Ein Kuss von dir
Einen mit barbarischer Eleganz geschnitzten Stock, auf dem eine schwere goldene Kugel saß.
Bilder von Blut und Gewalt schossen ihr durch den Kopf. Eleanor packte ihn am Revers und zog so fest, dass er den Kopf senken musste. »Was haben Sie mit ihm vor?«
Er starrte sie an, als hätte er ganz vergessen, dass er sie umfasst hielt.
»Tun Sie ihm nicht weh!«
»Wir werfen ihn irgendwo auf die Straße.« Immer noch fixierte er sie mit wütendem Blick.
Sie glaubte ihm nicht und zerrte fester an ihm, setzte beide Hände ein, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
»Er ist mein Angestellter. Sie können ihn nicht entlassen.«
Er lachte unwirsch. »Das habe ich aber gerade.«
Sie sah verzweifelt zu Dickie hinüber, dann wieder zu Knight. »Versprechen Sie mir, dass Sie ihn nicht verprügeln lassen.«
»Halten Sie mich für einen Verbrecher?«, fragte er ungerührt.
Das tat sie und mehr noch. Sie war sich der Tatsache, dass er ihr nicht geantwortet hatte, genau bewusst. »Versprechen Sie es mir!«
»Er kommt wieder in Ordnung.«
»Das reicht mir nicht.« Dickie war ihr Freund. Er war ihretwegen in Schwierigkeiten. Man würde ihn vielleicht töten … ihretwegen. »Versprechen Sie mir, dass Sie ihm nicht wehtun. Dass Sie ihm in keinster Weise wehtun lassen, von niemandem.«
Knight zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als verblüffe ihn ihre Eindringlichkeit. Er stützte vorsichtig den Stock gegen die Wand. Dann klemmte er ihr Kinn zwischen die Finger, hob ihr Gesicht und begutachtete sie wie einen unerwartet widerspenstigen Schoßhund. »Unter einer Bedingung.«
Sie glaubte, genau zu wissen, um was für eine Bedingung es sich handelte. Er wollte sie in seinem Bett haben.
Aber egal, welcher Preis, sie würde bezahlen. Sie hatte in Europa zu viel Gewalt erlebt. Sie hatte das Resultat der Schlachten gesehen: die Verwundeten, die Sterbenden, den Schmerz. Sie hatte keinen der Männer gekannt. Aber sie kannte Dickie, und sie konnte nicht zulassen, dass man ihm wehtat. Sie hatten zu viel zusammen durchgemacht. »Was immer Sie wollen.«
Mr. Knights schwarze Brauen machten sein Stirnrunzeln noch bedrohlicher, und sein Mund kräuselte sich höhnisch. Er sah gut aus und erbost, wie ein atemberaubender schwarzer Engel, der um ihre Seele feilschte. »Versprechen Sie mir, dass Sie nicht mehr vor mir davonlaufen.«
Erst stockte ihr das Herz, dann schlug es zu schnell. Wollte er denn nicht …? Sie musterte ihn erneut, versuchte, seine Gedanken zu lesen. Aber es war unmöglich. Er zeigte ihr seinen Zorn, nicht sein Begehren, und ihr Instinkt sagte ihr, dass diese Selbstdisziplin den Mann nur umso gefährlicher machte.
»Entscheiden Sie sich, Madeline.«
Dass er den Namen ihrer Cousine benutzte, erinnerte Eleanor daran, dass sie eine Rolle zu spielen hatte und zwar überzeugend. Dickies Wohlergehen, vielleicht sogar sein Leben, hingen von ihr ab. Sie holte bebend Luft und sagte: »Ich verspreche es.«
»Was versprechen Sie?«
Das hätte sie sich denken können, dass er den exakten Wortlaut wollte. »Ich verspreche, dass ich Ihnen nicht davonlaufen werde.«
Er wägte ihre Worte ab, als fürchte er, sie habe mit falscher Münze bezahlt.
Er traute ihr nicht. Nun, denn. Sie konnte es ihm nicht verübeln, aber sie musste ihn überzeugen. »Ich schwöre, ich werde nicht gehen, solange Sie mich nicht dazu auffordern.«
Er legte die Finger um ihren Hals, ganz leicht nur, und ließ sie seine Wärme und seine Kraft fühlen. »Dazu werde ich Sie niemals auffordern.«
Aber sicher würde er das. Sobald er herausgefunden hatte, dass sie eine Hochstaplerin war. Aber bis dahin hatte er sie an sich gefesselt. Sie schaute in seine kalten bleichen Augen und spürte den Eishauch der Zukunft.
Langsam, als zöge es ihn unwiderstehlich an, grub er die Finger in ihr Haar und löste den zerzausten Knoten in ihrem Nacken. Er beugte sich zu ihr und sagte mit einer Stimme, die vor Lust rau war: »Ich liebe Ihr Haar. Es ist dick und schwer wie Zobel. In kaum zwei Wochen werde ich es auf mein Kopfkissen gebreitet sehen. Dann werde ich mein Gesicht hineingraben und den Duft trinken. Und ich werde es dazu benutzen, Sie an Ihrem Platz zu halten, wenn Sie unter mir um sich schlagen und vor Vergnügen stöhnen.«
Jedes seiner Worte entsetzte sie. Jede Drohung und jedes Versprechen. Und bei alledem sah sie seine weichen, verführerischen Lippen, die sich mit jedem Wort bewegten. Und sie wollte diese Lippen auf ihren spüren.
Er würde sie küssen, hier
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