Ein koestliches Spiel
warten.“
Prudence schaute ihn an. Dafür sind Sie mir umso lieber. Oh, warum musste er solche Worte benutzen? Sie würde ihm nicht länger lieb sein, wenn er wüsste ...
Sie würde es ihm sagen müssen. Das war die einzige Möglichkeit. Nur dann würde er mit seiner beharrlichen, zärtlichen Werbung aufhören, die sie innerlich zerriss. Sie schluckte, holte tief Luft. Dann schloss sie die Augen.
Nein, sie konnte es nicht tun, nicht jetzt, noch nicht. Sie konnte es nicht ertragen, ihn auf dem Krankenlager zu versorgen, während er sie enttäuscht anschaute. Oder verurteilend. Oder schlimmer.
Sie wollte die Worte noch nicht einmal denken, die ihr Großvater so freizügig für sie benutzte.
Und es würde sie bei lebendigem Leib verbrennen, wenn Gideon sie sagte - oder auch nur dachte. Sie würde nur noch kurze Zeit mit ihm zusammen haben. Es war feige, das wusste sie, aber sie würde ihm nicht die Wahrheit sagen, ehe es ihm besser ginge und sie guten Gewissens seiner Verachtung entfliehen konnte. Ein letztes Mal strich sie geistesabwesend über seine Bettdecke und wandte sich dann zum Gehen.
Er ließ seine Hand vorschnellen und umschloss ihr Handgelenk. „Vertrauen Sie mir, Prue.“ Seine Stimme war tief, dunkel und voll zärtlichem Emst.
Ihr Herz schien sich in ihrer Brust zu einem harten, kalten Ball zusammenzuziehen. Sie erstarrte und schloss die Augen. Er hatte recht. Es war an der Zeit. Sie konnte den Augenblick nicht länger aufschieben. Und wenn er ... nachdem er ihre Geschichte kannte, wenn er ... Nun, ihre Schwestern konnten ihn pflegen, sie würden ihr diesen Gefallen gerne tun.
„Nun gut, da Sie darauf bestehen, die ganze Geschichte.“ Sie holte einen harten, unbequemen Holzstuhl aus der Ecke des Zimmers, stellte ihn mit etwas Abstand ans Bett und setzte sich darauf. Sie glaubte nicht, dass es ihr gelingen würde, wenn er ihr zu nahe war, die Hand ausstrecken und sie berühren konnte.
Die Hände in ihrem Schoß faltend, schaute sie ihn ein letztes Mal an, genoss die letzten Momente seines liebevollen Blickes. Nach dem hier würde da etwas anderes in seinem Blick sein, und sie glaubte nicht, dass sie je wieder gerne in seine dunklen Augen schauen würde, wenn sie es dort sähe. Nicht mit der Erinnerung an Zärtlichkeit und Lachen. Sie holte noch einmal tief Luft, dann begann sie mit bebenden Lippen die Brücken hinter sich abzubrechen.
„Ich dachte nicht, dass eine von uns je heiraten würde. Großvater hat immer behauptet, unser Blut sei minderwertig und wir sollten den Bastardmakel nicht weitergeben.“
Gideon versteifte sich, aber ehe er etwas darauf erwidern konnte, hielt sie die Hand hoch und fuhr fort: „Es ist in Ordnung. Wir wissen, dass wir keine Bastarde sind. Er hasst unsere Mutter, wissen Sie, und hält ihr Blut für minderwertig, aber natürlich war an ihr nichts schlecht“, fügte sie leidenschaftlich hinzu. „Sie war schön und liebevoll und ..." Sie brach ab und atmete tief ein. „Mamas Familie war nicht von vornehmer Herkunft. Ihr Großvater begann als ein Fleischer, und sein Sohn, unser Großvater, war ebenfalls in dem Handwerk, daher waren sie das, was Großvater neureiche Emporkömmlinge nannte, allerdings wirklich sehr reich. Uns stört das natürlich nicht, aber wegen seiner Vorurteile hat Großvater uns nie erlaubt, auszugehen oder irgendwelche gesellschaftlichen Veranstaltungen zu besuchen - außer die Kirche, und selbst das waren wenn möglich Gottesdienste in unserer Privatkapelle. Aber worauf ich hinauswill, ist, dass wir Mädchen aufgewachsen sind, ohne viele Leute zu kennen.
Phillips Eltern gehört der Besitz neben dem von Großvater. Ihn kannten wir nicht, denn er und sein älterer Bruder waren auswärts auf der Schule, aber wir kannten Mrs. Otterbury aus der Kirche, daher wussten wir von ihm. Wie auch immer, eines Tages gingen wir spazieren und trafen ihn. Sein Pferd lahmte, und Phillip führte es am Zügel nach Hause auf einer Abkürzung über den Court - also Dereham Court, wo wir lebten -, um das Tier zu schonen, daher begannen wir zu reden, und - ach. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wunderbar es war, sich mit jemandem anderen als meinen Schwestern zu unterhalten, jemandem, der in meinem Alter war.“ Ihre Augen glänzten weich bei der Erinnerung. „An dem Tag ging ich mit ihm bis zum Rand des Besitzes, und wir sprachen und lachten ... über alles und nichts!“
„Wie alt waren Sie?“, unterbrach Gideon sie, der lachhaft eifersüchtig auf
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