Ein Koenigreich fuer die Liebe
Engagement dafür längst ein wichtiger Teil ihres Lebens geworden war und es nicht mehr nur ein Seitenhieb gegen Damiano sein sollte. Und auch was andere Dinge betraf, hatte sie inzwischen eine völlig neue Einstellung.
Die Zeiten, in denen sie sich ständig gefragt hatte, wie Damiano auf dies und jenes reagieren und ob sie ihn womöglich verärgern würde, waren vorbei. Sie brauchte sich für ihr Engagement nicht zu rechtfertigen, weil alle Beteiligten davon profitierten.
Außerdem kann ich machen, was ich will, ich werde ihm sowieso nie gefallen, rief sie sich ins Gedächtnis, während sie ihm einen flüchtigen Seitenblick zuwarf. Das einzige, womit sie ihm je eine Freude gemacht hatte, war, dass sie ihm einen Sohn geschenkt hatte.
Sie näherten sich nun dem Theater, einem prächtigen Bau, der von allen Seiten angestrahlt wurde. Langsam lenkte der Chauffeur den Rolls-Royce an der jubelnden Menge vorbei, die sich davor versammelt hatte.
Damiano schaute Sofia an. „Hier beginnt die Vorstellung - unsere, meine ich. Also, ich hoffe, du bist bereit.”
Sein drohender Unterton machte sie wütend. Sie lächelte angespannt. „Ja, ich bin bereit.
Ich werde mein Bestes tun, um überzeugend zu wirken.”
„Du wirst nicht nur dein Bestes tun, du wirst überzeugend wirken.” Diesmal drohte er ihr ganz unverhohlen. Nachdem er ihr einen Moment in die Augen geschaut hatte, fügte er hinzu: „Sicher hast du nicht vergessen, was passiert, wenn du es nicht tust.”
Wie hätte sie das je vergessen können? Sofia bedachte ihm mit einem eisigen Blick.
„Keine Angst, ich werde dir keinen Anlass dazu geben, deine miesen Drohungen wahr zu machen. Ich habe dir gesagt, dass ich dir helfen werde, und daran halte ich mich auch.”
Kurz darauf hatte sie Gelegenheit, ihm zu beweisen, dass sie es ernst meinte. Als der Chauffeur den Rolls-Royce vor dem Theater stoppte und den Schlag öffnete, jubelte die Menge. Strahlend lächelnd stieg Sofia nach Damiano aus, hakte sich bei ihm unter und ließ sich von ihm die Stufen hinauf ins Foyer führen.
Als sie sich noch einmal umdrehten, um der Menge ein letztes Mal zuzuwinken, warf Sofia ihm demonstrativ einen liebevollen Blick zu, den er sofort automatisch erwiderte.
Dieser Moment wurde von zahlreichen Pressefotografen eingefangen, und die Fotos würden am nächsten Morgen in diversen Zeitungen erscheinen. Das Projekt „Vorgetäuschte Versöhnung”, wie sie es heimlich nannte, war erfolgreich gestartet.
„Du machst deine Sache sehr gut”, bemerkte Damiano. Sie hatten mit dem Empfangskomitee im Foyer geplaudert und gingen nun nach oben zur herzoglichen Loge.
„Denk daran, so weiterzumachen.”
„Ich mache weiter”, versprach Sofia. „Auf keinen Fall werde ich dir die Genugtuung verschaffen, dir einen Vorwand zu liefern, damit du deine Drohungen wahr machen kannst.”
Und tatsächlich spielte sie ihre Rolle hervorragend, genau wie Damiano seine. Allerdings passten sie beide auf, dass sie nicht übertrieben. Als sie in der Loge saßen, machten sie beide den Eindruck, als würden sie die Gesellschaft des anderen genießen. Keinem der Zuschauer in dem frisch renovierten Theater entging, wie atemberaubend Sofia aussah und wie glücklich sie und Damiano wirkten.
Als das Licht ausging, dachte sie darüber nach, wie merkwürdig die Situation war. Früher hatte sie so tun müssen, als würde sie seine Gesellschaft nicht genießen, und nun war es genau umgekehrt. Und es beunruhigte sie, dass seine Nähe sie so nervös machte.
Mehr als einmal ertappte Sofia sich dabei, wie sie Damiano verstohlen betrachtete - seine breiten Schultern und die muskulösen Oberschenkel, die sich unter dem teuren Stoff seiner Anzughose abzeichneten. Es machte ihr bewusst, wie sehr sie es vermisst hatte, mit ihm zu schlafen, als er vor fast acht Monaten damit aufgehört hatte.
Obwohl sie Alessandro um nichts in der Welt hätte hergeben mögen, hatte sie damals geglaubt, dass ihr Schicksal womöglich weniger hart gewesen wäre, wenn sie ein Mädchen bekommen hätte. Vielleicht hätte sie Damiano dann nicht für immer verloren, auch wenn er sie niemals geliebt hätte. So hätte er wenigstens noch ab und zu aus einem Pflichtgefühl heraus mit ihr geschlafen, um einen Erben zu zeuge n.
Mittlerweile hatte sie ihre Meinung natürlich geändert und konnte überhaupt nicht verstehen, dass sie es damals geglaubt hatte. Es war lediglich ein Symptom dafür gewesen, wie hoffnungslos sie in seinem Bann gestanden
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