Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Arme auf seine Schultern. »Dazu ist es schon zu spät. Und das weißt du auch.« Ihr Blick blieb kalt, und ihre Stimme hatte an Schärfe zugelegt. »Ich frage mich mittlerweile, ob ich dir noch vertrauen kann. Du sollst wissen, Ferdinand, ich komme auch ohne dich klar. Ich brauche dich nicht.«
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Ich habe immer meine Hand über dich gehalten. Ohne mich –«
Sie legte einen Finger auf seine Lippen. Die Wärme ihrer Haut widersprach ihren Worten. »Schweig.«
»Ich.« Schweiß lief in Strömen über Leuchtenbergs Rücken.
»Du hast mich schon verstanden.« Sie lächelte ihr kaltes Lächeln. »Aber du schwitzt ja. Noch ein Glas?«
Leuchtenberg schüttelte den Kopf. Carina stand kurz davor, ihn mit in den Abgrund zu reißen.
Torsten Linder legte die Mappe mit den Fotos auf den Tisch, dann schloss er seinen Laptop an den Beamer an. Die Kollegen der MK Tonne sahen den Leiter der Kriminaltechnik erwartungsvoll an. Frank hatte die Mordkommission im Lageraum neben der Leitstelle zusammengerufen. An den Wänden hatte er Gebietskarten aufhängen lassen, außerdem Fotos der Tonne samt Maßstab.
»Kollegen, ich will euch nicht mit den Details langweilen, die könnt ihr im Bericht nachlesen. Ich habe ihn für jeden von euch ausdrucken lassen. Also: Leenders hat genug Haut präparieren können.«
Auf der Leinwand erschienen die Hände der Leiche.
»Wir haben mit Mad Docs Hilfe die Fingerabdrücke identifizieren können.« Linder sah in die Runde. Er war zwar kein Fan des Gerichtsmediziners, aber einmal mehr froh über das professionelle Geschick Leenders’.
»Bei der männlichen Leiche handelt es sich um Rainer Wackerzapp, 43. Er hat auch schon mal den Aliasnamen Kevin benutzt. Wackerzapp ist in Düsseldorf gemeldet und in den vergangenen Jahren immer mal wieder aufgefallen. Ein Kleinkrimineller. Das Übliche: Betrügereien, auch mal Körperverletzung, Fahren unter Alkohol.«
Carsten Jakisch meldete sich zu Wort. Mit erhobener Hand sah er in die Runde, bevor er sprach. »Wie ist er in den See gekommen?«
»Er hat sich tragen lassen«, kam es halblaut aus den hinteren Reihen. Vereinzelt war ein Lachen zu hören.
Jakisch ließ sich enttäuscht zurücksinken. Von wegen freundlich und aufgeschlossen. Die Niederrheiner waren auch nicht besser als die Allgäuer.
Linder räusperte sich. Ihm tat der Kollege aus Kempten leid. »Die Frage ist eher: Wie kam Rainer Wackerzapp in die Tonne?« Er spielte die nächsten Fotos ein. »Wackerzapps Verwesungszustand war erheblich. Ich habe das Ergebnis von Leenders’ Untersuchungen und meinen Analysen zusammengefasst. Wackerzapp ist deutlich vor seinem Auffinden getötet worden. Er muss sehr gelitten haben. Aber das hat euch Leenders ja schon erklärt, dass er nicht an den massiven Schlägen auf den Kopf gestorben ist, sondern an den Tritten auf seinen Hals. Nun«, er räusperte sich, »wir haben an seiner Kleidung Teppichfasern gefunden. Sie gehören zu Industrieware, gibt’s in jedem Einrichtungshaus. Ihr könnt euch nebenan im Laden umsehen, die haben eine enorme Auswahl. Jedenfalls wurde Wackerzapp nicht in einen Isfahan eingewickelt. Er muss aber ein paar Tage in einem Teppich gelegen haben, also länger als die angenommenen 72 Stunden, bevor man ihn in die Spanngurte gewickelt hat.« Er deutete auf die nun eingespielten Fotos. »Die Gurte sind neu, also extra für die Tat gekauft, würde ich sagen. Die Marke gibt es nur in einer Bauhauskette. Wir haben das überprüft. Also: Wackerzapp hat in Düsseldorf-Bilk gelebt. Diese Spanngurte können in einem Baumarkt in der Nähe seiner Wohnung gekauft worden sein. Jedenfalls haben wir herausgefunden, dass in den vergangenen vier Wochen vier Packungen dieser Gurte in dem entsprechenden Baumarkt verkauft wurden. An Kunden, deren Postleitzahl mit dem Zustellbezirk übereinstimmen, in dem Wackerzapp gelebt hat. Alles deutet darauf hin, dass er in seiner Wohnung oder zumindest in seiner unmittelbaren Lebensumgebung getötet wurde.«
Jakisch versuchte es noch einmal. »Wie ist Wackerzapp in den See gekommen, wenn er doch aus Düsseldorf war?«
Frank nickte dem Kollegen zu. »Wenn es denn kein Zufall war, dass die Leiche ausgerechnet in Breyell aufs Wasser gesetzt wurde, dann hat er oder der Täter eine Beziehung zu der Region.« Er stand auf und trat an die in unterschiedlichen Grüntönen gehaltenen Gebietskarten. »Der Breyeller See liegt nicht weit von der A 61 weg, eher in unmittelbarer Nähe der
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