Ein Koenigreich fuer die Liebe
hatte. Trotzdem verspürte sie eine innere Leere. Damiano würde nie wieder mit ihr schlafen, und sie würde niemals einen anderen Mann begehren.
„Gefällt dir die Inszenierung?” Er beugte sich zu ihr herüber, als man ihnen in der Pause Champagner servierte. „Auf mich hast du den Eindruck gemacht, als wärst du ganz gebannt gewesen.”
Das stimmte, sie war tatsächlich ganz gebannt gewesen - zumindest wenn sie gerade nicht an ihn gedacht hatte. „Madame Butterfly” war nämlich eine ihrer Lieblingsopern. Aber warum, in aller Welt, hat Damiano mich beobachtet? fragte sich Sofia.
Sie erwiderte seinen Blick. „Wirklich?” Erst jetzt wurde ihr klar, warum er sie beobachtet hatte. Es gehörte schließlich zu seiner Rolle.
„Als ich dich angesehen habe, ist mir aufgefallen, wie schön du bist. Ich glaube, du hast noch nie besser ausgesehen.”
Eine Weile betrachtete er ihr Gesicht. Dabei lag in seinem Blick ein so anerkennender, ja beinah intimer Ausdruck, dass sie beinah errötet wäre.
„Und ich habe noch etwas anderes gedacht.” Während sie versuchte, ihre Verlegenheit zu überspielen, sah Damiano sie weiterhin eindringlich an und fuhr fort: „Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit, dass wir daran denken, noch ein Kind zu bekommen. Ich möchte nicht, dass Alessandro als Einzelkind aufwächst.“
Sofia glaubte, sich verhört zu haben. Verwirrt blinzelte sie ihn an. Und diesmal errötete sie tatsächlich und wurde gleich darauf aschfahl. „Wie bitte?”
„Das haben wir doch schon vor langer Zeit besprochen”, erwiderte er lächelnd. „Wir waren beide der Meinung, dass wir drei oder vier Kinder bekommen sollen, stimmt’s?”
„Stimmt. Aber…”
„Na also. Wir sollten es jetzt mit Nummer zwei versuchen.”
Entsetzt sah sie ihn an. Ob ihm überhaupt bewusst war, was das bedeutete? Er hatte doch unmissverständlich klargestellt, dass sexuell nichts mehr zwischen ihnen lief, und genauso hatte sie ihm klargemacht, dass es ihr nur recht war.
Sie wollte gerade kategorisch ablehnen, aber in diesem Moment ertönte die Klingel, und ein Kellner kam, um ihre leeren Gläser abzuholen. Als der Vorhang hochging und der zweite Akt begann, nahm Sofia sich vor, es Damiano zu sagen, wenn er das Thema wieder anschnitt.
Nach der Vorstellung dachte sie daran, dass sie den Abend tatsächlich mit Bravour überstanden hatte, genau wie Angela es vorhergesagt hatte. Sobald Damiano und sie, Sofia, den Sängern gratuliert hatten, würde ihr Martyrium beendet sein. Dann konnte sie in die Limousine steigen und ihre Maske fallen lassen.
Als sie sich jedoch kurz darauf mit einer Sängerin unterhielt, hätte sie sich beinah verraten. Sie sah nämlich, wie Damiano in einer Ecke mit einer Frau sprach, die sie hier niemals vermutet hätte. Es war Lady Fiona.
Sie lachte gerade, als Sofia sie sah, und sekundenlang krampfte sich ihr Magen zusammen. Sogar hier, während sie das glückliche Ehepaar mimten, musste ihr Mann ihr vor Augen führen, dass er eine Affäre hatte.
Natürlich gab es nur eine Möglichkeit, darauf zu reagieren, und genau das tat Sofia. Sie besann sich auf ihr letztes Fünkchen Stolz und ging gelassen auf die beiden zu.
„Guten Abend, Lady Fiona. Ich hoffe, die Inszenierung hat Ihnen gefallen.”
Fiona wandte sich ihr lächelnd zu. Einen Moment hatte sie erstaunt gewirkt, was Sofia eine fragwürdige Genugtuung verschaffte. Offenbar hatte Fiona nicht damit gerechnet, dass sie so gut mit der Situation fertig wurde.
Fiona deutete einen Hofknicks an, wie das Protokoll es verlangte. „Danke, Hoheit, sie hat mir sehr gut gefallen”, erwiderte sie zuckersüß. „Wie ich gerade zu Seiner Hoheit, dem Herzog, sagte, ist es eine der besten Inszenierungen von ,Madame Butterfly’, die ich je gesehen habe.”
„Stimmt, das habe ich auch gedacht.”
Obwohl sie wütend und beschämt war, lachte Sofia innerlich auf. Seine Hoheit, der Herzog! Wie formell und überaus korrekt! dachte sie. Ich frage mich, ob sie auch Hoheit zu ihm sagt, wenn sie mit ihm ins Bett geht.
Sie hatte allerdings keine Zeit, lange darüber nachzudenken, da Damiano sich nun unvermittelt von Fiona verabschiedete und sie, Sofia, unterhakte und mit sich zog.
Vielleicht hat er Angst davor, dass ich ihr die Augen auskratzen könnte, überlegte sie, während er sie zu einer anderen Gruppe führte. Doch das wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Früher hätte sie sich möglicherweise zu so etwas hinreißen lassen, aber mittlerweile hatte sie
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