Ein königlicher Verführer
Werkbank im Keller aufzustellen? Für ausreichend Licht zu sorgen, damit sie auch in der Nacht arbeiten konnte, wenn sie gerade nicht in seinem Bett gebraucht wurde?
„Wenn Sie mir bitte folgen wollen …?“
Maria nickte und schloss sich der Griechin bereitwillig an. Sie durchquerten einige große, lichtdurchflutete Räume mit hohen Decken. Die äußeren Wände waren komplett verglast. Der typische Lifestyle der Reichen und Schönen, dachte sie spöttisch, kam aber nicht umhin, die perfekten Linien und das ebenso klassische wie moderne Design des Hauses zu bewundern.
Maria versuchte, nicht zu auffällig zu starren, während sie Athenia durch eine hohe, gläserne Schiebetür auf eine ausladende Zedernholzterrasse folgte. Sie wurde zur Hälfte durch einen spektakulären Pool begrenzt, der so angelegt war, das er in das azurblaue Meer überzugehen schien.
Wie es aussah, verfügten alle Zimmer entweder über einen Balkon oder eine eigene Terrasse. Vom Haus weg führte ein kleiner Pfad durch einen üppig blühenden Garten, und als sie unversehens vor einer kleinen Pinienschonung standen, stieß Maria einen überraschten Laut aus. Unter den Bäumen stand eine perfekte Miniatur des Haupthauses. Holz, Glas … die gleichen klassischen Linien, eine Pinienholzterrasse, von der aus man über den feinen weißen Sand direkt zum Meer gelangte.
„Normalerweise wird es als Gästehaus genutzt“, erklärte Athenia. „Jetzt ist es Ihr Atelier. Wir haben uns große Mühe gegeben, aber wenn etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit ist …“
Nicht zu ihrer Zufriedenheit? Fast hätte Maria laut aufgelacht.
Das Gästehaus bestand aus drei Räumen. Einem Schlafzimmer, einem luxuriösen Marmorbad und dem Hauptraum. Durch die verglaste Front und zusätzliche Oberlichter in der hohen Decke wirkte er ohnehin wie ein Künstleratelier, und ausgestattet mit mehreren Arbeitstischen aus massivem Holz, jeder Menge Regalen und Bänken und noch mehr Werkzeug entsprach er so sehr ihren geheimsten Träumen, dass ihr Herz vor Aufregung im Hals klopfte.
Und dann die kleinen Schränke und Kommoden, die dazu verlockten, Türen zu öffnen und Schubladen herauszuziehen, um sich die Schätze anzuschauen, die sie möglicherweise enthielten. Wahrscheinlich Material für ihren großen Auftrag …
Auf einem eleganten Tablett sah Maria etwas blitzen, das augenblicklich ihre Aufmerksamkeit erregte.
„Soll ich Sie allein lassen, Miss?“, fragte Athenia mit einem verständnisvollen Lächeln.
„Ja, bitte …“, murmelte Maria abwesend und streckte die Hand nach dem Tablett aus. Ausgebreitet auf schwarzem Satin, lag eine kleine feine Sammlung jener weißen und rosafarbenen Diamanten, die sie so sorgfältig in ihrem Exposé zu dem gezeichneten Entwurf des Colliers beschrieben hatte. Jeder für sich in einem winzigen Futteral.
Sie glitzerten so stark, als seien sie lebendig.
Sorgfältig ausgewählte weiße Diamanten aus einer Mine im kanadischen Yukon, wodurch man nicht Gefahr lief, Steine zu verwenden, die mit blutigen Konflikten in Zusammenhang standen. Und dazu zwei außerordentliche rosa Diamanten, die so exquisit waren, dass sie nur aus der berühmten Mine von Calista stammen konnten.
Behutsam nahm Maria sie aus ihren Kästchen. Sie würde nur einen von ihnen als Zentrum des Colliers verwenden. In ihrer Entwurfsbeschreibung hatte sie darauf hingewiesen, dass kein Diamant dem anderen gleiche und immer unterschiedliche Farbnuancen habe. Offensichtlich hatte König Aegeus das als Vorschlag aufgefasst, ihr die Möglichkeit der Wahl zu geben.
Jeder für sich hatte mindestens vierzig Karat, wie es ihr Wunsch gewesen war.
Marias Vorstellung nach war das nämlich die Mindestgröße, um das Collier neben dem berühmten Stefani-Diamant bestehen lassen zu können, von dem behauptet wurde, sein Gewicht betrage etwa hundertneunzig Karat. Das würde bedeuten, dass er noch größer als der berühmte Daryaye-Noor gewesen sein musste, den man vor Hunderten von Jahren in einer indischen Mine gefunden hatte und der bis heute als einer der größten Diamanten der Welt galt.
Also betrug das Gewicht des halben Stefani-Diamanten, so wie er heute die Krone von Aristo zierte, immer noch etwa achtzig bis neunzig Karat, je nachdem, wie viel Material bei der Teilung verloren ging.
Maria betrachtete atemlos die beiden rosa Ovale in ihrer Hand. Für ein ungeübtes Auge mochten sie völlig identisch erscheinen, doch sie bewunderte das unterschiedliche Farbenspiel in jedem
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