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Ein König für Deutschland

Ein König für Deutschland

Titel: Ein König für Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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schalteten schnell genug und setzten ihm nach, erwischten ihn auch und brachten ihn zu Fall. Doch er erwies sich als unerwartet stark, wand und wehrte sich und entglitt ihnen schließlich wieder; obwohl inzwischen die halbe Fernsehmannschaft hinter ihm her war, entkam der Mann unerkannt.
    ***
    Das galt es wohl unter der Rubrik ›Unerfreuliche Erlebnisse‹ abzulegen. Simon war froh, als er endlich wieder zu Hause war und sich umziehen konnte. Danach untersuchte er den Anzug. Er hatte ihn gemeinsam mit Frau Volkers gekauft, und er war teuer gewesen. Allerdings in der Tat auch ausgesprochen edel. Er hätte das nie geglaubt, bis er zur Probe hineingeschlüpft war und sich im Spiegel gesehen hatte … Kleider machten Leute; eine alte Weisheit.
    Trotz der raschen Erste-Hilfe-Maßnahmen derMaskenbildnerin waren die Flecken noch zu sehen. Er würde Frau Volkers fragen müssen, was man da tun konnte.
    Es klingelte. Simon seufzte. In letzter Zeit klingelte es ständig. War es nicht das Telefon, war es die Klingel an der Tür. Er hängte den Anzug zurück auf den Bügel und ging öffnen.
    Zwei große Männer standen vor ihm, jeder eine Sporttasche unter dem Arm, und Simon brauchte einen Moment lang, ehe er in einem von ihnen Leo erkannte. »Sie?«
    Leo nickte ernst. »Guten Abend, Hoheit.« Er deutete auf seinen Begleiter. »Darf ich vorstellen? Das ist Matthias Hofmeister, ein Freund und Kollege …«
    »Guten Abend, Hoheit«, sagte auch der mit einem Nicken, das beinahe ein Sich-Verneigen war.
    Simon machte die erstaunliche Erfahrung, dass man ungern ratlos wirkte, wenn man hartnäckig mit »Hoheit« angeredet wurde. Selbst wenn man nur eine Strickjacke und seine älteste Hose trug. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, erwiderte er, und wie von selbst geriet es ihm … nun ja, hoheitsvoll . Er öffnete die Tür. »Kommen Sie doch herein.«
    Und so standen sie dann da. Sie ähnelten einander: Beide waren sie zu groß und zu breitschultrig für das hiesige Treppenhaus und eigentlich auch für den Flur seiner Wohnung.
    »Wir haben von dem Anschlag heute gehört«, begann Leo.
    Simon schüttelte den Kopf. »Anschlag? Nein, so dramatisch war das auch wieder nicht …«
    Leo schüttelte den Kopf, und es lag etwas Unnachgiebiges in dieser Bewegung. »Es hätte aber dramatisch sein können . Deshalb haben wir beschlossen, Sie von nun an zu beschützen.«
    »Beschützen?«, entfuhr es Simon. »Mich?«
    »Ein König braucht eine Leibgarde«, sagte Leo.
    Das war ein Scherz, oder? Ein schlechter dazu. Simon sah von einem zum anderen. Nein, eigentlich wirkten die beiden jungen Männer nicht, als ob sie scherzten.
    »Eine Leibgarde?«, wiederholte er. »Ehrlich gesagt, finde ich das jetzt übertrieben. Abgesehen davon, dass ich nicht sehe, wie das funktionieren soll …«
    Leo setzte behutsam seine Tasche ab. Es hatte etwas von einer symbolischen Machtübernahme. »Wir werden uns völlig unauffällig verhalten. Wir werden einfach hier in Ihrem Flur sitzen und an Ihrer Stelle an die Tür gehen. Wenn Sie das Haus zu verlassen wünschen, werden wir Sie begleiten.«
    »Wir werden Sie nicht stören«, fügte der andere hinzu. »Wir haben so etwas schon oft gemacht.«
    »In ein paar Tagen werden Sie sich so daran gewöhnt haben, dass Sie uns kaum noch bemerken«, versprach Leo.
    Simon musterte die schwarze Ledertasche auf seinem Teppich, sah sich in dem winzigen, dunklen Flur um. »Wie wollen Sie denn das machen? Sie müssen doch auch einmal schlafen!«
    »Wir werden uns abwechseln.« Leo sah ihn ernst an. »Fast alle Kollegen aus meiner Firma sind auf Ihrer Seite, Herr König. Sechzehn Männer insgesamt. Wir machen das in unserer Freizeit, und bitte glauben Sie mir: Wir machen es gern.«
    Ein König brauchte eine Leibgarde? Allmählich nahm das alles verrückte Formen an …
    »Na schön«, meinte Simon. »Dann machen wir das eben so. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Zu essen?«
    »Danke, aber wir haben alles dabei, was wir brauchen«, sagte der andere, der Matthias hieß.
    »Und auf keinen Fall werden wir uns von Ihnen bedienen lassen, Hoheit«, fügte Leo hinzu. Er sah sich um, zögerte. »Allenfalls einen zweiten Stuhl könnten wir gebrauchen.«
    ***
    Am nächsten Morgen – Simon saß gerade beim Frühstück – rief Alex an und wollte wissen, wie er mit seiner Leibwache zurechtkomme.
    »Danke der Nachfrage«, sagte Simon, stand auf und schloss die Tür zum Flur. »War das Ihre Idee?«
    »Nein, Leo hat das alles auf eigene Faust

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