Ein Kuss für die Ewigkeit
„Eine Rebellion wird nur zu noch mehr Tod und Zerstörung führen.“
„Da werdet Ihr von mir nichts Gegenteiliges hören, Mylady“, sagte er. „Es sind immer die Armen, die am schlimmsten leiden müssen, wenn die Oberen einen Krieg beginnen.“
Abrupt blieb Lady Elizabeth stehen und wandte sich mit einem entschlossenen Ausdruck in ihren reizenden Augen zu ihm um. „Ich werde mich nicht in dieses Kloster begeben. Stattdessen werde ich Euch helfen, in Lord Wimarcs Burg zu gelangen.“
Das konnte nicht ihr Ernst sein, oder aber sie unterschätzte die Gefahren, die dort auf sie lauerten.
„Nein, das werdet Ihr nicht“, widersprach er genauso entschlossen, während das Dienstmädchen kreidebleich wurde und Garreth den Mund nicht mehr zukriegte. „Ich werde nicht zulassen …“
„Ich bitte Euch nicht um Eure Erlaubnis“, fiel Lizette ihm ins Wort. „Wenn ich meine Familie beschützen und einen Krieg verhindern will, dann muss ich herausfinden, was Wimarc vorhat. Und ich benötige einen Beweis für seine Pläne. Er muss mächtige Verbündete haben, wenn er glaubt, den König stürzen zu können. Daher genügt mein Wort womöglich nicht, um ihn zu überführen oder ihn gar verhaften zu lassen.“ Sie wandte den Blick nicht von Finn ab. „Ihr müsst zu Wimarc, um Euren Bruder zu retten. Wenn wir uns zusammentun, können wir beide Ziele erreichen.“
Die plötzlich aufkeimende Hoffnung hielt nur so lange an, bis ihm die Wirklichkeit bewusst wurde. „Und das machen wir einfach so, Mylady? Wir spazieren zum Burgtor und bitten darum, eingelassen zu werden? Wimarc wird Euch freiwillig erklären, welchen Plan er sich ausgedacht hat, und ich marschiere ins Verlies und hole meinen Bruder heraus? Und anschließend schlendern wir in aller Seelenruhe durch das Tor nach draußen?“
Lizette straffte die Schultern und ließ sich von seinem Spott nicht abschrecken. „Wir spazieren nicht zum Burgtor, sondern wir reiten hin … sofern Ihr in der Lage seid, ein paar Pferde zu stehlen. Ich glaube nicht, dass Lord Gilbert mit seiner Frau zu Fuß eintreffen würde.“
Finn starrte sie nur an, während sie weiterredete und offenbar immer mehr Gefallen an ihrer haarsträubenden Idee fand. „Gilberts Frau sagte, sie beide seien Wimarc noch nie begegnet. Folglich hat er keine Ahnung, wie die beiden aussehen. Ich weiß genug über Gilbert und Helewyse, um ihm etwas vormachen zu können.“
„Es ist trotzdem viel zu gefährlich“, hielt Finn dagegen. „Selbst wenn wir Wimarc täuschen können, ist da immer noch Gilberts Eskorte, die den Unterschied sofort bemerken würde.“
„Richtig“, stimmte Garreth ihm widerstrebend zu. „Wenn es nur um Euch und Finn ginge …“
„Oh, Mylady, das dürft Ihr nicht machen! Man wird Euch töten!“, jammerte Keldra.
„Habt Ihr einen besseren Vorschlag?“, erwiderte Lizette und ignorierte Garreth und das Dienstmädchen. „Und die Eskorte …“
Sie verstummte und grübelte über das Problem nach, bis Finn zu hoffen begann, dass sie es sich noch einmal anders überlegen würde. Doch dann leuchteten ihre Augen auf, als hätte man in der Dunkelheit eine Fackel entzündet.
„Ihr und Garreth könntet vorgeben, eine neue Eskorte zu sein, die Wimarc ihm geschickt hat. Sagt Gilbert, dass Wimarc auf seinem Anwesen keine Soldaten außer seinen eigenen duldet. Gilbert soll seine Männer wegschicken.“
„Als ob Gilbert das glauben würde!“
„Wenn er sich auf Wimarcs Land befindet, warum sollte er eigene Soldaten benötigen? Außerdem könnten wir behaupten, Wimarc sei ein misstrauischer Mann, dem es nicht behagt, wenn sich fremde Soldaten in seiner Festung aufhalten. Das ist doch überzeugend, oder nicht?“
Finn musste blinzeln, da er kaum fassen konnte, wie schnell ihr Verstand arbeitete und mit welcher Leichtigkeit sie seine berechtigten Einwände ausgeräumt hatte. Und dabei klang ihr Plan tatsächlich so, als könnte er funktionieren.
Ein Adliger und seine Frau. Ohne Eskorte … Er konnte in seiner Rolle als Fairbourne behaupten, seine Leute seien vor einer Schar Diebe davongelaufen. Diese verdammten Feiglinge! Wenn er erst wieder zu Hause wäre, würde er sich jeden Einzelnen von ihnen vorknöpfen!
„Wenn Ihr nicht bereit seid, das Risiko einzugehen“, unterbrach sie seine Überlegungen, „dann werde ich eben allein einen Weg in diese Burg finden. Zweifellos wird Wimarc nichts dagegen einzuwenden haben, einem hübschen Schankmädchen Einlass zu
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