Ein Kuss von dir
nein, es war wieder der Zweite – attackierte Mr. Knight und landete einen Treffer auf seiner Schulter.
Mr. Knight stolperte zur Seite und zog hinter dem Rücken seinen Stock hervor.
Ein Schlag in die Kniekehlen schickte den Verbrecher zu Boden.
Mr. Knight gab ihm mit einem Schlag auf den Kopf den Rest.
Der Lakai kam auf die Beine und klopfte sich den Staub von den Händen.
Auf einmal war es auf der Straße still. Es war vorbei.
Der Lakai kletterte auf seinen Sitz an der Rückwand.
Mr. Knight sprang in die Kutsche und rief dem Kutscher zu: »Los, fahren wir, John!« Das Vehikel rollte bereits an, ehe Mr. Knight die Tür ganz geschlossen hatte.
Bevor Eleanor ihn fragen konnte, ob er verletzt sei – oder auf ihren Platz auf der gegenüberliegenden Seite zurückkehren konnte -, hatte er sie schon in die Ecke gedrängt. »Amüsant.«
»Amüsant?« Sie mochte seinen Ton nicht und dass er den Arm wie einen eisernen Riegel vor ihre Brust geschoben hatte, mochte sie auch nicht. »Furcht einflößend wäre das bessere Wort.«
»Ich frage mich, wer die geschickt hat.« Er saß zu nahe bei ihr. Die aggressive Hitze seines Körpers versengte sie.
»Geschickt?« Eleanor verstand nicht, aber ihr standen die Haare zu Berge.
»Was wollen Sie damit sagen, Mr. Knight?«, fragte Lady Gertrude. »Glauben Sie, die haben das gezielt gemacht?«
»Ich glaube nicht an Zufälle.« Er roch nach Schweiß und Gewalt.
Zu ihrem Entsetzen sog Eleanor seinen Duft wie Parfüm ein. Von einem primitiven Standpunkt aus betrachtet mochte sie es, wenn er für sie kämpfte.
»Von all den Kutschen, die den Ball der Picards verlassen haben, ist ausgerechnet unsere angehalten worden.« Er sprach direkt zu Eleanor, als werfe er ihr irgendetwas vor. »Morgens werfe ich Dickie Driscoll von meinem Anwesen, und abends wird meine Kutsche überfallen«, sagte er. »Und zwar von Dieben, die gar nichts rauben, sondern es nur darauf abgesehen haben, mich zu verletzen.«
»Wollen Sie etwa sagen, Dickie Driscoll habe versucht, Sie umzubringen?«, fragte Eleanor geschockt.
Er gab keine Antwort, aber sie hörte – und fühlte – seinen Atem keuchen.
»Sie glauben das wirklich!« Eleanor konnte die Unverschämtheit kaum fassen. »Ich lasse Sie hiermit wissen, dass mein Bediensteter ein guter, freundlicher Mensch ist, der keiner Fliege etwas zu Leide tun würde.«
»Es sei denn, die Fliege hat seine Duchess gestochen.«
»Nun, gewiss, er ist der Duchess ergeben, aber -« Sie begriff, dass sie dabei war, Madelines Pferdeknecht zu belasten, und sie konnte nicht zulassen, dass Mr. Knight in Dickie einen Feind sah. Sie wusste nur allzu gut, wie gefährlich Mr. Knight sein konnte. »Ich kenne Dickie mein ganzes Leben lang, und ich schwöre Ihnen, Mr. Knight, er hat keine Vorkehrungen getroffen, Ihnen wehzutun.«
»Hm.« Mr. Knight lehnte sich langsam zurück.
Eleanor atmete endlich wieder aus.
Er sagte: »Dann frage ich mich, wer es getan hat.«
13
Der Stall war warm und ruhig. Die Morgensonne drang durch die Ritzen und Astlöcher in den ergrauten Brettern, und Sonnenstäubchen tanzten in den hellen Lichtstrahlen. Remington hielt die alte Stute am Zügel und sagte liebenswürdig: »Die Stute hier ist das Richtige für Sie, Euer Gnaden. Sie ist gutmütig und brav. Sie wird nicht mit Ihnen durchgehen, und ich werde bei unserem Ausritt jede Sekunde an Ihrer Seite bleiben.«
Er versuchte, die Duchess, die als Kind vom Pferd gefallen war und sich den Arm gebrochen hatte, zu beruhigen. Furchtlos in allen anderen Belangen hatte sie seither nur miserable Klepper geritten, und auch die nur zitternd – so hatte man es Remington jedenfalls berichtet.
Doch die Duchess schenkte ihm wenig Beachtung, er hätte genauso gut nichts sagen können, denn im Stallabteil nebenan stand ein prachtvoller Wallach, ein Grauschimmel, und die Duchess und dieser Wallach schienen in eine Art Zwiegespräch verwickelt. Langsam und vorsichtig streckte sie die Hand aus. Das Pferd trat vor und beschnupperte ihre Finger wie ein Hund, der gestreichelt werden wollte. »Ah, was bist du für eine Schönheit«, hauchte sie. »Ich wünschte, ich hätte eine Karotte für dich.«
Remington war enttäuscht gewesen, als er von der Ängstlichkeit der Duchess erfahren hatte. Er liebte das Reiten und hatte vorgehabt, seine herzogliche Errungenschaft auf einem hübschen Exemplar von Pferd in ganz London vorzuzeigen. Und jetzt benahm sie sich wie eine Frau, die die Reiterei liebte. »Er heißt
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