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Ein Kuss und Schluss

Ein Kuss und Schluss

Titel: Ein Kuss und Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Graves
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Fall hier in Handschellen zurück! Was ist, wenn ein Feuer ausbricht? Oder irgendetwas anderes passiert? Nein. Ich bleibe so lange hier, bis er zurückkommt.« Sie setzte sich auf eine Ecke des Bettes und sah Renee mit diesem Von-Frau-zu-Frau-Blick an. »Ich weiß, dass es seltsam klingt, aber ich bin wirklich froh, dass es so gekommen ist. Ich sehe nicht viele von den Frauen, mit denen John sich trifft.«
    Die Situation wurde von Minute zu Minute bizarrer. Renee war so etwas wie das Überbleibsel einer angeblichen heißen SM-Nacht, und Sandy tat so, als wären sie sich gerade beim Einkaufen im Supermarkt begegnet. Irgendwie hatte sie erwartet, dass eine Verwandte von John etwas ... entsetzter reagiert hätte.
    »Natürlich müsste er eine Frau erst einmal einladen, bevor ich sie kennen lernen kann«, redete Sandy weiter, als würden sie sich bei einer gemütlichen Tasse Kaffee unterhalten. »Den größten Teil seiner Zeit verbringt er mit Essen, Schlafen und Arbeiten.«
    »Äh ... ja. Sein Job scheint ihm sehr wichtig zu sein.«
    »Zu wichtig.« Sandy zog die Beine aufs Bett und machte es sich im Schneidersitz bequem. Sie stellte einen Ellbogen auf ein Knie und legte das Kinn in die Hand. »Gut. Wie lange kennt ihr euch schon?«
    Seit er mich vorgestern Nacht festgenommen hat.
    »Noch nicht lange«, sagte Renee.
    »Erzähl mir mehr über dich«, forderte Sandy sie auf. »Wo arbeitest du?«
    Nun, wenn dein Bruder mich laufen lassen würde, stünde mir eine große Karriere als professionelle Ausreißerin bevor.
    »In einem Restaurant. Als Oberkellnerin.«
    »Ausgezeichnet! John geht gerne essen. Ihr zwei seid das ideale Paar!«
    Renee hatte das Gefühl, wenn sie gesagt hätte, sie arbeite in einem Bestattungsinstitut, hätte Sandy erwidert, dass John gerne mit Leichen zu tun hatte.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Renee. Wenn sie schon die Gesellschaft dieser Frau ertragen musste, konnte sie genauso gut versuchen, das Gespräch in Gang zu halten. »Was machst du?«
    »Ich habe einen Blumenladen. Ich glaube, es war eine Abwehrreaktion gegen das viele Testosteron, mit dem ich aufgewachsen bin. Ein Vater, drei Brüder, keine Mutter.«
    »Oh. Das tut mir Leid. Was ist mit ihr passiert?«
    »Krebs. Ich schätze, John hat dir noch nicht allzu viele Details aus seinem Privatleben erzählt, wie?«
    Renee wusste praktisch nichts über Johns Privatleben. Aber wenn Sandys Plauderfreude anhielt, würde sie von Minute zu Minute mehr darüber erfahren.
    »Nein«, sagte Renee. »Ich kann mir vorstellen, dass der Tod seiner Mutter ihn sehr mitgenommen hat.«
    »Nun ja, ich habe mehr darunter gelitten. Versuch mal, mit drei jüngeren Brüdern zurechtzukommen, die jeden Tag wie die Gladiatoren aufeinander losgehen und nur unter Todesdrohungen bereit sind, ihre Unterwäsche wegzuräumen oder ab und zu einen Teller in die Küche zu tragen. Selbst heute ...« Sandy fuhr mit der Fingerkuppe über den Nachttisch und zeigte ihr, wie viel Staub sich darauf angesammelt hatte. »Schau dir das an! Und dann sein Kühlschrank! Alexander Fleming hätte sein Penizillin viele Jahre früher entdeckt, wenn er Zugang dazu gehabt hätte.« Sie verzog angewidert das Gesicht und wischte sich den Finger an ihrer Jeans ab. »Aus diesem Grund bin ich heute vorbeigekommen. Ich dachte, er wäre immer noch unterwegs. Weißt du, wenn ich nicht gelegentlich bei ihm aufräume und putze, würde jede Frau, die er nach Hause mitnimmt, sich sofort übergeben und die Flucht ergreifen. Und dann wäre mein workaholischer Bruder auch mit vierzig oder fünfzig Jahren noch unverheiratet!«
    Aha! Sandys Ziel war, dass ihr Bruder endlich heiratete, und Johns, genau das zu verhindern.
    »Ich meine, was sagst du zu seinem Haus, Alice? Ein Schweinestall, nicht wahr?«
    Eigentlich machte es gar keinen so schlechten Eindruck auf Renee. Sie neigte jedenfalls dazu, erst dann zu putzen, wenn die Umrisse eines staubbedeckten Gegenstandes nicht mehr auf Anhieb zu erkennen waren.
    »Ich habe schon Schlimmeres gesehen«, sagte sie.
    Sandy lächelte. »Eine verständnisvolle Frau. So eine wäre genau richtig für meinen Bruder.«
    Renee wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Am liebsten hätte sie laut über die Vorstellung gelacht, dass John und sie eine Beziehung eingehen könnten. Der Bulle und die Ausreißerin. Gelegentlich zogen sich Gegensätze an, aber das war einfach lächerlich.
    »Um ehrlich zu sein, ich glaube, John hat es viel schwerer getroffen, als unser Vater

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