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Ein Kuss von dir

Ein Kuss von dir

Titel: Ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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sie einen Stuhl unter den Türknauf geklemmt, um ganz sicher nicht gestört zu werden, und sie war ständig wieder aufgewacht und hatte in die Stille der Nacht gelauscht.
    Jetzt eilte sie durch die nebelverhangene Luft auf die Stallungen zu und übte sich, für den Fall, dass man sie entdeckte, in Schlagfertigkeit.
    Für den Fall, dass Mr. Knight sie entdeckte. Er war angeblich in der Bank, aber sie vertraute nicht darauf, dass er wirklich tat, was er sagte.
    » Ich möchte mit Dickie Driscoll sprechen und nachsehen, ob er gut untergebracht ist . Besser. Nein, immer noch zu versöhnlich. Ich möchte mit Dickie Driscoll sprechen . Das ist es.« Sie nickte mit Nachdruck und versuchte, wie die selbstbewusste Duchess auszusehen, für die sie alle hielten.
    Nie zuvor war ihr so schmerzlich bewusst gewesen, dass sie nur Miss Eleanor de Lacy war, die verarmte Cousine, das schüchterne Mauerblümchen.
    Das Gartentor schwang mit quietschenden Angeln auf, und sie spähte zu den Stallungen hinüber. Ein Igel lief planlos über den gepflasterten Platz vor den Stallungen. Sonst war niemand zu sehen.
    Völlig gelassen wirkend schritt Eleanor auf die Stalltür zu und schlüpfte in den warmen, düsteren Bau. Sie war zumindest im Stall. Nicht schlecht für einen Angsthasen.
    Jetzt brauchte sie nur noch Dickie zu finden, und sie war so gut wie frei. Ein Jucken zwischen den Schulterblättern veranlasste sie, um die Tür herum zu lugen. Der Platz lag jetzt gänzlich verlassen da. Sie musste Mr. Knight noch vor dem Ball bei den Picards entwischen. Dickie war ihre einzige Chance.
    »Kann ich behilflich sein, Euer Gnaden?«
    Der Klang der respektvollen Männerstimme ließ sie zusammenzucken. Sie fuhr herum und sah sich dem längsten Mann gegenüber, den sie je gesehen hatte. Er hatte eine Heugabel in der Hand und türmte sich so hoch über ihr auf, dass sie bei dem trüben Licht fast übersehen hätte, dass er sich respektvoll an der Stirnlocke zupfte. Die Hand an die zugeschnürte Kehle legend, starrte sie ihn an, bis ihre Stimme zurückkehrte. »Ich suche Dickie Driscoll.«
    Der Stallbursche drehte sich um und schrie: »Dickie! Die Duchess sucht dich!« Dann kehrte er zu seinem ruhigen Tonfall zurück und sagte: »Er kommt sofort, Euer Gnaden.«
    »Danke.« Eleanor zögerte. Es hätte an ein Wunder gegrenzt, wenn Mr. Knight den Schrei nicht bis ins Haus gehört hätte – aber da traute sie ihm Fähigkeiten zu, wie sie kein Mensch besaß. Er war ein Maulheld, das war alles. Ein Spieler, ein Jäger, ein Mann, der allem und jedem misstraute. Er hatte Eleanor nicht verdient, und Madeline verdiente er erst recht nicht.
    Eleanor hörte Stiefel über den Holzboden dröhnen, dann trat Dickie aus dem Dunkel.
    Er hatte breite Schultern und einen breiten Bauch. Hinter seiner rundlichen Statur verbarg sich eine streitlustige Natur und eine unerschütterliche Loyalität für Madeline, die sich auch auf Eleanor erstreckte. Er war schnell mit den Fäusten, gut mit der Pistole, und er brachte jedes Pferd dazu, ihm mit hündischer Ergebenheit zu folgen. Er hatte Eleanor schon früher aus misslichen Lagen befreit, misslichen Lagen freilich, für die Madeline verantwortlich gewesen war. Nie zuvor war Eleanor so froh gewesen, ihn zu sehen.
    Dickie legte dem großen Mann die Hand auf den Arm und sagte mit dezidiert schottischem Akzent: »Danke, Ives. Mr. Knights Pferd gehört noch fertig gestriegelt. Du magst das sicher machen.«
    Ives stampfte mit einem Nicken davon, und der Boden bebte unter seinen Füßen.
    Als er außer Hörweite war, fingen Dickie und Eleanor beide zu reden an.
    »Dickie, du musst mich hier rausbringen.«
    »Miss, ich muss Sie hier rausbringen.«
    »Und zwar sofort«, sagte sie.
    Er starrte sie an, als verblüffe ihn ihre Entschlossenheit. »Was ist mit Ihrem Gepäck? Mit dem Gepäck der Duchess, meine ich. Sie haben doch die Koffer getauscht, oder?«
    »Er lässt mich beobachten«, sagte sie geradeheraus.
    »Beobachten?« Dickie schaute sich um, als erwarte er jemanden herumlungern zu sehen. »Was meinen Sie damit?«
    »Irgendwer hat mich – beziehungsweise Madeline – ausspioniert, seit wir wieder in England sind und an Mr. Knight berichtet.«
    »Ah, dieser Mr. Knight ist ein Schurke, das habe ich Ihrer Gnaden gleich gesagt, als sie diesen dummen Plan ausgeheckt hat.«
    Dickie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, bis ihm die hellroten Strähnen zu Berge standen. »Also gut. Hat irgendwer gesehen, wie Sie das Haus verlassen

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