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Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Ein Kuss fur die Unsterblichkeit

Titel: Ein Kuss fur die Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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»Selbstverständlich werde ich dir und dem Bruder, der mir solche Gnade
entgegengebracht hat, helfen. Es ist mir eine Ehre.«
    Da wusste
ich, ich hatte endlich etwas richtig gemacht. Ich hatte den Respekt eines
Vampirs gewonnen, den auch ich respektierte.
    Aber ich
war noch längst nicht so tapfer wie Raniero oder wie Lucius vielleicht gewesen
wäre, denn als Raniero fragte: »Was ist mit der Verhandlung? Willst du schon einen
Termin festlegen?«, sagte ich schnell: »Nein. Noch nicht. Es gibt noch
keinerlei Beweise, die ihn entlasten könnten.« Ich sah ihm dabei aber weiter in
die Augen, damit er sehen konnte, dass ich mich nicht mehr versteckte – auch
wenn ich nicht gleich alles auf eine Karte setzen wollte. »Aber ich werde etwas
finden.«
    Raniero
hätte sicherlich einfach einen Tag ausgewürfelt und den Termin sofort
festgelegt, aber die Gefühle, die er für Lucius hegte, konnten niemals so stark
sein wie die Liebe, die ich für meinen Mann empfand, und ich wollte kein
Risiko eingehen. Noch nicht. Bis ich einen Beweis für Lucius' Unschuld hatte,
war es besser zu riskieren, dass er in lugt verfiel, als ihn zu seiner
sicheren Vernichtung zu verdammen. Zu wissen, dass sein Leben zu Ende wäre,
ohne Hoffnung, ihn jemals wiederzusehen, ohne ihn noch einmal berühren zu
können ...
    »Nein«,
wiederholte ich. »Ich werde den Tag noch nicht festlegen.«
    »Selbstverständlich.«
Raniero reichte mir die Zügel und Seite an Seite machten wir uns auf den langen
Weg durch den dunklen Karpatenwald. »Wie willst du dann weiter vorgehen,
Prinzessin?«
    »Ich
brauche eine Karte der Burg«, sagte ich. »Es geht nicht, dass ich mich immer
noch in meinem eigenen Zuhause verlaufe.«
    »Ich werde
dir eine zeichnen«, stimmte er mir zu. »Ich bin gut mit mappa. Ich kenne
das Anwesen in- und auswendig – auch die Orte, von denen du vielleicht gar
nicht weißt, dass sie existieren.«
    Es
überraschte mich nicht, das zu hören. Lucius hatte bereits angekündigt, dass
Raniero viele verborgene Talente hatte, die sich noch als nützlich erweisen
würden.
    »Was
brauchst du sonst noch?«, fragte er und sah zu mir hinunter. Der Surfer in ihm
war fast verschwunden, aber irgendwie fühlte ich mich mit dem Krieger, der zum
Vorschein kam, auch wohler. Ich verstand ihn – weil ich Lucius verstand. Und
dann fällte ich auf der Stelle noch eine Entscheidung. Wenn ich ihm vertrauen
wollte, dann musste ich ihm vollständig vertrauen. »Du musst mir beibringen,
wie man einen Pflock benutzt. Lucius hatte eigentlich vor, es mir beizubringen,
bevor er eingekerkert wurde.«
    Die Bäume
über uns standen so dicht, dass kein Mondlicht mehr hindurchdrang, trotzdem
dachte ich, ich hätte flüchtig Ranieros Zähne aufblitzen sehen, als ob er in
der Dunkelheit lächelte. Ich hoffte nur, dass es ein anerkennendes Lächeln
dafür war, dass ich mich endlich zusammenriss, und nicht die Vorfreude darauf,
wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen, die er seit zwei Jahren nicht mehr
berührt hatte.

Kapitel 70
    Lucius
    R –
    Ich
zwinge mich, aus einem mir endlos erscheinenden Dämmerzustand zu erwachen, um
dich zu fragen, ob es von oben irgendwelche Neuigkeiten gibt, seit die
Beerdigung stattgefunden hat ... Wie viele Tage ist es jetzt schon her? Zwei?
Drei? Ich habe das Zeitgefühl verloren. Ist Antanasia immer noch sicher? Ich habe
in letzter Zeit entsetzliche Träume, die in einer Weise enden, die ich nicht
auf Papier bringen mag.
    Ich habe
noch nie so lange nicht getrunken, und wenn ich wach bin, kann ich nur daran
denken, dass mich nach meiner Frau dürstet – auf mehrere Arten ... Ich bin unfähig,
Strategien zu entwickeln, denn meine Gedanken kreisen nur um das eine Thema:
Wird es eine Verhandlung geben? Steht das Datum schon fest?
    Es tut
mir leid, dass ich keine größere Hilfe bin.
    L
    PS: Wo
ich mich zur Klarheit zwinge, fällt mir ein, dass ich auch gerne Neuigkeiten
über meinen hochverehrten »Schwiegeronkel« Dorin erfahren würde. Ich weiß, ich
sollte dankbar dafür sein, dass er Antanasia zu mir gebracht hat, aber
trotzdem kann ich ihm seinen tödlichen, ansteckenden Selbsterhaltungstrieb
nicht verzeihen, von dem ich fürchte,
dass er einen zu großen Einfluss auf meine Frau hat – und sie damit
ironischerweise gefährdet.
    Hier
noch ein Gedanke für deine Philosophiebücher, Bruder: Gibt es etwas
Gefährlicheres als das Verlangen, ein gefahrloses Leben zu leben?
    Du wirst
über meinen Versuch, tiefgründig zu sein, entweder herzlich lachen

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