Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Abfahrt Breyell, um es genau zu sagen. Für den oder die Täter also leicht zu erreichen. Von Düsseldorf sind es bis Breyell mit dem Auto etwa dreißig Minuten. Die Gefahr, vorzeitig entdeckt zu werden, ist gering. Die Gegend ist sicher auch in der Landeshauptstadt als Naherholungsgebiet bekannt.«
Jakisch meldete sich erneut. »Profis waren da sicher nicht am Werk. Die hätten doch Beton benutzt.«
Der Kemptener hatte mit seiner Bemerkung ein intensives Gemurmel ausgelöst, in dem vereinzelt die Worte »Knödelpate« und »Pumuckl« zu hören waren.
»Kollegen«, Frank klopfte mit seinem Stift auf die Tischplatte, »eure frühkindlichen Fernseherfahrungen könnt ihr nach Feierabend austauschen. Jakisch hat recht. Und außerdem: Jeder kann in dieser Runde alles sagen, ohne dass er dafür scheel angeguckt wird. Oder?«
Allgemeines zustimmendes Nicken.
Jakisch lehnte sich zufrieden zurück. Endlich mal ein MK -Leiter, der seine Leute vorbehaltlos Ideen entwickeln ließ. Da war Mayr aus ganz anderem Holz geschnitzt. Na ja, wie hatte Schrievers so schön gesagt? Jeder Jeck ist anders.
Torsten Linder nickte. »Der oder die Täter haben nicht daran gedacht, dass der aufgedunsene Körper die ganze Tonne ausfüllt. Die gebohrten Löcher konnten ihre Wirkung nicht entfalten. Ich bin auch geneigt zu sagen, dass da keine Experten zugange waren. Die Leiche musste entsorgt werden, weil sie am ursprünglichen Ort nicht länger bleiben konnte, allein schon wegen der Geruchsbelästigung. Der Tatort könnte also eine Wohnung gewesen sein oder ein Haus in einer eng bebauten Nachbarschaft.« Er ließ den Beamer das letzte Foto zeigen. »Unsere Taucher haben im Breyeller See einen Bohraufsatz gefunden, der darauf hindeutet, dass die Löcher erst am oder im See in die Tonne gebohrt wurden. Das macht auch Sinn, wer will schon eine bestialisch stinkende Tonne im Kofferraum haben?«
Frank stand auf. »Ich fasse zusammen: Das Opfer kommt aus Düsseldorf, der oder die Täter haben eine Beziehung zum Breyeller See, vielleicht sind es Angler. Lasst uns die mobilen und stationären Radaranlagen auswerten. Und die Funkzellen im Umkreis. Vielleicht waren unsere Kunden ein wenig unaufmerksam beim Spurenverwischen.«
Ecki nickte. »Das Foto von Wackerzapp muss in die Presse, und zwar nicht nur in Düsseldorf. Ich kümmere mich darum, dass die Düsseldorfer Kollegen sich sein Umfeld mal ansehen.«
Frank schüttelte den Kopf. »Frag lieber, ob wir selbst ermitteln können. Vielleicht sind sie ja ganz froh, wenn wir ihnen die Arbeit abnehmen.«
Die Tür ging auf, und der Polizeipräsident betrat den Lageraum. Sofort richteten sich alle Augen auf ihn.
Der hat das Talent, immer zum richtigen Zeitpunkt aufzutauchen, dachte Ecki.
»Lassen Sie sich nicht stören, meine Herren.« Der Polizeipräsident nahm nickend einen Stuhl an, der ihm von einem der Ermittler eilfertig freigemacht wurde. Lässig wedelte er mit der Hand. »Ihre Show.«
Frank brachte ihn mit einer kurzen Zusammenfassung auf den Stand der Ermittlungen.
Der Polizeipräsident nickte und stand wieder auf. »Ich sehe, Sie sind auf einem guten Weg. Lassen Sie nicht nach. Ich weiß, dass ich mich auf Sie verlassen kann.« Er schaute in die Runde. »Wie ich mit Genugtuung feststellen kann: Die meisten Gesichter kenne ich ja noch aus der Soko Mirco. Respekt, meine Damen und Herren, Respekt. Und tun Sie mir einen Gefallen: Überlassen Sie den Düsseldorfern so viel Ermittlungsarbeit wie möglich. Sie haben hier genug zu tun. Den Mord an diesem Kleinkriminellen können wir ruhig abgeben. Das tut unserer äußerst dünnen Personaldecke nur gut. Apropos: Bitte denken Sie auch daran, dass wir nur begrenzte Mittel zur Verfügung haben. Kollege Laumen hat mir Aufstellungen und Berichte zur Verfügung gestellt, die mich nicht froh stimmen. Wir müssen auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel achten. Wir haben schließlich eine besondere Verantwortung dem Steuerzahler gegenüber. Bitte vergessen Sie das nicht. Guten Tag und viel Erfolg. Wie Sie wissen, ich stehe hinter Ihnen.«
Der Behördenleiter hatte kaum den Raum verlassen, als das Gemurmel wieder anhob. Mit Genugtuung und Schadenfreude registrierte Ecki, dass diesmal auffällig häufig die Begriffe »Betonschuhe« und »Tonne« fielen.
Carsten Jakisch sah sich verwundert um. Das kannte er aus Kempten nicht. Sollte einer die Niederrheiner verstehen.
XXVI.
Frank ließ seine Finger, die in Einmalhandschuhen steckten, durch die wenige
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