Ein Koenigreich fuer die Liebe
passiert. Er vermisste sie schrecklich, so, wie er noch nie eine Frau vermisst hatte. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er zugeben, dass er immer noch darüber nachdachte, was er tun sollte.
Irgend etwas musste er tun, das wurde ihm immer mehr bewusst. Schließlich war er an diesem Nachmittag nur ins Theater gekommen, weil er Sofia unbedingt sehen musste, und inkognito zu erscheinen war für ihn die einzige Möglichkeit gewesen. Wenn er Sofia gegenübergetreten wäre, hätten sie sich nur gestritten, und davon hatte er endgültig genug.
Er wollte sich nicht mehr mit Sofia streiten.
Aber er begehrte sie.
Als ihr Auftritt vorbei war, wollte Sofia die Bühne verlassen. Überrascht stellte sie fest, dass jemand hinten im Parkett begeistert applaudierte. Sie runzelte die Stirn und blickte neugierig in den dunklen Zuschauerraum. Doch sie konnte niemanden sehen, denn die Gestalt mit dem Hut verschwand bereits durch den Ausgang.
Als Sofia am nächsten Morgen um kurz nach halb neun ihr Büro betrat, hatte ihre Sekretärin eine Nachricht für sie.
„Seine Hoheit hat angerufen”, sagte sie. „Er möchte, dass Sie ihn morgen abend zu einem Empfang in die französische Botschaft begleiten und anschließend mit ihm essen gehen.”
O nein! Sofias Herz setzte einen Schlag aus. Ihre kurze Gnadenfrist war vorbei. Nun rief wieder die Pflicht, und sie, Sofia, musste sich fügen.
Doch sie ließ sich ihre Bestürzung nicht anmerken. „Danke, Nina.” Dann fügte sie neugierig hinzu. „Sagten Sie, der Herzog hätte selbst angerufen? Es war nicht seine Sekretärin?”
„Nein, Hoheit. Er hat selbst angerufen und wollte Sie sprechen. Als ich gesagt habe, Sie seien nicht da, hat er mich gebeten, Ihnen die Nachricht zu übermitteln. Falls es ein Problem gibt, sollen Sie es ihn wissen lassen.”
Sofia war verblüfft. Was hatte es zu bedeuten, dass er so höflich war? Falls er vorhatte, sie wieder zu verführen, würde er eine Enttäuschung erleben. Sie war einmal darauf hereingefallen, aber sie hatte ihre Lektion gelernt. Ein zweites Mal würde sie sich von ihm nicht täuschen lassen.
Am nächsten Abend war Sofia zur vereinbarten Zeit fertig. Sie trug ein atemberaubendes grünes Ballkleid aus Seide und war bereit, ihre Pflicht als Herzogin zu erfüllen. Sie hatte diese Verpflichtungen freiwillig auf sich genommen und würde ihr Be stes tun.
Als sie das Lilienzimmer betrat, wo sie sich mit Damiano treffen wollte, wartete er dort bereits auf sie. Er blickte ihr entgegen und lächelte, als würde er sich darüber freuen, sie zu sehen. Einen Moment lang schlug ihr Herz bei seinem Anblick vor Freude schneller.
Dennoch zwang sie sich, sein Lächeln nicht zu erwidern. Sie wollte nur in der Öffentlichkeit lächeln, wenn sie es musste.
„Du siehst schön aus”, bemerkte er.
„Danke.”
Es fiel ihr schwer, ihm in die Augen zu sehen, denn der eindringliche Ausdruck darin machte sie nervös. Sie hatte den Eindruck, dass Damiano etwas vorhatte. Als er kurz darauf hinter ihr in den Rolls-Royce stieg, bestätigte er ihre Vermutung, indem er sagte: „Nach dem Empfang habe ich eine Überraschung für dich.”
Sofia stellte ihm keine Fragen. Sie dachte nicht einmal darüber nach, um was für eine Überraschung es sich handeln könnte. Allerdings vermutete sie, dass es etwas Unerfreuliches war. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie diesen Abend nur überstehen konnte, wenn sie nicht weiterdachte. Mit der Überraschung würde sie sich auseinandersetzen, wenn es soweit war. Bis dahin würde sie sich darauf konzentrieren, ihre Rolle gut zu spielen.
Und wie immer gelang es ihr hervorragend. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie vielleicht ein bisschen aus der Übung war. Als sie mit einigen Diplomaten plauderte und Damiano dabei gelegentlich zulächelte, stellte sie nämlich fest, dass es ziemlich anstrengend für sie war. Sie sehnte sich danach, sich hinsetzen zu können, denn sie war seltsam benommen. Am Alkohol konnte es jedenfalls nicht liegen, da sie nur ein Glas Champagner getrunken hatte.
Allerdings ging es ihr bald besser, und dann war es Zeit, zu gehen. Nachdem Damiano und sie sich von den Gastgebern und den anderen Gästen verabschiedet hatten, stiegen sie wieder in den Rolls-Royce.
„Und jetzt kommt die Überraschung, von der ich dir erzählt habe.” Als sie losfuhren, drehte Damiano sich lächelnd zu Sofia um und nahm ihre Hand.
„Nicht, Damiano!”
Sie zog die Hand zurück, obwohl es ihr eigentlich
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