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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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darüber zeigte und Unmengen von Fleisch, Mais- und Kürbisbrei über offenem Feuer für seine Gäste kochte. Es sollte ein Fest mit Stockkämpfen, viel, viel selbst gebrautem Bier und Auftritten von Isiphepho, dem berühmten Sangoma, werden, der mit Schlangen hantierte und als Zeichen seiner Unbesiegbarkeit den Kopf der Puffotter zwischen die Zähne nahm. Einer lebenden Puffotter, wie damals Umbani. Sie schauderte. Es würde ihre Gäste zu Tode erschrecken. Außer Nils Rogge und Axel Hopper, die erschütterte nicht viel, das hatte sie schon mitbekommen. »Das geht nicht, Ben«, teilte sie ihm mit.
    »Es ist unsere Sitte«, hatte er mit einem sturen Zug um seinen breiten Mund geantwortet. Er sah ihr dabei gerade in die Augen. Seit er Landbesitzer geworden war, hatte seine Haltung sich ihr und den anderen Weißen gegenüber verändert. Er war nicht mehr in einer dienenden Position, das machte er sehr deutlich. Sein Kinn trug er hoch, sein Blick wanderte frei über sein Land.
    »Es sind meine Gäste, Ben«, sagte sie sehr bestimmt, »ich heiße sie willkommen und werde für sie kochen. Der Garten der Vögel gehört nicht zu eurem Gebiet.« Nelly und die unvergleichliche Ellen würden für sie kochen, Jills Kochkünste beschränkten sich auf rudimentäre Gerichte wie Spaghetti mit Ketchup. Sie hatte sich vorgenommen, bei Ellen in die Lehre zu gehen. Irgendwann, wenn sie Zeit hatte.
    Einen Stockkampf ließ sie sich jedoch aufschwatzen. »Das ist so wundervoll afrikanisch«, gab Irma zu bedenken, »die Afrikaner unter deinen Gästen werden entzückt sein – und vermutlich mitmachen. Denk dran, dass unser Bürgermeister auch ein Zulu ist.«
    »Bloß nicht«, murmelte Jill entsetzt, als sie an den übergewichtigen Mann dachte, der für seine Tanzeinlagen bei offiziellen Anlässen berühmt war. Langsam wuchs ihr die Sache über den Kopf.
    Axel Hopper neben ihr unterbrach ihre Gedanken. »Wir erwarten noch eine junge Dame, eine Yasmin Sowieso. Wir haben sie auf dem Flug von Kapstadt kennen gelernt. Sie sagte, sie hätte eine Reservierung hier. Würden Sie uns bitte Bescheid geben, wenn sie angereist ist?« Er lächte zu ihr hoch, ein anziehendes, jungenhaftes Lächeln.
    Jill nickte. Eine Yasmin Kun hatte ein Einzelzimmer im Haupthaus reserviert. Sie sollte morgen anreisen. »Ist sie auch von der Presse?«
    »Nein, sie ist Model, eines der begehrtesten in Europa und Amerika. Außerdem ist sie wohl Ärztin, soweit ich weiß, Kinderärztin. Sie erzählte uns, dass sie eine Erbschaft gemacht hat und sich hier nach einer Praxis umsehen will. Sehr vernünftig, wenn Sie mich fragen, Modelling kann man ja nicht ewig machen.«
    Wieder nickte sie, hatte kaum zugehört, eilte hinaus, um Fikile zu helfen das Frühstück aufzutragen.
    »Jill, also wirklich, das ist wohl das leckerste Frühstück, das ich je gegessen habe«, rief Iris Krusen ihr entgegen und klatschte in die Hände. »Guaven, Mangos, Ananas, Papaya und hier Passionsfrüchte, meine Güte, und die da kenne ich nicht einmal. Und dann Eier, frische Brötchen, Croissants – Sie werden großen Erfolg haben.« Sie türmte noch kaltes Fleisch und Leberpaté auf ihren Teller, schleppte ihn wie ein Eichhörnchen seinen Wintervorrat zu ihrem Tisch und stöhnte ekstatisch, als sie in die erste Ananasscheibe biss.
    Die Schüssel mit Früchtequark und den Korb mit dem süßen Hefegebäck trug Nelly selbst herein, und das Oh und Ah der Gäste ließ ihr dunkles Gesicht aufleuchten. Jill ging von Tisch zu Tisch, wechselte mit jedem ein paar Worte und begann, sich etwas sicherer in ihrer neuen Rolle zu fühlen. »Ich hoffe, Sie werden zur Einweihungsfeier heute Nachmittag kommen?«, fragte sie die Barkows auf Englisch, dankbar, dass sie nicht ständig die Sprache zu wechseln brauchte.
    »Mit dem größten Vergnügen, Sie könnten uns nicht davon abhalten«, antwortete Karen Barkow, die sehr nordisch wirkte mit ihren leuchtend blonden Haaren, der schlanken, hochgewachsenen Figur. Ihre Aussprache verriet Jill, dass sie mit Sicherheit Jahre in Südafrika verbracht haben musste. Interessant. Sie würde sich einmal in Ruhe mit ihnen unterhalten müssen. Morgen. Wenn das je kommt, dachte sie in komischer Verzweiflung, denn im Moment hörte ihre Zeitrechnung mit der Einweihung heute auf. Zu viel hing davon ab.
    Ein kleines Blinklicht neben der Tür und die wütend tobenden Hunde zeigten ihr an, dass jemand am Tor war. Sie brauchte sich nicht darum zu kümmern. Sie hatte einen von Bens Leuten

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