelte nervös durch seine dicken Brillengläser. »Muss der Kollege aus dem Allgäu, dieser Jakisch, tatsächlich in diesem Hotel untergebracht sein? Das kostet mehr, als wir uns als Behörde leisten können. Du weißt, Borsch, dass das Ärger gibt.«
»Lass das mal meine Sorge sein, Laumen. Kümmer du dich um deine Akten. Geh in deine Kammer, und sprich mit ihnen und lass uns in Ruhe arbeiten.«
»Was fällt dir denn ein?« Horst Laumen plusterte sich in seiner gelben Oberbekleidung zu voller Größe auf.
»Je seltener du hier herumstehst, umso eher haben wir unsere Fälle gelöst, und Jakisch ist wieder auf dem Weg zurück ins Milch- und Käseparadies. Und, Laumen«, Frank deutete mit dem Kopf zur Tür, »Carsten Jakisch bleibt dort, wo er ist. Wir brauchen jeden Kollegen, frisch und ausgeruht. Nur ein zufriedener Ermittler ist ein guter Ermittler.«
»Das wird Konsequenzen haben, Borsch. Für dich und deinen Kollegen.«
»Lass Ecki aus dem Spiel.« Das »du Beamtenarsch« verkniff Frank sich. Er wollte den Bogen nicht überspannen. Auch angeschossene Kanarienvögel konnten gefährlich werden. Vor allem wenn sie in einer Verwaltung arbeiteten und jahrzehntelang Aktenstaub geschluckt hatten.
»Ich warne dich, Borsch.«
»Wenn du dich jetzt nicht verziehst, quartieren wir Carsten im neuen Hyatt in Düsseldorf ein. Da kostet schon der einfache Kaffee fünf Euro.«
Laumen war kurz vor dem Hyperventilieren. Auch schlecht für einen Kanarienvogel. Er verließ das Büro, ohne Frank noch eines Blickes zu würdigen.
»Was ist denn dem über sein Schwanzgefieder gelaufen?« Ecki schloss feixend die Tür hinter sich.
»Och, nix. Ich hab ihn nur ein bisschen gekitzelt.« Frank grinste breit.
Ecki setzte sich an den Schreibtisch und fuhr seinen PC hoch. »Wo ist Jakisch?«
»Unser Kollege ist im Archiv. Er geht zusammen mit Heini die Listen durch, die Mayr geschickt hat.«
»Und?«
»Hab von den beiden schon länger nichts gehört. Vermutlich erzählen sie sich ihre Familiengeschichten.«
»Pumuckl und Heini haben sich gesucht und
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