Ein Kuss für die Ewigkeit
lassen.“
Greseld blieb stehen und legte die Stirn in Falten. „Ich glaube, das würde Mylord nicht gefallen.“
Lizette gab sich unbeeindruckt und erklärte: „Da ich sein Gast bin, wird es ihm sicher nichts ausmachen.“
Die alte Frau konnte ihr nur ungläubig nachblicken, als Lizette zügig in Richtung der alten Festung ging.
15. KAPITEL
Wenig später saß Lizette auf einem Hocker im Wachraum und lächelte trotz des beißenden Gestanks tapfer, während die Treppe in die dunklen Tiefen von Wimarcs Verlies nur ein paar Schritte von ihr entfernt war. Weiter hatte sie nicht vordringen können, doch das genügte ihr bereits.
Kein Wunder, dass Finn so einen verstörten Ausdruck in den Augen gehabt hatte, als er von seinem Besuch dort unten berichtete. Zumindest aber wusste er, dass sein Bruder noch lebte.
„Ein solcher Dienst muss doch sehr langweilig sein“, sagte sie zu den drei hässlichen Männern, die sich in dem kleinen Wachraum aufhielten.
„Wir finden immer etwas, um uns die Zeit zu vertreiben“, antwortete Uldun, der abscheulichste von den dreien.
„Welche Art von Zeitvertreib?“
Die drei schauten sich an, dann zuckte Uldun mit seinen fleischigen, schiefen Schultern. „Dies und jenes.“
Sie war sich sicher, dass sie die Antwort auch lieber gar nicht erfahren wollte. „Lord Wimarc muss sehr großes Vertrauen in Euch haben, dass er Euch eine so große Verantwortung überträgt. Und dann seid Ihr nur zu dritt.“
Der Kleinere, Dolfe, erwiderte: „Oh, es gibt nicht nur uns drei.“
Sein einäugiger Kamerad Tark stieß ihn in die Seite.
„Aber wir haben das Sagen“, ergänzte Dolfe hastig.
„Ja“, bestätigte Tark. „Wir haben das Sagen.“
„ Ich habe das Sagen“, knurrte Uldun und belauerte die beiden anderen, als warte er nur darauf, dass einer von ihnen ihm widersprach. Sie schwiegen, und er lächelte zufrieden, sodass seine verfaulten Zähne zu sehen waren. „Wir bekommen hier nicht oft Damenbesuch.“
„Ich vermute, die wenigsten Damen wissen zu schätzen, welche Arbeit Ihr hier leistet“, sagte sie und spielte ihnen eine affektierte Adlige vor. „Die machen sich nie Gedanken darüber, dass es überall von Räubern und Gesetzlosen wimmeln würde, wenn Ihr nicht da wärt und aufpassen würdet, dass sie weggesperrt werden und niemandem mehr etwas antun können. Außerdem ist es viel angenehmer, wenn sie eingesperrt werden, anstatt sie entlang der Straßen an den Galgen aufzuknüpfen.“
Die drei Männer wirkten prompt ein wenig stolzer.
Sie deutete auf einen Eimer auf dem Tisch, an dessen Rand noch die Reste von irgendeinem Essen klebten. „Und wie oft müsst Ihr ihnen etwas zu essen bringen?“
„An den ersten fünf Tagen einmal täglich“, berichtete Uldun. „Dann alle zwei Tage, danach alle drei Tage, aber nur ein paar Mal. Danach kriegen sie dann gar nichts mehr.“
Lizette war klar, dass Menschen gefoltert wurden, aber dieser langsame Hungertod widerte sie an. „Woher wisst Ihr, wann sie tot sind?“
„Von Zeit zu Zeit gucken wir nach. Ihr glaubt gar nicht, was manche von denen alles machen, um noch ein bisschen länger zu leben“, antwortete Uldun, der sich bei dem Thema sichtlich amüsierte. „Die essen ihre …“
„Ich kann es mir vorstellen“, unterbrach Lizette ihn. Sie wollte davon nichts weiter hören, stattdessen sagte sie mitfühlend: „Eine so große Verantwortung muss schwer auf Euch lasten. Ich hoffe, Lord Wimarc sorgt dafür, dass Ihr gelegentlich auch eine Pause einlegen könnt, um den Wachraum zu verlassen und Euch frisch zu machen.“
„Oh, wir können uns die Zeit selber einteilen“, prahlte Uldun.
„Und nachts muss nur einer von uns hier Wache halten“, ergänzte Dolfe. „Nicht, dass die da unten auch nur den Hauch einer Ahnung hätten, ob wir Tag oder Nacht haben.“ Er lachte über seinen eigenen Witz, klang dabei aber wie ein grunzendes Schwein.
Sie schaffte es, sich ihre Abscheu nicht anmerken zu lassen. „Und wie ich sehe, steht Euch genug Wein zur Verfügung, damit die Zeit schneller vergeht.“ Dabei deutete sie auf einen großen, fast leeren Weinschlauch.
„Möchtet Ihr auch was, Mylady?“, bot Tark ihr an, zog den Stopfen heraus und wischte mit dem schmutzigen Hemdsärmel über den Rand der Öffnung.
„O nein, vielen Dank“, lehnte sie ab und deutete auf die Fesseln an der Wand. „Werden hier manchmal Gefangene angekettet?“
„Nur die richtig bösen“, meinte Uldun spöttisch.
Sie erhob sich und trat
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