Ein Land, das Himmel heißt
bringen, danach ist Schluss. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, wie meine Mutter zu sagen pflegte.« Die wütende Reaktion der Frauen erwähnte sie nur in einem Nebensatz.
Mitten in der Nacht schreckte Jill aus dem Schlaf, warum, konnte sie später nicht mehr sagen. Als sie die Augen aufschlug, erblickte sie im wechselnden Mondlicht blutunterlaufene Augen, die sie aus zwei Löchern einer wollenen Gesichtsmaske anstarrten. Ihr Herz stolperte. Ein Albtraum war wahr geworden. Sie wollte aufschreien, aber der Mann hielt ihr mit der Hand den Mund zu. Die Hand war schwarz. Ein anderer kniete auf Martin, ein blinkendes Messer in seiner Faust.
Dann ging alles sehr schnell. Es waren drei Männer, und sie wussten genau, wo sie zu suchen hatten, nahmen jeden Pfennig des Geldes aus dem Bücherschrank mit, durchwühlten ihr Schlafzimmer nach Schmuck. Geistesgegenwärtig streifte sie unter der Bettdecke ihren Verlobungsdiamantring vom Finger. Sie fanden ihn nicht. Wortlos stießen die Männer sie ins Badezimmer, verschlossen die Tür und zwangen Martin mit vorgehaltener Pistole, den Safe im Büro zu öffnen. Als sie feststellten, dass der kein Geld enthielt, schlugen sie Martin zusammen. Jill hörte seine Schmerzenslaute und wurde fast wahnsinnig vor Angst, trommelte an die Tür, versuchte sie einzutreten, schrie aus dem vergitterten Fenster. Es kam niemand.
Es dauerte zwei Stunden, bis sie den Schlüssel im Schloss hörte. Voller Angst, dass die Kerle zurückgekommen waren, packte sie eine Schere als Waffe und stellte sich hinter die Tür. Doch es war Martin. Gesicht und Oberkörper waren blutverschmiert, ein Auge zugeschwollen, seine Kleidung zerrissen. Er zitterte. »Ich habe die Polizei gerufen, sie muss gleich da sein. Leon und Len sind auch auf dem Weg. Die Kerle kriege ich, das kann ich dir versprechen, und dann gnade ihnen Gott.«
Aber das Versprechen konnte er nicht halten. Die Polizei verhörte die Dorfbewohner, doch niemand hatte etwas gesehen oder gehört, alle behaupteten, nicht zu wissen, wer die anderen Frauen waren, woher sie gekommen waren. Das Geld blieb verschwunden, Jill musste wohl oder übel noch einmal zur Bank gehen, und Martin begleitete sie mit einem Gewehr, als sie die Frauen ausbezahlte. Mzamo saß im Schatten der Hütte seiner Mutter und spielte mit einer brandneuen, feuerroten Spielzeugfeuerwehr. Als er sie sah, schlüpfte er unter der Kuhhaut hindurch ins Hütteninnere und blieb unsichtbar.
Stunden wälzte sie sich schlaflos im Bett, als sie auf einmal wusste, wie es gelaufen war. Sie rüttelte Martin wach. »Dieser kleine Bengel, Mzamo, hat ihnen gesagt, dass ich das Geld im Haus aufbewahrt habe und wo. Er hat gesehen, wo ich es hingelegt habe. Ich könnte mich ohrfeigen. Wie dumm bin ich nur gewesen. Den werde ich mir vorknöpfen.« Sie war wütend auf sich selbst, fühlte sich verraten, an der Nase vorgeführt wie ein Tanzbär.
»Das wirst du nicht«, sagte Martin in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, »ich werde Len und Leon Bescheid sagen. Die werden sich darum kümmern. Du hältst dich da raus.«
Sie gehorchte. Es dauerte nur ein paar Stunden am nächsten Morgen, dann wussten sie, wer die drei Einbrecher waren. Spätnachmittags kamen Leon und sein Freund bei Martin vorbei. »Wir haben den Herren zu einer Erfahrung verholfen, die sie nicht vergessen werden«, feixte Len. Beide Männer trugen einen Sjambok in der Hand, eine biegsame Peitsche aus Rindsleder. An den Spitzen war das Leder rot verschmiert. »Von jetzt ab müsst ihr auf der Hut sein«, warnte Leon seinen Bruder, »sie sind wie Hyänen, die Blut geleckt haben. Es ist nicht auszuschließen, dass sie wiederkommen.«
Für Sekunden beschlich sie eine Vorahnung von Dunkelheit und Schmerz, von der Düsternis des Tages, an dem die Rechnungen präsentiert würden. Mitten in der Frühsommerhitze fror sie.
Martin zog mit Len und Leon einen neuen Zaun, vier Meter hoch, und sie legten eine Dornenkrone aus Natostacheldraht als Abschluss, die sie gleich weiter auf den schon vorhandenen Zaun zogen. Der neue Zaun trennte den Zugang vom Weg der Farmarbeiter zum Haus. Nur das Ehepaar Dlamini bekam einen Schlüssel. Die anderen mussten läuten.
Nelly erschien wie immer zur Arbeit am nächsten Tag. »Sie werden die Bisse der Peitsche als ein Zeichen tragen. Sie werden nicht vergessen können«, sagte sie, starrte Jill mit schwelendem Blick an.
Jill zuckte zusammen. »Sie haben es sich selbst zuzuschreiben«,
Weitere Kostenlose Bücher