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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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jedoch war, dass sie mit Gästen im Haus die Hunde nachts nicht frei herumlaufen lassen konnte.
    Sie ging ins Esszimmer, wo ein Stapel Stoffservietten lag, der noch für das Dinner heute Abend gefaltet werden musste, klemmte sich das Telefon zwischen Kinn und Schulter und nahm die erste von einem Stapel von zwei Dutzend Servietten hoch. Sie hörte, dass ihre Freundin etwas trank. »Was trinkst du?« Sie legte die zu einem Fächer gefaltete Serviette auf den Tisch. Zu dem Essen hatte sie nur vierundzwanzig Leute geladen, für den Empfang erwartete sie über hundert Gäste.
    »Gin. Meine Nerven flattern, die Hände zittern, da hilft nur Gin ohne Tonic. Mir geht es schon deutlich besser. Vielleicht sollte ich auch wieder anfangen zu rauchen.« Ein alkoholisiertes Kichern kam über die Leitung.
    »Du weißt, dass dieser einarmige Kerl mir nicht auf die Farm kommt, aber vielleicht können wir privat einen Sicherheitsdienst aufstellen, uns mit ein paar Nachbarn zusammentun und eine Art Netzwerk aufbauen. In Mpumalanga soll das schon an der Tagesordnung sein. Die Farmen halten untereinander mit Funk oder Telefon Kontakt, jeder muss sich regelmäßig melden. Wenn er das nicht tut, rücken die Männer aus und sehen nach dem Rechten.«
    »Wen sollten wir schicken? Keiner von uns hat genug vertrauenswürdige Leute für die Farm …«
    Jill legte die letzte Serviette weg. »Nach der Einweihung besprechen wir das in Ruhe. Im Moment kann ich mir nicht einmal vorstellen, dass das Leben danach noch weitergeht, so sehr steht mir die ganze Sache bevor. Ich wünschte, Martin wäre hier, und Dad«, sagte sie nach einer Pause, »ich wünschte, ich wäre nicht so verdammt allein mit jeder Entscheidung.«
    »Unsinn, du schaffst das. Es wird alles wunderbar werden. Wir sehen uns morgen. Halt die Ohren steif.« Angelica schwieg für ein paar Sekunden. »Uns vertreibt niemand von unserem Land«, sagte sie noch leise, »niemand!« Damit legte sie schnell auf.
    Deutlich hatte Jill die Tränen gehört, die ihre letzten Worte zu ersticken drohten, und wünschte, sie hätte die Zeit, zu ihr zu fahren und sie in den Arm zu nehmen.
    »Ärger?« brach eine tiefe Stimme neben ihr in ihre Gedanken. Nils Rogges Stimme. »Ich habe einen Teil Ihrer Unterhaltung gehört.« Er entschuldigte sich nicht dafür, dass er gelauscht hatte.
    »Nur eine Freundin, die Kummer hat«, wehrte sie höflich ab. Das Letzte, was sie diesem neuigkeitsgierigen Reporter erzählen würde, waren Geschichten über illegale Landbesetzer, die drohende Vertreibung aus dem Paradies. Ihre Angst. Nicht auszumalen, was er daraus machen würde.
    Philani rettete sie. Er kam vom Küchentrakt, blieb unterhalb der Terrasse stehen und sah hinauf zu ihr. »Geschafft«, verkündete er knapp. »Oskar ist im Gehege, wir können wieder losgehen.« Er zog seinen grünen Stoffhut, den er als Ranger trug, unter der rechten Achselklappe hervor, setzte ihn auf und prüfte dann kurz sein Gewehr. »Ich warte vorne.«
    Die Krusens kippten den Rest ihres Whiskys, ergriffen ihre Fotoapparate und winkten Irma, die eben aus dem Haus auf die Terrasse trat. »Es geht weiter«, riefen sie. Zu siebt brachen sie auf.
    Nach ein paar Schritten gesellte sich Nils Rogge zu ihr. »Ich habe etwas von Sicherheitsdienst gehört und Farmern, die sich untereinander organisieren. Hat es eine Landbesetzung gegeben?«
    Sie verfluchte im Stillen seine ganz ausgezeichnete Nase für eine gute Story. »Sie müssen sich verhört haben«, entgegnete sie hölzern und beschleunigte ihre Schritte.
    Er hielt locker mit. »Ich habe mich nicht verhört. Gibt es Ärger?« Er betrachtete sie von der Seite. »Können wir helfen?«
    Ach, du liebe Güte, bloß das nicht, schoss es ihr durch den Kopf. Irgendwie musste sie ihn von der Fährte abbringen. Sie blieb stehen, drehte sich zu ihm. »Es hat keine Landbesetzung gegeben, es wird keine geben, es ist absolut nichts passiert. Meine Freundin hat private Probleme«, erklärte sie mit Nachdruck und bemerkte gleichzeitig, dass er ihr ganz offensichtlich kein Wort glaubte. Verdammt! Frustriert trat sie einen Stein aus dem Weg.
    Vor ihnen war Philani stehen geblieben und deutete auf einen Hibiskusbusch, kaum drei Meter entfernt, dessen rosa Kelchblüten vier Waldnektarvögeln umschwirrten. Grüngold irisierend schimmerten Kopf und Flügeldecken, dotterblumengelb leuchtete ihr Bauch. Stumm vor Entzücken verschoss Iris Krusen einen ganzen Film, legte hektisch einen neuen ein, als ihr Philani im

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