Ein koestliches Spiel
ist schwerlich so dramatisch, wie es klingt, Phillip. Bis vor Kurzem haben wir bei unserem Großonkel Sir Oswald Merridew in London gewohnt, und nach Bath wurden wir von Charitys Verlobtem eskortiert, dem Duke of Dinstable. Wir sind im Hause von Lady Augusta Montigua del Fuego untergebracht. Wie du siehst, gibt es nichts, das unseren Ruf in Gefahr brächte.“
„Das stimmt“, meldete sich Grace zu Wort, die Hände in die Hüften gestemmt. „Es ist nicht fair, dass du so zu Prudence sprichst, wo du keine Ahnung hast, was geschehen ist. Sie hätte uns nicht retten müssen, wenn du da gewesen wärest! Aber Prudence kümmert sich immer um uns, und sie würde niemals zulassen, dass uns etwas Schlimmes zustößt - und auch unserem Ruf nicht, oder Prue? Und außerdem hat uns auch Lord Carradice nach Bath begleitet, und er hat Prudence vor einem Straßenräuber gerettet, und er mag Prudence, und er ist wirklich sehr nett.“
„Carradice? Nie von ihm gehört!“ Phillip blickte finster auf sie herab. „Grace, nicht wahr? Nun, warum gehst du nicht und schaust dir die Schaufenster an, während deine Schwester und ich eine Angelegenheit zwischen Erwachsenen besprechen?“ Charity sah von Prudence zu Phillip und sagte rasch: „Ja, Mädchen, lasst uns das tun. Phillip und Prue müssen ein wenig ungestört reden können. Prue kann uns gleich einholen.“
Grace und Hope schienen von diesem Vorschlag wenig zu halten, aber Charity ließ sich nicht umstimmen und überredete sie, mit ihr zu kommen.
Phillip drehte sich zu Prudence um. „Die ganze Sache hört sich für mich nicht geheuer an, Prudence. Scharlach und Straßenräuber! Weglaufen - und ich begreife nicht, warum irgendjemand auf die Idee käme, dass ihr gerettet werden müsstet! Und was das betrifft, dass ihr bei sogenannten Freunden wohnt - ich habe nie von diesem Carradice gehört und kann auch nicht sagen, dass es mir gefällt, wenn er euch von hier nach dort eskortiert. Wo ist dein Großonkel? Und diese Lady wie-auch-immer Montigua del was-weiß-ich - was für eine Sorte Name soll das überhaupt sein?“
„Ein argentinischer.“
Phillip rümpfte die Nase. „Ich wusste, dass sie keine Engländerin sein kann.“
„Lady Augusta Montigua del Fuego ist die überaus englische Tante des Duke of Dinstable“, beschied ihm Prudence knapp. „Sie hat in zweiter Ehe einen Argentinier geheiratet, ist aber nun nach dessen Tod wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt.“
„Oh, wenn sie die Tante eines Dukes ist, dann wird es in Ordnung sein.“
„Das ist es auch. Sie ist zu uns wunderbar freundlich gewesen, Phillip, und ich werde nicht zulassen, dass sie in irgendeiner Weise verunglimpft wird“, stellte Prudence in einem Ton fest, dass Phillip sie überrascht anschaute.
„Nun, ich wollte nicht ...“, begann er.
„Nein, ich bin sicher, das wolltest du nicht“, unterbrach sie ihn ungerührt. „Aber die Straße ist nicht der Ort, so etwas oder andere persönliche Angelegenheiten zu diskutieren. Du kannst mich heute Nachmittag in Lady Augustas Haus aufsuchen.“
„Äh - ja, gut.“ Er machte eine steife kleine Verbeugung.
„Hier ist Lady Augustas Anschrift.“ Sie schrieb sie ihm rasch auf einen Zettel und drückte ihn ihm in die Hand. „Ich erwarte dich dann heute Nachmittag. Welche Zeit würde dir passen?“
„Äh Er blickte wieder die Straße entlang, als erwartete er, dort eine Idee zu finden. „Zwei Uhr?“
„Zwei Uhr passt ausgezeichnet. Bis dann, Phillip. Wir haben einiges zu besprechen“, antwortete Prudence kühl, eilte hinter ihren Schwestern her die Straße hinab und ließ Phillip stehen, der ihr verwundert nachschaute.
Ihre Beine zitterten, als sie Lady Augustas Haus erreichten, obwohl es nur ein Weg von wenigen Minuten war. Ihre Schwestern sprachen auf dem ganzen Heimweg aufgeregt darüber, was für ein Zufall es war, Phillip ausgerechnet in Bath auf der Straße zu treffen, spekulierten, was ihn hergebracht hatte, wie er sich verändert hatte, wie modisch er gekleidet war und überhaupt, was seine Rückkehr für Prudence und sie bedeutete. Sie schienen zu denken, alle ihre Probleme wären gelöst.
Prudence selbst sagte kein Wort. Wenn sie gefragt würde, müsste sie wohl sagen, sie sei entzückt, ihn zu sehen. Aber in Wahrheit hatte sie das Treffen völlig durcheinandergebracht. Sie fühlte sich beinahe ... betrogen durch seine unangekündigte Rückkehr nach England. Wie lange war er schon zurück aus Indien?
Langsam stieg sie die
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