Ein Kuss für die Ewigkeit
zur Wand, wobei sie versuchte, fasziniert zu wirken, obwohl sie in Wahrheit mit einem Brechreiz kämpfte. Auf dem Boden vor der Mauer hatte sie Blut entdeckt, außerdem anderes, das sie sich gar nicht erst genauer in Augenschein nehmen wollte.
Über die Schulter blickte sie zu den Wachen. „Mein Ehemann und ich spielen manchmal ein Spiel. Mit Ketten und Fesseln … natürlich nicht mit verschlossenen Fesseln. Das gibt dem Ganzen einen gewissen … besonderen Reiz. Vielleicht komme ich später mit ihm noch einmal her, wenn Ihr uns für eine Weile dabei allein lassen könntet.“
Uldun schüttelte sein großes Haupt. „Daraus wird leider nichts, Mylady. Lord Wimarc würde uns die Haut abziehen, wenn wir das machen würden.“
Nach allem, was Greseld ihr erzählt hatte, war das nicht mal übertrieben. Also schenkte sie Uldun ein verführerisches Lächeln, während sie zur Tür schlenderte. „Dann müsst Ihr eben hierbleiben … und zuschauen.“
Mit diesen Worten ging sie hinaus auf den Burghof und atmete tief die wunderbar frische Luft ein. Sie verspürte die gleiche Erleichterung wie in dem Moment, da Finn sie vor Lindall und dessen Leuten gerettet hatte.
Es musste ihr einfach gelingen, schnellstens einen Beweis für Wimarcs Verrat aufzutreiben! Diesen grässlichen Ort mussten sie so bald wie möglich hinter sich lassen.
Finn wusste gewiss, wie man ein Schloss aufbrach. Gemeinsam konnten sie sich nachts in Wimarcs Privatgemächer begeben und nach Beweisstücken suchen, und anschließend holten sie Ryder aus seiner Zelle, um dann rasch zu fliehen … irgendwie.
Vom Wachhaus ertönte plötzlich ein lauter Ruf. Lizette blieb stehen und fragte sich, ob die Jagd wohl bereits beendet war, da die schweren Tore geöffnet wurden und die Stallburschen herbeigeeilt kamen.
Wimarc ritt als Erster durchs Tor, sein Haar war zerzaust, seine Kleidung schmutzig und voller Blutspritzer. Wer ihn nicht kannte, hätte in diesem Moment sicher gedacht, er wäre ein Krieger. Dennoch war Lizette sich sicher, dass Wimarc alles tun würde, um einem Kampf auf dem Schlachtfeld aus dem Weg zu gehen, wenn er nicht von seinen Heerscharen von Söldnern beschützt werden konnte.
Finn ritt hinter ihm, aber er saß vornübergebeugt im Sattel und hielt den Kopf gesenkt. Sein Gesicht war bleich, und Blut bedeckte sein rechtes Bein.
„Finn!“, rief sie erschrocken, raffte ihre Röcke zusammen und rannte zu ihm.
Er hob den Kopf, sein Gesicht war schmerzverzerrt, aber in seinen Augen entdeckte sie einen warnenden Ausdruck.
Großer Gott, sie hatte seinen wahren Namen benutzt, und Wimarc war nur ein paar Schritte entfernt!
Trotz ihres verheerenden Versprechers lächelte Finn sie an. „Es ist nicht so schlimm, Butterblume. Nur eine Fleischwunde.“
Butterblume? Ja, natürlich. Sie konnten sagen, dass sie einander mit Kosenamen anredeten. Sie war Butterblume, und er war eben Finn, auch wenn sie im Moment keine Ahnung hatte, wie sie begründen sollte, dass sie ihn ausgerechnet so nannte.
Nachdem sich der Versprecher nun erklären ließ, verlieh sein Lächeln ihr Kraft, und ihr Herz schlug wieder normal weiter. „Kannst du allein absteigen?“
„Etwas Hilfe wäre mir lieber.“
Sie machte einen Schritt auf ihn zu, doch er winkte einen der Wachleute zu sich: „Du da, hilf mir runter. Für meine Frau bin ich zu schwer.“
Lizette machte Platz, als einer der Söldner zu ihm eilte. Finn saß ab und stützte sich auf den Mann, der ihn zum großen Saal begleitete. Eben wollte Lizette ihm folgen, da umfasste Wimarc mit einer Hand ihren Arm.
„Ich glaube, es ist keine ernste Verletzung“,sagte er.„Es ist ein wirklich prächtiger Keiler, Mylady. Ihr könnt auf Euren Mann stolz sein, dass er ihn erlegt hat.“
„Das werde ich auch sein, wenn Ihr recht behaltet und er tatsächlich nicht ernsthaft verletzt ist“, erwiderte sie und wollte endlich weitergehen und nach Finn sehen.
Wimarc hielt jedoch weiter ihren Arm fest. „Nein, wir wollen natürlich nicht, dass sich seine Wunde entzündet und er stirbt und Ihr als junge Witwe zurückbleibt. Aber sollte Euch ein solches Schicksal erwarten, dann verspreche ich Euch meinen Schutz.“
Bei genauem Hinhören wünschte er ihrem verletzten Ehemann keine rasche Genesung, sondern er ließ sie wissen, was sie von ihm erwarten konnte, sollte ihr Gatte sterben – ob durch einen Unfall oder durch falsches Spiel.
„Auch wenn Ihr mir Euren Schutz bietet, kann der König oder meine Familie mich immer
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