Ein Königreich für einen Kuss!
heiraten? Wenn Nicky wirklich der Thronerbe war, gab es dafür auch keinen Grund. Und wenn er nur diesen einen Sohn hatte, würde es später auch keine Auseinandersetzungen wegen der Thronfolge geben. „Vielleicht haben Sie bisher nur nicht die richtige Frau getroffen.“
Nachdenklich schaute Vasco sie an. „Oder vielleicht doch?“
Wie meinte er das? „Sicher gibt es viele Frauen, die gern Ihre Königin wären.“
„Das kann man wohl sagen! Sie kommen von überall her.“ Er grinste, und erst jetzt fiel ihr auf, was für hübsche Grübchen er hatte. „Es ist erstaunlich, eine Krone wirkt wie ein Liebeszauber.“
Den hatte er nun wirklich nicht nötig. So wie er aussah, würde ihm kaum eine Frau widerstehen können. Aber wenn er nun eine dieser Frauen heiratete, würde die neue Königin sich tatsächlich damit zufriedengeben, dass sein Sohn – ein Kind aus der Samenbank – der nächste König wurde? Auch wenn die Antwort ernüchternd war, Stella musste unbedingt wissen, was Vasco vorhatte. „Weshalb interessieren Sie sich eigentlich so für Nicky? Er ist doch nicht der Nächste in der Thronfolge, oder?“
„Doch, im Augenblick schon. Er ist mein einziger Sohn. Wenn ich jedoch heiraten sollte, wird der erste Sohn aus dieser Ehe der Thronfolger. Uneheliche Söhne müssen dann zurückstehen.“
„Das ist aber unfair!“, platzte sie heraus.
„Sie haben recht, das ist nicht fair. Ich könnte das Gesetz ändern, aber im Augenblick scheint mir das nicht so dringend zu sein.“ Er zwinkerte ihr zu.
Schnell senkte sie den Blick. Wenn sie doch nur immun gegen seine Flirtversuche wäre! Schließlich hatte sie keineswegs die Absicht, mit ihm ins Bett zu gehen! Seit sie sich von Trevor getrennt hatte – also schon seit knapp drei Jahren –, hatte sie keinen Sex mehr gehabt und auch keine Probleme damit. Wer mehrmals pro Nacht von einem Baby aufgeweckt wurde, dem verging die Lust auf Sex. Möglich, dass sich das änderte, jetzt, da sie wieder durchschlafen konnte.
„Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, Buchrestauratorin zu werden?“
Verblüfft blickte sie hoch. Wie kam er denn jetzt auf dieses Thema? „Das war mehr oder weniger Zufall. Meine Mutter besaß eine alte Ausgabe von Alice im Wunderland, die sie von ihrer Urgroßmutter geerbt hatte. Sie schenkte sie mir, als ich mit dem College anfing. Da das Buch praktisch auseinanderfiel, fragte ich einen Buchhändler um Rat. Er erzählte mir von einem Kursus, in dem man lernte, alte Bücher zu reparieren. Und das war’s. Es reizt mich, alte Bücher wieder so herzurichten, dass sich auch künftige Generationen noch an ihnen erfreuen können.“
„Dass Vergangenheit etwas Wertvolles ist, bestimmt auch das Denken von uns Montoyas. Mehr als tausend Jahre reicht unsere Familiengeschichte zurück. Und ich bin sozusagen in ihrem Geist groß geworden. Bin dort aufgewachsen, wo sie gelebt haben, habe ihre Möbel benutzt und ihre Bücher gelesen.“ Zärtlich strich er über den alten Holztisch.
„Muss schön sein, wenn man sich irgendwo zugehörig fühlt.“
„Ja, aber es ist dann auch besonders bitter, wenn man aus diesem Zuhause vertrieben wird. Dann sucht man ständig nach einem Ort, an dem man sich heimisch fühlen kann.“
„Und, haben Sie gefunden, was Sie suchten?“
Er lachte. „Nein. Erst hier, nach meiner Rückkehr. Obwohl ich ganz schön in der Welt rumgekommen bin.“ Sein Blick wurde ernst. „Ich möchte, dass Nicky dieses Gefühl teilt, dass er hier aufwächst, wo er die gleiche Luft wie seine Vorfahren atmet und ihre Kultur und ihre Bräuche kennen- und lieben lernt.“
Stella wusste nicht gleich, wie sie darauf reagieren sollte. Das ging ihr alles zu weit, und es war wichtig, dass sie ihm das klarmachte. „Ich kann schon verstehen, warum Sie so fühlen. Aber davon war in …“, sie beugte sich vor und dämpfte die Stimme, „… Ihrer Akte bei der Samenbank nichts zu lesen. Denn dann hätte ich mich ganz bestimmt nicht für Sie entschieden. Stattdessen haben Sie alle Rechte an dem Kind abgegeben.“
„Das war ein riesengroßer Fehler.“
„Kann sein. Aber so ist es nun mal. Wir müssen alle mit unseren Fehlern leben.“ Vielleicht hätte sie sich auch nicht für diesen exotischen Fremden entscheiden sollen. Aber nun hatte sie Nicky, der der Mittelpunkt ihres Lebens war. „Und Sie irren sich, wenn Sie glauben, über das Kind bestimmen zu können. Dass Sie als König aus einer alten Dynastie stammen, bedeutet nicht, dass Sie
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