Ein Kuss von dir
wir denn tun?«
»Ihr Brautkleid, meine Liebe!« Lady Gertrude klatschte vor Vorfreude in die Hände. »Mr. Knight hat ein entzückendes Kleid für Sie ausgesucht, und die Schneiderin ist hier, um es Ihnen genau anzupassen.«
Eleanor hob das Kinn. »Es gehört sich nicht, dass Mr. Knight mir mein Brautkleid kauft.«
Ihr war klar, wie lachhaft sie sich benahm. Falls sie diesen Mann heiratete, dann heiratete sie ihn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Sich über das Brautkleid aufzuregen, war mehr als lachhaft.
»Immerhin gehört es sich, dass er Sie von der Minute an, in der Sie beide das Ehegelöbnis ablegen, mit allem versorgt, bis dass der Tod euch scheidet«, sagte Lady Gertrude feierlich.
In Eleanors Magen bildete sich ein fester Knoten.
Lady Gertrude schien sich nicht im Geringsten daran zu erinnern, dass Eleanor nicht Madeline war. Hatte Eleanor sie missverstanden? Kannte sie die Wahrheit doch nicht? Eleanors Anspannung übertrug sich auf ihre Stimme. »Aber ist es schicklich, dass ich ihn heirate?«
Lady Gertrude betrachtete sie vom zerzausten Haar bis zu den nackten Zehen. »Sie sind eine Schönheit, Sie sind eine Aristokratin, und Sie sind gescheit. Mr. Knight könnte die ganze Welt absuchen, eine bessere Ehefrau als Sie wird er nicht finden.«
Eleanor starrte Lady Gertrude verblüfft an. »Sie glauben wirklich , dass ich ihn heiraten sollte?«
»Das tue ich. Die meisten Ehepaare haben anfangs mit Schwierigkeiten zu kämpfen, und das wird in Ihrem Fall auch nicht anders sein, da bin ich mir sicher.« Lady Gertrude zupfte sich einen Fussel vom Ärmel. »Kleinere Schwierigkeiten, größere Schwierigkeiten, wer vermag das zu sagen? Aber Sie beide geben ein schönes Paar ab, und – verzeihen Sie, dass ich so offen spreche – Sie begehren einander verzweifelt. Hätte er die Hochzeit nicht schon für morgen angesetzt, wäre, fürchte ich, Ihre Tugend in Gefahr.«
Wenn Lady Gertrude gewusst hätte!
»Abgesehen davon: Wer, glauben Sie, könnte Sie jetzt noch retten?« Lady Gertrude schaute viel sagend in den Sturm hinaus, der gegen die Fenster schlug. »Wenn das so bleibt, haben wir Glück, wenn wir es morgen in die Kirche schaffen. Überall in London und in ganz England sind die Straßen überflutet, da bin ich mir sicher. Beth sagt, in Cheapside hat der Wind eine Kirchturmspitze umgeknickt.«
»Ja, Madam, es ist furchtbar da draußen«, pflichtete Beth bei.
»Sie sehen, liebe Nichte, Sie haben in dieser Sache keine Wahl. Absolut keine Wahl.« Lady Gertrude zuckte sinnend die Schultern. »Und ist es nicht immer so mit diesen Hochzeiten? Das Mädchen hat keine andere Wahl, als das zu tun, wozu man sie zwingt. Und der Bursche beklagt sich so lange, bis seine Frau ihn im Bett wieder aufheitert.«
Lady Gertrude wusste von Eleanors wahrer Identität und war dennoch der Ansicht, dass sie Mr. Knight heiraten sollte.
Gut. Schön. Eleanor dachte genauso.
»Mr. Knight ist in geschäftlichen Angelegenheiten zur Bank gefahren«, sagte Lady Gertrude. »Er sagt, er trifft Sie dann morgen um zehn Uhr in der Kirche.«
»Sehe ich ihn heute gar nicht mehr?«
»Bestimmt nicht! Es bringt Unglück, den Bräutigam noch kurz vor der Hochzeit zu sehen.« Lady Gertrude lächelte wehmütig. »Und diese Hochzeit ist schon mit genug Unglück behaftet.«
Eleanor kämpfte gegen Enttäuschung und Erleichterung an. Enttäuschung, weil sie das Bedürfnis entwickelt hatte, Mr. Knight jeden Tag zu sehen. Erleichterung, weil sie ihn nicht sehen musste … nach letzter Nacht.
Während sie in ihrem Schlafzimmer auf einem Stuhl stand, und die Schneiderin das wundervolle Brautkleid absteckte, das Mr. Knight für sie gekauft hatte, sah sie den Regen die Fenster hinabströmen und fragte sich, ob Madeline rechtzeitig eintreffen würde, um die Hochzeit zu verhindern.
20
Am nächsten Morgen stand Remington auf den Stufen von St. James’s und hörte die Glocke zehn Uhr schlagen. Sie hatten Verspätung. Seine Duchess hatte Verspätung.
»Typisch Frau, was?«, fragte Clark. »Kommt zu ihrer eigenen Hochzeit zu spät.«
Normalerweise wusste Remington Clarks fröhliches Wesen zu schätzen, aber genau jetzt zerrte die muntere Stimme an seinen Nerven. »Sie wird bald da sein.« Er schaute die Straße hinunter und lauschte angestrengt nach dem Rumpeln einer Kutsche.
Sie konnte keinen Weg gefunden haben, ihm jetzt noch zu entfliehen. Und nach jener Nacht nach der Verlobungsfeier hätte sie es auch nicht mehr versucht. In ihrem Wahn aus
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