Ein Land, das Himmel heißt
liebt.«
Jill stellte sicher, dass ihre Gäste mit Getränken versorgt waren, und ging ins Haus, um Angelica zurückzurufen. Diese meldete sich sofort, und Jill erklärte ihr kurz, wo sie von ihrem Telefonanruf überrascht worden war. »Gott sei Dank hat Oskar heute seinen guten Tag gehabt, ich mag gar nicht darüber nachdenken, was er in seinem Jähzorn angerichtet hätte.«
»Popi hat seine Leute auf unsere Farm gehetzt!« Der Satz kam unvermittelt, und sie hörte deutlich, dass Angelicas Stimme schwankte.
Ihr fuhr der Schreck in die Glieder. »Das kann nicht wahr sein, wieso eure Farm? Wann? Wer hat ihn gesehen?«
»Seit Tagen treiben sich hier schon auffallend viele Schwarze herum, die nicht in der Umgebung wohnen, fast alles junge Männer. Wir haben die Polizei informiert, aber die kann oder will nichts machen. Es muss wohl erst etwas wirklich Schlimmes passieren, ehe die sich rühren.«
»Hast du Popi gesehen?«
»Nein, ich nicht, aber ein paar dieser schwarzen Kerle faselten, dass Blackie Afrika ihnen ihr Land zurückgeben wird … erinnerst du dich, er nennt sich so. Sie behaupten, unser Land hat einmal ihren Vorfahren gehört. Was absoluter Quatsch ist, denn das Land gehört seit gut hundertfünfzig Jahren den Farringtons.«
»Was werdet ihr machen?«
Angelica schnaubte erregt. »Was wohl? Wir schicken die Kinder zu meinen Eltern nach Kapstadt und laden einen Koffer mit unseren Wertsachen in unser voll getanktes Geländefahrzeug, damit wir die Farm innerhalb von Minuten verlassen können. Und wenn nichts passiert, die Kerle abziehen, packen wir unsere Wertsachen wieder aus, holen die Kinder zurück und leben weiter wie bisher.«
Jill konnte sich das lebhaft vorstellen. Vor dem Schlafengehen würden die Farringtons Türen und Fenster von innen mit schweren Eisenstangen sichern. Gewehre und Pistolen, geölt, geladen und griffbereit, sowie Funkgerät und Telefon standen immer am Bett. Zwei ihrer Ridgebacks liefen nachts frei auf dem Gelände herum, zwei schliefen im Haus. Noch vor einem Jahr waren es sechs gewesen. Zwei Rüden hatten das vergiftete Fleisch gefressen, das ihnen Eindringlinge eines Nachts vorgeworfen hatten, um unbehelligt ins Haus zu gelangen. Durch eine glückliche Fügung war keiner der Farringtons um die Zeit auf der Farm gewesen.
»Sie haben alles durchwühlt und mitgenommen, was nicht angenagelt war, aber sonst ist nichts weiter passiert«, hatte Angelica damals erleichtert berichtet, »Alastair bringt ein paar neue Sicherungen an, und ich werde meine Hunde eben besser trainieren. Aber du solltest dir auch etwas überlegen.«
Sie stand am offenen Fenster der Bibliothek und starrte hinaus über ihr Land, das wie mit Wasserfarben gemalt unter dem Schleier des verdunstenden Regens lag. Das Grün der Hügel verlief allmählich im Blau der Ferne, vereinte sich zu diesem unvergleichlichen, durchsichtigen Kobalt, das ihr in seiner Schönheit die Tränen in die Augen trieb.
Was sollten die Farringtons auch sonst unternehmen, wo sollten sie hin? Die Farm war alles, was sie besaßen, und alles, was sie je erstrebt hatten. Wie die Steinachs lebten auch die Farringtons schon seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Afrika. Der Rattenfänger forderte Land zurück, das seine Vorfahren für Geld, Gewehre oder Whisky an die Weißen verschachert hatten. »Ich habe schon verstärkt Wachen aufgestellt, alles Leute von Inqaba«, sagte Jill, »das wird genügen.«
»Hast du dich auch vergewissert, dass keiner mit den Landbesetzern verwandt oder befreundet ist?«, fragte Angelica.
Hatte sie natürlich nicht. »Das ist ein Problem«, gab sie zu, »dann wird es eng. Aber wie soll ich das herausfinden? Die stellen sich einfach dumm, und ich renne gegen eine Wand an.«
»Wir sollten uns zusammentun, um uns zu schützen«, unterbrach Angelica ihre Gedanken, »ursprünglich hatten wir den Sicherheitsdienst von diesem einarmigen Ex-Polizisten engagiert, aber er wurde uns zu teuer. Jetzt werden wir wohl wieder in den sauren Apfel beißen müssen und ihn erneut anheuern. Du solltest auch …«
Jill unterbrach sie heftig. »Nur über meine Leiche.« Sie kreuzte heimlich ihre Finger, um Unheil abzuwehren. »Wir haben die Hunde und außerdem Kontaktmelder am Zaun.« Dary war tagsüber im Zwinger in der Nähe des Tors eingesperrt, die beiden Rottweiler, die Tita ihr geschenkt hatte, hielt sie im Zwinger unterhalb des Küchentraktes, in der Hoffnung, dass sie Eindringlinge verbellen würden. Das Problem
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