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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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Grund.«
    Woher wollte Alex das wissen? Woher wusste er, dass eine Frau wie Renee nicht die Entscheidung treffen konnte, ein besseres Leben zu führen?
    Alex schnaufte angewidert. »Ich fasse es nicht! Ich begreife einfach nicht, warum du dich wegen einer solchen Frau zum Idioten gemacht hast!«
    Eine solche Frau.
    John spürte, wie eine brennende Wut in seiner Kehle aufstieg, die sich wie ein Lauffeuer in ihm ausbreitete. Plötzlich wurde ihm klar, dass Alex gar nichts über Renee wusste. Er kannte nur irgendein Mädchen, das vor acht Jahren existiert hatte, das keine Hemmungen gehabt hatte, einem Polizisten Bier auf die Schuhe zu schütten. Aber dieses Mädchen gab es nicht mehr. Die Frau, die John beschützen wollte, war eine völlig andere Person.
    Außerdem war er verliebt in sie.
    Er hatte es gestern Abend gespürt, als sie vor dem Motel aus seinem Wagen gestiegen war, aber er hatte das Gefühl sofort verdrängt und sein Herz gegen die Möglichkeit abgeschottet, dass er eine Frau liebte, die er nie wiedersehen würde. Doch nun sprang ihm die Wahrheit ins Gesicht, mit solcher Heftigkeit und Klarheit, dass er nicht mehr die Augen davor verschließen konnte.
    Er liebte Renee.
    Aber wie konnte das sein? Wie konnte er sich in sie verliebt haben? Es war einfach zu verrückt. Er kannte sie ja kaum.
    Oder? Durch den Druck, unter dem sie in den vergangenen Tagen gestanden hatte, war ihm mehr über sie offenbart worden, als man während einer jahrelangen Beziehung voneinander erfuhr. Sie hatte sich ihrer größten Angst stellen müssen und darauf vertraut, dass er ihr half.
    So war es. Sie hatte ihm vertraut, und er hatte ihr den Rücken zugekehrt. Wie hatte er ihr so etwas antun können?
    Weil er Angst gehabt hatte, seine Karriere zu ruinieren, weil er Angst vor dem gehabt hatte, was Alex über ihn dachte, was seine Familie dazu sagen würde. Verdammt, er hatte sogar Angst gehabt, was sein Vater von ihm halten würde, wenn er vom Himmel auf ihn herabschaute. Konnte sich jemand so idiotisch verhalten?
    Die ganze Zeit hatte er sich Vorwürfe gemacht, weil es ihm nie gelungen war, den Ansprüchen seines Vaters gerecht zu werden, weil er niemals den Punkt im Leben erreicht hatte, an dem er endlich das tun konnte, was seinen Vater stolz auf ihn gemacht hätte.
    Dann war Renee in sein Leben getreten, und innerhalb weniger Tage hatte er endlich eine Sache verstanden, die ihm bislang stets unbegreiflich geblieben war. Er brauchte die Anerkennung seines Vaters nicht. Er musste nach seinen eigenen Regeln leben, und es konnte ihm völlig gleichgültig sein, was sein Vater dachte.
    Und in diesem Augenblick war es ihm gleichgültig.
    Er verspürte einen starken Energieschub, begleitet von dem überwältigenden Bedürfnis, die Fehler wieder gutzumachen, die er aufgrund seiner falschen Vorstellungen begangen hatte. Sein Bruder machte sich bereit, ihm weitere Vorwürfe an den Kopf zu werfen, aber John konnte jetzt nur noch an Renee denken. In diesem Moment war er der Einzige, der in der Lage war, sie vor einem Leben zu bewahren, das sie entweder auf der Flucht oder in Unfreiheit verbringen musste.
    Er wusste, was er zu tun hatte. Er musste zu diesem merkwürdigen Club gehen.
    Er wandte sich an seinen Bruder. »Gestern Abend habe ich etwas ziemlich Dummes getan, Alex.«
    »Das kannst du laut sagen!«
    »Ich habe dich nicht aus dem Haus geworfen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
    Er ließ Alex mit offenem Mund stehen und ging ins Schlafzimmer, um seine Waffe aus dem Schrank und die Handschellen aus der Schublade zu holen. Er steckte die Pistole hinten in den Bund seiner Jeans, dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und nahm seine Jacke von der Garderobe. Er zog sie an und verstaute die Handschellen in einer Jackentasche.
    »Was soll das? Wo willst du hin?«, fragte Alex.
    »Ins Aunt Charlie‘s. Renee ist unschuldig. Und ich werde es beweisen.« Er ging zur Tür.
    Da trat Alex ihm in den Weg. »Du gehst jetzt nirgendwohin.«
    John blinzelte. »Was hast du gesagt?«
    »Ich sagte, dass du keinen Fuß vor die Tür dieses Hauses setzen wirst.«
    Alex verschränkte die Arme vor der Brust und stand breitbeinig da, wie ein Gorilla in einer Unterweltkneipe.
    John wollte es nicht glauben. Hatte sein Bruder tatsächlich die Absicht, ihn mit körperlicher Gewalt zurückzuhalten?
    »Geh mir aus dem Weg, Alex.«
    »Wenn du durch diese Tür gehen willst, musst du zuerst an mir vorbei.«
    John hatte damit gerechnet, dass Alex sich aggressiv und

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