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Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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als Erste das lähmende Schweigen im Raum. Shelley hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange sie schon so dagestanden und
auf die geschlossene Tür gestarrt hatte. »Shelley«, wiederholte ihre Mutter leise.
    Shelley hob den Kopf und bemerkte, dass ihre Eltern sie unschlüssig beobachteten. Was erwarteten sie denn jetzt von ihr? Dass sie einen Tobsuchtsanfall bekäme? Zähneklappernd losheulte, sich die Haare einzeln ausriss oder die Möbel zertrümmerte? Ihre Bedenken waren gerechtfertigt. Shelley beschlich nämlich das ungute Gefühl, zum Äußersten fähig zu sein. »Schätze, ihr seid völlig umsonst hergefahren.« Sie lachte gekünstelt. »Sieht nicht so aus, als gäbe es heute noch eine Hochzeit.«
    Ihre Eltern musterten sie mitfühlend. Offen gestanden konnte Shelley ihre Leidensmienen nicht mehr ertragen. Zumal sie sich wieder genauso verhielten wie in den ersten Tagen nach ihrer Scheidung von Daryl. »Ich glaube, ich leg mich ein… ein bisschen hin.« Langsam steuerte sie in Richtung Flur und lief fluchtartig los, sobald die Wohnzimmertür hinter ihr zugefallen war.
    Sie ließ sich auf das Bett fallen, drückte ihr Gesicht in die Kissen und heulte wie ein Schlosshund. Ihr Körper gekrümmt von dem quälenden Schmerz, der in ihrer Seele wütete. Weinend und fluchend trommelte sie mit den Fäusten auf die Matratze ein. Noch nie war sie so aufgebracht gewesen! Aber das war doch nur verständlich, oder? Immerhin war ihre gesamte Lebensperspektive, alles, woran sie hing, von jetzt auf gleich zusammengestürzt wie ein Kartenhaus.
    Als der Zorn verrauschte, fühlte sie sich unsäglich erschöpft. Und mit der Erschöpfung kam die Verzweiflung, tief und lähmend und schier erdrückend.
    Sie rollte sich auf den Rücken. Ihr schickes Hochzeitskostüm war ihr völlig egal. Durch einen dichten Tränenschleier hindurch starrte sie an die Decke.
    Wieso hatte sie überhaupt an Grants Integrität und Ehrlichkeit gezweifelt? Und sich statt von ihrem gesunden Menschenverstand von nagendem Misstrauen leiten lassen? Wieso hatte sie Pru Zimmermans blöde Spielchen nicht durchschaut und Grant moralisch unterstützt? Bestimmt hätte er das von ihr erwartet.
    Aber sie hatte ihm kein bisschen zur Seite gestanden. Warum?
    Weil sie nicht über ihren eigenen Schatten springen konnte. Weil sie unterschwellig glaubte, dass an der Sache vielleicht doch etwas Wahres dran sein könnte. Sie hatte wiederholt beteuert, dass sie der Skandal um Missy Lancaster nicht tangierte, aber anscheinend tat er das doch. Die Saat des Misstrauens, die in ihrem Kopf gesät war, war bei der kleinsten Ungewissheit aufgegangen.
    Konnten sich denn alle anderen so dramatisch irren? Das war eher unwahrscheinlich. Was, wenn die Liebe zu Grant sie dermaßen verblendet hätte, dass sie es nicht würde wahrhaben wollen, wenn er ein intrigantes Doppelspiel mit ihr trieb, überlegte Shelley bestürzt. War sie etwa noch immer der schwärmerische Teenie, der bedingungslos glaubte, was er sagte, mithin jede seiner Äußerungen zum Dogma erklärte?
    Shelley schüttelte unwillkürlich den Kopf. Dass er mit Pru Zimmerman ein Techtelmechtel gehabt haben sollte, wollte ihr nicht einleuchten. Immerhin hatte er sie als Assistentin genommen und nicht ihre Kommilitonin. Vermutlich versuchte Pru im Nachhinein, ihm
eins auszuwischen, ihre Drohung wahr zu machen, die sie in seinem Apartment großspurig ausgestoßen hatte. Heilige Mutter Gottes, sein Apartment! Pru war so selbstverständlich bei ihm hereingeplatzt, als wäre es das Natürlichste auf der Welt …
    »Oh Gott«, stöhnte Shelley und vergrub ihr Gesicht erneut in den Kissen.
    Trotzdem – irgendwie konnte sie sich keinen Reim darauf machen. Grant trug sie förmlich auf Händen, seit jenem Tag, da er sie wiedererkannt und das erste Mal mit ihr geplaudert hatte. Und ihr zärtliches, bedingungsloses Liebesspiel an jenem Nachmittag war ein weiterer Beweis dafür, dass er sie vergötterte. Kein Zweifel, er liebte sie. Seine tiefe Zuneigung war bestimmt nicht nur vorgetäuscht.
    Wie ein makabrer Tanz schwirrten ihr solche Überlegungen über Stunden durch den Kopf. Sie schwankte hin und her, ob sie ihm nachfahren und ihn um Verzeihung bitten sollte, weil sie ihm nicht genügend vertraut hatte. Dann kam ihr wieder in den Sinn, dass er sie ja geküsst hatte, als sie erst sechzehn gewesen war. Missy Lancaster war ebenfalls mindestens zehn Jahre jünger gewesen als er. Und Pru auch.
    Entsprach sie selbst also nur einem ganz

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