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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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Sache ist zu groß für dich. Du darfst sie nicht reizen. Sie werden es nicht verstehen. Die haben ihre eigenen Gesetze. Angenommen, sie wollen dich sehen, er will dich wiedersehen, was soll denn bei einem Treffen herauskommen? Was? Dass sie dich in ihre Mitte aufnehmen? Dass du eine von ihnen wirst? Mach dich nicht lächerlich. Du weißt, dass das niemals der Fall sein wird. Sie haben ihr Geschäft mit dir abgeschlossen, du hast unterschrieben. Mehr ist nicht. Und das weißt du. Hör also auf, dir etwas vorzumachen.«
    »Du hängst da mit drin. Wenn ich auspacke, bist du ebenfalls geliefert.«
    »Du weißt nicht, was du da sagst! Auspacken! Was heißt das? Nein, du weißt ganz genau, was das bedeutet! Du musst dich im Griff haben, sonst kann ich für nichts garantieren. Sie werden sich nicht unter Druck setzen lassen. Sie wissen, dass sie die besseren Karten haben. Versuch so kurz vor Schluss jetzt nicht, deine eigenen Geschäfte zu machen. Es geht kein Weg an ihnen vorbei, nur mit ihnen zusammen hast du eine Chance.« Er wechselte wieder in einen sanften Ton. »Und: Du solltest mir nicht drohen, Carina. Ich habe viel für dich getan. Vergiss das nicht. Sei nicht undankbar. Alte Männer haben dafür wenig Verständnis.«
    Sie überlegte. Leuchtenberg. So alt und schwerfällig er mit den Jahren geworden war, so schwer wog sein Wort bei seinen Geschäfts- und Verhandlungspartnern. Leuchtenberg hatte eine Menge Einfluss. Er hatte seine Finger in vielen Dingen. Über die Jahre waren zu den sauberen Geschäften auch einige schmutzige hinzugekommen. Er bewegte sich in der Grauzone zwischen Legalität und illegalen Transaktionen mit einer unglaublichen traumwandlerischen Sicherheit.
    Leuchtenberg kannte viele Menschen, unwichtige, aber vor allem wichtige. Emporkömmlinge. Möchtegerne. Politiker. Ernsthafte und gefährliche, aufgeblasene und korrupte. Er hatte über die Jahre ein Netz gewoben, in dem sich viele verfangen hatten, freiwillig und ohne dass sie es je gemerkt hätten. Er war die Spinne im Netz, die jeden aussaugen konnte, der ihr zu nahe kam. Er konnte sich auf dem reich gedeckten Tisch zu jeder Zeit bedienen, ohne dass sein ungleiches Gegenüber eine Chance zur Flucht hatte.
    Niemand hatte so ein Gespür für ein gutes Geschäft wie Ferdinand Leuchtenberg. Das hatte sie immer schon an ihm bewundert. Er war schon damals ihr väterlicher Freund gewesen. Damals, als sie in ihrem Leben nicht weiterwusste. Nachdem sie als junge Anwältin einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte. Und sie ihn weder sich noch ihren Vorgesetzten eingestehen konnte. Sie hätte sich nicht mit den Kreisen einlassen dürfen, in denen sich ihr Mandant bewegt hatte. Sie hatte damals nicht nachgedacht, als sie Bongarts vertreten und zugelassen hatte, dass seine Kumpel Beweismittel zur Seite schaffen konnten. Sie hatte sich etwas vorgemacht, sie hatte jede Gelegenheit genutzt, um den Fall vor Gericht zu gewinnen. Sie hatte noch nie verlieren können. Eine gute Voraussetzung, um als Anwältin arbeiten zu können, hatte ihr Vater ihr einmal gesagt. Aber dann hatte sie den Bogen überspannt. Sie hätte die Drogen nicht aus dem Versteck holen dürfen. Sie hätte wissen müssen, dass sie dabei gefilmt wurde. Bongarts’ Kumpel hatten ihr die Bilder gezeigt.
    Leuchtenberg hatte ihr damals geholfen, ohne zu fragen. Aber sie hatte auch so gewusst, dass sie irgendwann die Rechnung würde zahlen müssen. Das war ihr egal gewesen. Das war ihr immer schon egal gewesen. So hatte sie ihr Leben gelebt, und so war sie dahin gekommen, wo sie jetzt war. Dazu hatte auch gehört, dass Leuchtenberg für eine Nacht nicht nur ihr väterlicher Freund war. Es war ihr egal gewesen, hatte sie gedacht. Sie hatte so etwas wie Dankbarkeit zeigen wollen. Aber dann hatte sie sich vor seinem Fett und seinem Stöhnen geekelt. Aber auch das war vorbeigegangen. Liebe war auf ihrer Seite nicht eine Sekunde lang im Spiel gewesen.
    In gewisser Weise hatte sie sich seit damals treiben lassen. Das Leben war spannend. Nur jetzt war sie an einem Punkt, wo sie die Zügel selbst in die Hand nehmen wollte. Wenn die Italiener ihre Geschäfte durchziehen konnten, würde noch mehr Geld zu verdienen sein. Die Zeichen standen auf Übernahme. Das hatte sie längst erkannt. Die Italiener kauften Aktien von Baukonzernen wie andere Leute ihre Brötchen. Die Bewegungen an den Börsen sprachen ihre eigene Sprache. Eine Sprache, die Carina schon als junge Frau verstanden hatte und die ihr eine

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