Ein Koenigreich fuer die Liebe
sehen hatte, hatte er jedoch Alice zugeflüstert, die aus dem Wohnzimmer gekommen war: „Gehen Sie ruhig wieder zurück. Ich warte erst einmal hier.”
Und deswegen war er dort im Dunkeln stehengeblieben. Er trug noch immer seinen Smoking, weil er die letzte halbe Stunde damit verbracht hatte, die Faxe zu lesen, die während seiner Abwesenheit eingetroffen waren. Dabei hatte er auch an Sofia gedacht. Das Problem war, dass er in letzter Zeit ständig an sie dachte.
Sie war so schön. Das rotblonde Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern, und der seidene Morgenmantel betonte ihre schlanke Figur. Bei ihrem Anblick verspürte er einen Anflug des Bedauerns und kniff die Augen zusammen.
Manchmal ertappte er sich dabei, wie er sich fragte, ob er ihr gegenüber nicht vielleicht etwas unfair gewesen war und ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er sie nie geheiratet hätte. Vor allem für sie wäre es vermutlich besser gewesen.
Damiano betrachtete ihr Profil, als sie sich über das Kinderbett beugte. Es war nie seine Absicht gewesen, sie zu verletzen, aber er hatte angenommen, sie hätte gewusst, was es bedeutete, seine Frau zu werden: Sie würde die Herzogin von San Rinaldo sein, die Frau, die ihm einen Erben schenkte. Er hatte nie behauptet, er würde sie aus Liebe heiraten.
Eine Weile dachte er daran, was vorher passiert war. Der Tod seines Vaters war ein entsetzlicher Schock für ihn gewesen, und in seiner Trauer hatte er, Damiano, kaum gewusst, was er tat. Allerdings ließ er es sich nicht anmerken, sondern kam seinen Verpflichtungen nach und machte weiter. Er wusste selbst nicht, woher er die Kraft dazu nahm.
Von allen Seiten hörte er dann, dass er sich eine Frau suchen musste, weil er einen Erben brauchte. Seine Berater schlugen ihm vor, Sofia Riccione zu heiraten, die neunzehnjährige Tochter des Marquis von Romano. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr war er davon überzeugt, dass sie die perfekte Kandidatin für diese Rolle war.
Er mochte sie, sie war jung und außerdem noch Jungfrau. Es bestand also keine Gefahr, dass es irgendwelche skandalösen Enthüllungen geben würde, wenn sie verheiratet waren.
Und, was das wichtigste war, Sofia wusste, was sie erwartete, wie er zumindest glaubte. Sie hatte immer in Kontakt zu seiner Familie gestanden und wusste, welche Verpflichtungen sie als Herzogin haben würde. Sie würde keine unrealistischen, romantischen Vorstellungen haben.
Vielleicht hatte sie doch ganz falsche Vorstellungen gehabt, wie Damiano nun erkannte.
Auf jeden Fall hatte sie von ihm etwas erwartet, was er ihr nicht hatte geben können. Es sah so aus, als hätten sie beide sich völlig missverstanden.
Und dann war da natürlich noch das Problem mit Fiona.
Damiano seufzte. Unzählige Male hatte er versucht, Sofia klarzumachen, was diese Beziehung ihm bedeutete. Er hatte nämlich nicht die Absicht, sie zu beenden, nur weil im Palast darüber getratscht wurde. Sofia hatte aber keine Einsicht gezeigt, und irgendwann war er ihre hysterischen Ausbrüche und die ständigen Streitereien leid gewesen. Auf keinen Fall wollte er so leben.
Nun beobachtete er, wie sie lächelnd Alessandros Decke zurechtzog. Ihr Verhältnis zueinander würde sich niemals bessern, doch an diesem Abend hatte sie ihn angenehm überrascht, weil sie Fiona so gelassen gegenübergetreten war. Er hatte schon mit einer hässlichen Szene gerechnet, aber sie hatte sich tadellos benommen. Noch niemals zuvor war er so stolz auf sie gewesen. Allerdings hatte sie wieder alles verdorben, als sie im Wagen erneut einen ihrer Wutanfälle bekommen hatte.
Trotzdem würde er es genießen, wieder mit ihr zu schlafen, um noch ein Kind zu zeugen.
Sexuell fand er sie nämlich sehr anziehend, und es hatte ihm immer Spaß gemacht, mit ihr zu schlafen. Sie hatte zwar behauptet, dass sie auf keinen Fall noch ein Kind bekommen wolle, aber irgendwie würde er sie schon umstimmen, denn Alessandro sollte nicht ohne Geschwister aufwachsen. Und wenn es klappte, würde sie das erste Kind während ihres Aufenthalts in London empfangen.
Sofia ging jetzt vom Bett weg und warf Alessandro noch eine Kusshand zu. Schnell trat Damiano in den Schatten und hielt unwillkürlich den Atem an, doch sie hatte ihn nicht gesehen. Er beobachtete, wie sie auf Zehenspitzen aus dem Zimmer ging und leise die Tür hinter sich schloss. Dann hörte er, wie sie Alice zuflüsterte: „Ich gehe jetzt, Alice. Wir sehen uns morgen früh.”
Auch er verließ nun das
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