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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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noch einen letzten Tagebucheintrag verfasst
hatte, den ich bisher noch nie zu Ende gelesen hatte, denn er begann mit den
Worten: »Dies ist mein Abschied von Dir«. Und ich war von einer anderen
starken Frau aufgezogen worden, Dara Packwood, die, als sie sich in Rumänien
von mir verabschiedet hatte, um sich ihren eigenen neuen Herausforderungen zu
stellen, zu mir gesagt hatte: »Du schaffst das, Antanasia. Du hast Lucius
versprochen, dass du es kannst, und du wirst die Prüfungen, die sich dir
stellen werden, bestehen.«
    Ich hörte
auch Lucius' Worte und endlich begriff ich sie. »Angst ist schlimmer als der
Tod, denn die Angst begräbt dich lebendig.«
    Und zu
guter Letzt hörte ich Raniero, der mir sagte, dass ich verdammt noch mal aus
dem Bett aufstehen sollte.
    Aufstehen ... Ich musste aufstehen.
    Ohne noch
länger zu zögern – es war auch bereits fast Mitternacht –, setzte ich mich
schließlich auf und zog meine Jeans an. Dann öffnete ich die Tür und sagte
Emilian: »Esti demis«, so wie Lucius es oft zu ihm gesagt hatte. »Du
kannst jetzt gehen.«
    Ich sagte
weder Bitte noch Danke und ignorierte seinen überraschten, unsicheren Blick.
Nach einem Moment verbeugte er sich und willigte ein. »Da.«
    Als er
schließlich verschwunden war – nachdem er sich noch einmal umgedreht hatte, als
wäre er sich nicht sicher, ob er wirklich gehen sollte – holte ich meinen
Umhang und das Tagebuch meiner Mutter aus dem Schlafzimmer. Dann ging ich zu den
Pferdeställen, sattelte die Stute, mit der Lucius und ich zum Friedhof
geritten waren, und machte mich auf den Weg durch die Nacht, ohne mich um die
Wölfe zu scheren, die tief im Wald heulten.
    Ich
fürchtete mich nicht mehr vor ein paar wilden Hunden. Ich lebte jeden Tag mit
sehr viel gefährlicheren Raubtieren in meinem eigenen Zuhause. Es war an der
Zeit, dass ich aufhörte, mich vor ihnen zu verstecken, und stattdessen begann
zu jagen.

Kapitel 66
    Antanasia
    Das
Eisentor zum Friedhof ließ sich leicht öffnen, denn die Angeln waren bei
Claudius Begräbnis gerade erst in Gebrauch gewesen. Die Fußspuren der
Trauernden, die zu seinem frischen Grab führten, waren immer noch im Schnee zu
erkennen. Aber ich war nicht hier, um Lucius' Onkel meinen Respekt zu erweisen.
    Ich zog das
Tor hinter mir zu und blickte über den stillen Friedhof zu der Stelle, wo im
Mondlicht das blasse Mausoleum schimmerte, das ich bei meinem ersten Besuch
mit Lucius kaum anzusehen gewagt hatte. Dann drehte ich mich zur Grabstätte der
Vladescus um, die gegen den dunklen Himmel fast nicht auszumachen war, schwarz
auf schwarz. Ich konnte nur die Spitzen des Dachs erkennen, die mich an die
Wand voller Pflöcke in der camera de miza erinnerten.
    »Es gibt
hier nichts zu befürchten.«
    Ich erinnerte
mich an Lucius' Worte und ich straffte die Schultern, um zur Gruft der
Vladescus zu stapfen. Doch dann drehte ich mich um und ging zuerst zu dem
kleineren Bauwerk, um mich endlich den Vampiren zu stellen, denen ich mein
Leben verdankte. Mein Leben, von dem ich so viel verschwendet hatte, als ich
jeden einzelnen Moment mit meinem Mann hätte genießen sollen. Manche Leute – und die meisten Vampire – erlebten nie so eine Liebe, wie wir zwei sie hatten.
Es war ein Fehler gewesen, auch nur eine Sekunde davon zu vergeuden.
    Meine
Stiefel knirschten im Schnee und das kleine Tor, das die Gruft verschloss,
knarrte, als ich es öffnete und dabei stärker daran zog, als nötig gewesen
wäre. Ich hatte gedacht, das Tor wäre vielleicht eingerostet, denn ich konnte
mir nicht vorstellen, dass irgendjemand hierherkam. Noch nicht einmal Dorin,
dem dieser Ort wahrscheinlich viel zu viel Angst einjagen würde.
    Ich ging
hinein und zündete eine der drei Kerzen in den Wandleuchtern an. Und obwohl ich
erwartet hatte, von Trauer erfüllt zu sein, vielleicht sogar weinen zu müssen,
musste ich doch lächeln, denn nicht lange vor mir war jemand hier gewesen.
    Lucius.

Kapitel 67
    Antanasia
    Der Zettel
war unter eine kleine Schüssel mit mittlerweile getrocknetem Blut geklemmt,
sodass die Schrift darauf zum Teil verdeckt war. Ich konnte dennoch genug erkennen,
um zu wissen, dass dort mein Name stand. Er war in einer vertrauten Handschrift
geschrieben. Ich bückte mich, nahm den Zettel und faltete ihn mit von der Kälte
klammen Fingern auseinander. Das Papier war brüchig, vielleicht weil es so
lange der eisigen Luft ausgesetzt gewesen war – oder weil ich meinen Besuch
hier länger hinausgezögert hatte, als Lucius

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