Ein König für San Rinaldi
heftig. „Weshalb sollte ich eifersüchtig sein? Auf etwas, das ich nicht will und immer ablehnen werde, selbst wenn du vor mir kniest und mich anflehst? Ich bin nur deine Ehefrau. Darum ist es meine Pflicht, mit dir ins Bett zu gehen. Das ist alles.“
„Deine Pflicht?“, wiederholte er. „Du meinst, wie es in Venedig deine Pflicht war?“
Er schien sie mit seinen Fragen wie ein Adler zu umkreisen, der eine Beute erspäht hatte. Die Spannung war förmlich greifbar. Natalia war viel zu weit gegangen. Warum war sie dieses Risiko eingegangen? Weil Zahra sie aufgebracht hatte?
„Dann wollen wir doch mal testen“, sagte er leise, „wie gut du Pflicht von Verlangen trennen kannst …“
Keine Frau hatte jemals eine so wilde Leidenschaft in ihm geweckt und ihn gleichzeitig dermaßen wütend gemacht. Natalia brachte ihn auf die Idee, sie zum Einlenken zu zwingen. Sie hatte seinen Stolz empfindlich verletzt. Und im Moment gab es nur ein Mittel, mit dem seine Wunden geheilt würden: ihre Tränen, ihre Reue und ihre tiefe Beschämung, wenn sie ihn um Verzeihung bat – und anschließend anflehte, sie zu nehmen.
„Bevor die Nacht vorüber ist, wirst du jede einzelne Beleidigung zurücknehmen“, versprach er und schlang die Arme um sie.
9. KAPITEL
Natalia lag nackt auf dem breiten Bett und bewegte sich nicht. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie versuchte erst gar nicht, sich gegen Kadir zu wehren. Dafür war er ihr kräftemäßig zu überlegen. Im Moment wünschte sie sich nur, dass er sie in Ruhe ließ. Und wenn er sie zuerst sinnlich bestrafte. Kadir spürte, wie sein Blut heftiger pulsierte, während sein Blick über die Frau vor ihm glitt. Im sanften Schein der Lampen schimmerte ihre Haut wie Honig. Augenblicklich stiegen die Erinnerungen in ihm auf. Daran, wie er sie das letzte Mal berührt hatte …
Er hatte es verdrängt. Genauso wie er aus seinem Gedächtnis verbannt hatte, wie erregt er gewesen war, wie wunderbar sie harmonierten. Doch nun sah er wieder alles so deutlich vor sich, dass sein Verlangen sich unaufhaltsam steigerte und ihm regelrecht die Selbstbeherrschung raubte. Sie hatte ihn herausgefordert, und die Unterstellungen konnte er nicht unwiderrufen stehen lassen. Nur darum tat er es. Einen anderen Grund gab es nicht, denn diese Frau bedeutete ihm nichts.
Den Moment voll auskostend, strich Kadir über Natalias Körper. Er wollte sie gnadenlos die eigenen Schwächen spüren lassen. Daran zweifelte sie nicht. Mit den Fingerspitzen tastete er über ihren Hals, verzehrend langsam streichelte er ihre schmale Taille und den Bauch. Dann wiederholte er die süße Qual und berührte wieder ihren Hals.
Sie wagte kaum zu atmen. Hätte sie tief Luft geholt, wäre ihm aufgefallen, wie stark er auf sie wirkte. Das hätte er als Schwäche ausgelegt. Natalia wollte ihm keine zeigen.
Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass sie von einem leichten Beben erfasst wurde. Es lag sicher nur an der kühlen Luft, die vom Innenhof ins Zimmer wehte. Das war weiter nichts. Entschlossen bemühte Natalia sich, das sanfte Ziehen zu ignorieren, das tief in ihrem Körper einsetzte. Dagegen konnte sie sich wehren.
Zärtlich küsste Kadir ihre Wange und strich mit der Zunge darüber.
Warum tat er ihr das an? Wieso wusste er, wie stark die kleinste seiner Berührungen sie erregte?
Vergeblich versuchte sie, das Verlangen zu unterdrücken, ihn zu lieben. Am ganzen Körper vor Sehnsucht zitternd, wollte sie Kadir von sich schieben. Er umfasste ihre Hände und drückte sie aufs Bett. Nichts hinderte ihn daran, mit dem Mund über ihre Haut zu streichen. Bei jedem heißen Kuss fühlte Natalia, wie ihr Begehren wuchs, unaufhaltsam, bis sie kaum noch klar denken konnte.
Seine Zunge strich über eine Brustspitze. Natalia konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken und flehte ihn an aufzuhören.
„Ganz sicher?“, flüsterte er mit tiefer Stimme.
„Ist dir das hier nicht lieber?“, fragte er leise und streifte mit seinen Lippen ihre Brust. Er ließ Natalias Hände los und streichelte die Brustspitzen so sinnlich, dass sie glaubte, nie etwas Aufregenderes erlebt zu haben.
Sie war fassungslos und beinahe verzweifelt. Sie war doch kein Mädchen mehr, das sich von einem kleinen Glücksgefühl überwältigen ließ. Von vornherein hätte sie diese Situation abwenden sollen. Schließlich wusste Natalia, was mit ihr geschah, wenn Kadir sie liebte.
Andererseits … hatte sie sich je so begehrt, so weiblich gefühlt? War sie
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