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Ein Kuss von dir

Ein Kuss von dir

Titel: Ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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war in seiner Jugend recht gut aussehend gewesen, jetzt in den Vierzigern war er es nicht mehr, aber er liebte solche Gesellschaften, was sich auch zeigte, denn er rief die, die er wiedererkannte, beim Namen. Während er sich seinen Weg durch den Saal bahnte, verbeugten sich die Herren, und die Damen knicksten. Eleanor ebenso, und als sie sich erhob, war er direkt vor ihr stehen geblieben.
    Mit strahlendem Lächeln kniff er sie in die Wange. »Lady Sherbourne – oder soll ich Sie Duchess of Magnus nennen?« Er lachte, also lachte sie auch. »Gut, dass Sie nach so langer Abwesenheit an unsere Küsten zurückgekehrt sind. Wir haben Sie von Herzen vermisst!«
    Eleanor war verwirrt. Er hatte Madeline bei deren Debüt kaum Beachtung geschenkt. Eleanor war sogar der Ansicht gewesen, dass er die freimütige, kecke Cousine ein wenig gefürchtet hatte. Warum hatte er sich jetzt ausgerechnet die Duchess ausgesucht? »Danke, Euer Hoheit. Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein.«
    »Sie müssen mich auf Carlton House besuchen.« Er wandte sich an Mr. Knight. »Und bringen Sie Ihren amerikanischen Gentleman mit. Eine Freude, ihn zu kennen. Eine Freude, mit ihm am Spieltisch zu sitzen.«
    Mr. Knight verbeugte sich. »Euer Hoheit ist zu gütig. Es wäre uns ein Vergnügen, Sie in zwei Wochen auf unserem Ball begrüßen zu dürfen.«
    »Das sollen Sie haben. In der Tat, das sollen Sie!« Prince George strahlte. Lady Picard erheischte seinen Blick, und er steuerte auf sie zu. »Kapitales Fest, wie immer, Mylady!«
    Als die Menge ihr Interesse auf Lady Picard verlagerte, wandte Eleanor sich an Mr. Knight. »Was hatte das zu bedeuten?«
    »Er schuldet mir Geld.« Mr. Knight lächelte mit kühler Befriedigung. »Meine Liebe, ich schätze, unsere Verbindung hat den königlichen Segen.«

12
    Um drei Uhr morgens saß Eleanor auf einem Sofa in der Nähe der rückwärtigen Wand des Ballsaals und wedelte mit dem Fächer, um sich Kühlung zu verschaffen. Es war sehr warm, und sie war müde. Sie hatte letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen, bei all der Sorge um Mr. Knight und seine nächtlichen Absichten. Und den Tag hatte sie in Angst und böser Vorahnung verbracht. Jetzt war ihr erster öffentlicher Auftritt als künftige Duchess fast vorüber. Alles war gut gegangen, besser als gut, und sie war vor Erschöpfung und Erleichterung der Ohnmacht nahe. Bald würde sie Mr. Knight bitten, sie nach Hause zu bringen … aber eine solche Bitte brachte auch Gefahren mit sich. Mr. Knight würde die Anfrage vielleicht missverstehen, und die Konsequenzen würden entsetzlich sein.
    Sie betrachtete seine aufrechte Gestalt, während er zu dem Tisch mit Erfrischungen unterwegs war, um ihr eine Limonade zu holen.
    Er war ein herber Mann, der in nichts und niemand Vertrauen hatte. Er hatte skrupellos dafür Sorge getragen, dass der Prinzregent sie erkannte und ihnen seinen Segen gab, daran hegte sie keinen Zweifel. Er hoffte, dass die Gesellschaft ihre Verbindung jetzt nicht mehr in Frage stellte. Aber was weit wichtiger war, der Segen des Prinzen hatte Lady Shapsters Verdacht nur noch mehr wie die Wahnvorstellung einer Verrückten aussehen lassen. Lady Shapster hatte sich, nachdem der Prinzregent gegangen war, sofort nach Hause begeben. Zumindest für heute war Eleanor vor ihr in Sicherheit.
    Nicht aber vor Mr. Knight. Er verfolgte unerschütterlich sein Ziel, und Eleanor bemitleidete die Frau, die er einmal heiraten würde. Bemitleidete sie … und beneidete sie.
    Von hinten kam eine tiefe, schleppende Stimme. »Man hat mir gesagt, Sie seien die neue Duchess of Magnus.«
    Sie drehte sich um und sah einen alten Mann, der sich auf einen Gehstock aus Elfenbein stützte. Wie so viele der älteren Herrschaften trug auch er die Mode seiner Jugendzeit: weiß gepuderte Perücke, hohe Absätze, Schnallenschuhe, moosgrüne Seidenbreeches und eine spitzenbesetzte silberne Seidenweste mit gestärktem Hemd. Er war groß, sehr groß und dünn, so dünn, dass seine Seidenstrümpfe lose um die Waden baumelten. »Ach, wäre ich noch so kühn!« Er verbeugte sich, tief und graziös, wie ein Höfling alter Schule. »Ich bin Lord Fanthorpe.«
    In einem entlegenen Winkel ihres Hirns regte sich die Erinnerung. Sie kannte den Namen, auch wenn sie nicht wusste, woher. Sie wusste nur, dass es keine angenehme Erinnerung war, wie in einen Apfel zu beißen und dabei auf einen Wurm zu stoßen.
    Aber Lord Fanthorpe war alt und zitterte vom Stehen, also wies sie auf den Platz neben

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