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Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Ein Kuss unter dem Mistelzweig

Titel: Ein Kuss unter dem Mistelzweig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Clements
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treiben ließ und überall von den dargebotenen Waren kostete. Verschiedene Weichkäsesorten zergingen ihr köstlich auf der Zunge, und sie knabberte an kleinen Stückchen von im Dorf hergestellten Würstchen und Schinken, von denen sie jeweils das kaufte, was ihr am besten schmeckte.
    Der letzte Stand, den sie besuchte, verkaufte jede Menge frische Kräuter. Laurie musterte all das Grün – für sie war es ein undurchdringlicher Dschungel. Salz und Pfeffer waren das höchste der Gefühle, wenn sie kochte.
    »Was …«, fragte sie den hochgewachsenen Mann mit einer Schiebermütze hinter der Verkaufstheke. Ihm war wohl ihr verwirrter Gesichtsausdruck nicht entgangen, auch wenn sie ihn zu verbergen versucht hatte. Sie wusste nicht einmal, welche Frage sie eigentlich stellen sollte.
    »… passt wozu?«, vervollständigte er höflich ihre Frage. Seine blauen Augen strahlten. »Rosmarin passt zu Lamm. Koriander zu …« Laurie hörte ihm zu, wie er ihr jedes Kraut erklärte. Bei ihm klang das alles so einfach. »Vielen Dank«, sagte sie, als sie ihm vier Bund Kräuter bezahlte und die Einkäufe in ihrer Tasche verstaute.
    Laurie hatte die Arme voller Einkaufstüten, als sie zum Kirchturm hinaufschaute und sah, dass es beinahe Mittag war.
    Auf dem Rückweg zu Rachels Cottage lief Laurie die High Street entlang. Vielleicht gab es doch noch üblere Orte als Skipley. Die meisten Leute waren überaus freundlich, und das Beste an ihnen war, dass sie nichts über sie wussten – weder über Seamless noch über Jay oder die Tatsache, dass sie Weihnachten wieder als Single verbringen würde.
    Ein paar Bekannte oder Nachbarn hielten auf dem Gehweg ein kleines Schwätzchen und lächelten Laurie freundlich zu, als diese an ihnen vorbeiging. Im Lebensmittelladen deckten sich die Dorfbewohner bereits mit Vorräten für Weihnachten ein – Weinflaschen, Mince Pies und Grußkartensets für einen wohltätigen Zweck. Hier, am absoluten Ende der Welt, fühlte sich Laurie mit einem Mal ganz anders – viel entspannter. Ihr normalerweise hektischer Gang wurde automatisch langsamer, weil sie in den von Rachel geliehenen Gummistiefeln die Straße hinunterspazierte.
    Hier in den Yorkshire Dales, wo es keine Arbeit gab, über die sie nachdenken musste, und wo sie zudem weit entfernt von Jay war, konnte sie vielleicht endlich die Person sein, die sie immer hatte sein wollen – oder zumindest herausfinden, wie oder wer diese Person war. Wahrscheinlich würde sie nicht lange in Skipley bleiben, aber vielleicht – nur vielleicht – könnte das die Auszeit sein, die sie nie gehabt hatte.
    Denn nach dem Schulabschluss war sie weggegangen – als Rachel und sie gerade achtzehn geworden waren. Doch sie hatte keinesfalls ehrenamtlich in einem Waisenhaus gearbeitet oder dergleichen, sondern den Sommer zusammen mit Rachel am Strand in Griechenland verbracht.
    Es war schon dunkel gewesen, als ihre Fähre in den Hafen von Paros eingelaufen war. Eine ältere Griechin hatte Rachel und Laurie recht schnell unter ihre Fittiche genommen und sie zu einer Mietwohnung gebracht. »Billig und gut«, darauf hatte sie beharrt und mit laminierten Bildern gewedelt. Sie hatte Laurie und Rachel am Strand entlang- und eine dunkle Straße hinuntergeführt.
    Während des Flugs nach Athen hatten sie ihren Reiseführer über die griechischen Inseln sehr intensiv studiert und sich schließlich für Paros entschieden – dort gab es genügend Bars für Laurie und weiße Sandstrände für Rachel. Seit einer Ewigkeit hatten sie von dieser Reise geträumt, insbesondere während der langen Wochen, in denen sie den Lernstoff für die Abschlussprüfungen wiederholt hatten – und jetzt waren sie endlich unterwegs. Mit Rucksäcken, die mit Bikinis, Sarongs und Sonnencreme gefüllt waren, hatten sie geplant, in Bars zu jobben, um so den ganzen Sommer über dort zu bleiben – zwei, drei Monate lang vielleicht.
    Das Apartment, zu dem die Frau sie geführt hatte, war schlicht, aber funktional. Die Fensterläden waren geschlossen, sodass sie keine Ahnung hatten, wie die Aussicht wohl war, doch sie konnten draußen die Wellen hören, die an den Strand brandeten.
    »Das Apartment ist prima«, erklärte Laurie. »Wir nehmen es.« Sie übergaben der Dame die Kaution und stellten ihre Koffer ab. Laurie brachte die Vermieterin noch zur Tür; nachdem sie die Tür geschlossen hatte, ertönte ein gellender Schrei aus dem Badezimmer.
    »Kakerlaken!«, brüllte Rachel und kam ins

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