Ein Königreich für die Leidenschaft
trat.
„Sind Sie zurückgekommen, um Anspruch auf den Thron zu erheben?“
„Wie sind Sie denn hier reingekommen?“, fuhr AJ ihn an, ohne auf die Frage einzugehen.
„Sie mochten wohl nicht zusehen, wie die Frau Ihres verstorbenen Bruders gekrönt wird?“ Jetzt kam noch eine Reporterin aus dem Dunkel und hielt AJ ein Mikrofon unter die Nase.
Doch AJ achtete nicht auf sie, sondern stürzte sich auf den Mann und nahm ihn in den Schwitzkasten. „Wache! Einbrecher!“
In wenigen Sekunden wimmelte es von Menschen. Nicht nur die Wachen und die anderen Palastangestellten beeilten sich, zu Hilfe zu kommen, auch die Pressemeute kam vom Garten herein … Es war chaotisch. Vergeblich versuchte AJ, die Massen zurückzudrängen, während er den Wachen zurief, den Zugang zum Ballsaal zu sperren. Um Himmels willen, Lani durfte nichts passieren! Er konnte kaum an etwas anderes denken.
Froh, nach den langen ereignislosen Wochen endlich ein Mitglied des Königshauses gestellt zu haben, ja, vielleicht sogar einem saftigen Skandal auf der Spur zu sein, belagerten die Reporter AJ und bombardierten ihn mit Fragen.
„Sind Sie für immer zurückgekehrt?“
„Wird die nächste Folge von Drachenjäger noch abgedreht?“
„Sind Sie den Jet selbst geflogen?“
„Ist Lani in Wirklichkeit nicht doch mit Ihrem Kind schwanger?“
„Hat Lani Ihnen gefehlt?“
Bei dieser letzten Frage hob AJ den Kopf und begegnete dem Blick einer blonden Reporterin, an die er sich vage erinnerte. „Ja, Lani hat mir sehr gefehlt.“
Plötzlich herrschte Stille. „Sind Sie ihretwegen zurückgekommen?“ Das war wieder die Blondine.
„Ja. Ich möchte sie wiedersehen.“ Mehr wollte er dazu nicht sagen. Wer wusste schon, ob Lani ihn sehen wollte, nachdem er sie vor allen Leuten blamiert hatte. Erst hatte er ihr die Ehe versprochen und sie dann verlassen.
„Werden Sie sie heiraten?“
„Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich …“ Er stockte, denn er hatte irgendetwas hinter dem Kopf der Blondine wahrgenommen. Er reckte sich, sodass er über die Köpfe der anderen hinweg in den Korridor blicken konnte, der in das Innere des Palastes führte. Da stand Lani, flankiert von zwei Wachen, und sah ihn ausdruckslos an.
Sofort stieß AJ die Menschen zur Seite, die ihm im Weg standen, und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, bis er vor Lani stand. Wie oft hatte er von diesem Augenblick geträumt. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt, ihr in die goldbraunen Augen zu sehen, ihr leises Lachen zu hören und die vollen Lippen zu küssen. Doch jetzt starrte sie ihn nur an und wich sogar zurück, als er auf sie zukam.
Bittend streckte er die Hand aus. „Komm, Lani, lass uns irgendwo hingehen, wo wir in Ruhe reden können.“
Sie nickte, ergriff aber nicht seine Hand.
„Achten Sie darauf, dass uns keiner folgt“, wies er die Wachen an. Dann nahm er Lani beim Arm, ließ sie aber schnell wieder los, als er merkte, wie sie zusammenzuckte.
Was empfand sie bei seinem plötzlichen Auftauchen? War sie schockiert? Erfreut? Entsetzt?
9. KAPITEL
Lani versuchte, mit AJ Schritt zu halten, was gar nicht so einfach war. Gleichzeitig gingen ihr immer die gleichen Fragen durch den Kopf. Warum ist er gekommen? Und warum so plötzlich? Was hat er vor? Sie hatte Angst, und gleichzeitig erfüllte sie so etwas wie eine freudige Erwartung, obwohl sie nicht wusste, worauf. Bald hatten sie auch das Stimmengewirr der Presseleute hinter sich gelassen. Hier im Inneren des Palastes herrschte absolute Stille.
Schließlich stieß AJ die schwere Tür zu dem nur durch ein Oberlicht schwach erleuchteten Thronsaal auf und ließ Lani eintreten. Als sie an AJ vorbeiging, war sie sich seiner eindrucksvollen Erscheinung nur zu deutlich bewusst. Und wieder spürte sie diese knisternde Spannung, wie immer, wenn sie mit ihm zusammen war.
In der Mitte des Saals erhob sich der massige „Thron“, ein riesiger Block aus schwarzem Basalt, in den die Vorfahren Zeichen eingeritzt hatten, die heute keiner mehr deuten konnte. Als AJ die schwere Tür zuschlug, zuckte Lani zusammen und drehte sich zu ihm um. Das Licht, das von oben einfiel, betonte seine markanten Gesichtszüge, als er sich Lani zuwandte und sie ernst ansah.
„Ich bin so schnell gekommen, weil ich dich unbedingt um Verzeihung bitten wollte.“
„Für was denn?“ Zwar hatte er allen Grund dazu, aber sie wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.
„Ich bin ein solcher Idiot. Warum bin ich nicht früher auf die Idee
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