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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Clements
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du auch hässliche, unangenehme Seiten? Kann ich mir fast nicht vorstellen!
    LG C

K apitel 7
    Dienstag, 28. November
    Laurie wusste genau, was sie zu tun hatte. Morgen, Mittwoch, würde sie nach Skipley fahren; die Koffer waren bereits gepackt. Darum musste sie nun nur noch die Schlüssel zu irgendwem bringen, bei dem Rachel sie dann abholen konnte.
    Da aber Siobhan und Lily bei der Arbeit sein würden, müsste sie wohl oder übel Jay fragen. Das sollte ihr nicht schwerfallen, schließlich war es ein ganz normaler Gefallen, um den man seinen Nachbarn bat. Aber die Vorstellung, hinunterzugehen und mit ihm zu sprechen … Sie hatten seit über zwei Monaten kaum ein Wort miteinander gewechselt. So stand Laurie nun schon seit geschlagenen fünf Minuten mit dem Haustürschlüssel in der Hand in ihrem Flur und zögerte.
    Schließlich holte sie tief Luft, öffnete die Tür und ging zu Jay hinunter. Als sie auf seine Klingel drückte, schlugen Schmetterlingsflügel an ihre Bauchwände. Vielleicht war er gar nicht zu Hause, dachte sie und wünschte sich beinahe, es wäre so.
    Doch einen Augenblick später öffnete Jay die Tür. Sein dunkles Haar war zerzaust, und er trug eine Jeans, feste Schuhe und ein dunkelrotes Sweatshirt. Nicht einfach irgendein Sweatshirt, sondern jenes, das perfekt saß und seine hellbraune Haut betonte. Das Sweatshirt, das Laurie Anfang des Jahres in einem Laden in Soho entdeckt und zu dessen Kauf sie Jay überredet hatte, weil ihm der Pulli so gut stand. Als sie noch Freunde waren und sie solche Dinge noch tat. Drinnen in seiner Wohnung lief das Radio und lenkte sie einen Augenblick lang ab.
    »Hi«, sagte sie. Ihre Stimme klang ein bisschen heiser.
    »Laurie«, erwiderte Jay mit einem zögerlichen Lächeln. »Hi.«
    Die Worte, die Laurie sich zurechtgelegt hatte, waren wie weggeblasen, als Jay vor ihr stand. Ihr Blick schweifte zu seinen vollen Lippen, und sie erinnerte sich daran, wie er sie geküsst hatte. »Lange nicht gesehen, nicht wahr?«, stotterte sie irgendwann.
    Er nickte und sah zu Boden, sodass sich ihre Blicke nicht mehr trafen.
    »Viel zu tun«, fuhr sie fort. »Im Moment ist bei der Arbeit auch immer, immer, immer was los.« Sie hätte sich in den Hintern treten können! Warum hatte sie das bloß gesagt? Da war für sie wohl eher nichts, nichts, nichts mehr los!
    »Oh, klar«, antwortete Jay. »Na, das ist doch gut. Und heute? Wie kommt’s, dass du zu Hause bist?«
    »Urlaub«, erwiderte sie – besser nicht erwähnen, dass sie praktisch von ihrem Arbeitsplatz verbannt worden war. Sie biss sich auf die Lippe und wechselte schnell das Thema. »Jedenfalls bin ich hier, weil ich dich um einen Gefallen bitten will.«
    »Um einen Gefallen? Klar«, nickte er mit einem warmen Lächeln. »Wie kann ich dir helfen?«
    »Eine Freundin …«
    Aus Jays Wohnung schallte das Gelächter einer Frau, das die Radiomusik übertönte und Laurie unterbrach. Ihr Blick wanderte in die Wohnung, um zu sehen, woher das Lachen kam; Lauries Magen verkrampfte sich. Jetzt wollte sie Jay nur noch die Schlüssel geben und dann so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    »Meine Freundin Rachel wird ein paar Wochen lang bei mir oben wohnen. Könntest du ihr den Schlüssel geben, wenn sie morgen ankommt?« Sie hielt den Schlüsselbund hoch. »Sie wird gegen drei Uhr mit ihrem Sohn und ihrer Tochter hier sein.«
    »Klar.« Jay nickte.
    »Prima.« Laurie reichte ihm die Schlüssel, wobei sich ihre Hände einen Augenblick lang berührten. Laurie wäre am liebsten an Ort und Stelle stehen geblieben, seine Haut an der ihren, er ganz nah. Doch Jay wich zurück und legte die Schlüssel auf das kleine Tischchen in seinem Flur.
    »Und du? Wohin …«, fing er an und sah zu ihr auf.
    »Jay?«, rief eine Stimme aus der Wohnung. »Dein Tee wird kalt!«
    Sie war es. Die junge Frau. »Ich sollte jetzt wohl besser gehen«, sagte Laurie und verspürte eine bleierne Schwere in ihrer Brust. »Aber vielen Dank, das ist wirklich nett von dir.«
    Sie drehte sich um und stieg die Treppe hinauf. Das Herz klopfte ihr dabei bis zum Hals. Die Stimme des Mädchens. So klang intime Vertrautheit.
    »Aber, Laurie, wir sehen uns doch bei Lilys Party, oder?«, rief Jay ihr hinterher.
    »Ja, klar, natürlich«, rief Laurie hinunter, sah ihn an und zwang sich zu einem Lächeln. Doch sobald ihr die Worte über die Lippen gekommen waren, merkte sie, dass dies so, wie die Situation zwischen Jay und ihr war, der einzige Ort war, an dem sie

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