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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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verbarg, und deren Nächte gut bewacht waren.
    »Was denkst du, du siehst merkwürdig aus.« Er war aufgewacht, zog sie zu sich hinunter.
    »Ans Frühstück«, log sie und stemmte sich auf seine Brust, »und daran, dass wir keins kriegen werden, wenn ich nicht jetzt sofort in die Puschen komme.«
    »Hmm«, machte er und küsste sie, »wer will schon Frühstück …«
    Sie kicherte. »Alle anderen.« Damit befreite sie sich und ging unter die Dusche. Beim Frühstück wurde sie von den anderen Gästen mit Fragen bestürmt, was diese nächtliche Ruhestörung zu bedeuten hatte.
    »Da waren welche besoffen und haben randaliert«, antwortete Rainer Krusen für sie und sah dabei wichtig in die Runde, »die Polizei hat sie gleich eingesackt. Beruhigend zu wissen, wie das hier läuft. Anders als im Rest von Afrika, kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, also damals in Tansania …«
    Die anderen nickten, gaben sich damit zufrieden »Geht uns ja sowie so nichts mehr an, wir fahren ja bald wieder«, flüsterte Karen Barkow ihrem Mann zu. Sie klang ziemlich erleichtert.
    Die Sonne glitzerte auf dem Wasserloch, der Wind war warm, die kupferrosa Bougainvilleablüten glühten vor dem azurblauen Himmel. Keiner sprach mehr über die vergangene Nacht, die Unterhaltung drehte sich um die Tiere, die man bereits gesehen hatte, die man hoffte, noch zu sehen. Krusens zogen eine Liste hervor, auf der alle Vögel vermerkt waren, die es auf Inqaba geben sollte. Hier und da hatte Rainer Krusen einen säuberlichen Haken hinter die gemacht, die sie beobachtet hatten. »Sieht gut aus«, meinte er, »werden wir wohl alle schaffen.«
    Neil rief an und ließ sich berichten, was in der Nacht vorgefallen war, sonst verlief der Morgen ohne Störung, Popi tauchte nicht auf, nicht einmal die Polizei meldete sich. Die Gäste, die alle Leihwagen hatten, fuhren mit Karten und Informationen ausgerüstet auf eigene Faust ins Gelände. Irma hatte sich mit Catherines Tagebüchern unter die Korallenbäume zurückgezogen und war nicht ansprechbar. Nils und Axel liehen sich den Geländewagen aus, um sich die Gegend anzusehen. Axel nahm dieses Mal seine große Filmkamera mit. »Bis heute Abend dann«, riefen sie und fuhren vom Hof.
    Erleichtert schloss sie die Tür ihres Büros hinter sich. Es gab zu vieles zu erledigen, zu vieles, über das sie nachdenken musste. Eine Weile saß sie am Schreibtisch, das Kinn in die Hände gestützt, starrte vor sich hin, schob ein paar Papiere hin und her, zwang sich daran zu denken, was sie gestern erfahren hatte. Ihr Gehirn schien aus Watte, bleierne Müdigkeit senkte sich auf sie, die nichts mit zu wenig Schlaf zu tun hatte. Nach einer halben Stunde gab sie auf. Es ging nicht. Nicht heute. Einem Impuls folgend, rief sie Angelica an. »Hast du eine Tasse Kaffee für mich? Ja? Ich bin in einer halben Stunde da.« Aus Bongis Laden holte sie Eiscreme für Angelicas Kinder, legte den Gegenwert in die Kasse, lieh sich Irmas kleinen roten Flitzer aus und fuhr los.
    Kaum hatte Angelica das Tor einen Spalt geöffnet, sausten Jill die Kleinen entgegen, Vicky und Michaela, die nach Patrick und Craig geboren worden waren, und sprangen ihr lachend in die Arme. Sie waren verschmiert und klebrig und rochen nach Erdbeermarmelade, zwitscherten ununterbrochen wie ein Schwarm Vögelchen, gaben ihr feuchte Küsschen, zogen sie an den Haaren, kletterten auf ihr herum, zerrten an ihrem Herzen. Erst nach über einer Stunde tauchte sie wieder auf, zerzaust, erhitzt, eiscremeverschmiert, lachend, erwischte sich bei der Überlegung, wie Kinder von ihr und Nils aussehen würden. Sofort drückte sie den Gedanken weg. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich danach gesehnt habe«, sagte sie zu Angelica und warf sich neben sie in einen Terrassenstuhl.
    Angelica schenkte ihr eine Tasse Tee ein und schob ihr die Platte mit dem Biskuitkuchen hin. Forschend sah sie ihr ins Gesicht. »Was ist passiert?«
    »Ich will nicht darüber reden.« Jill steckte ein Stück Kuchen in den Mund, trank ihren Tee, blickte die Freundin nicht an.
    »Willst du nicht oder kannst du nicht?«
    »Ich kann es nicht ertragen.«
    Angelica nickte nachdenklich. »Lass uns schwimmen gehen«, sie zeigte auf die Kinder, die im Swimming-Pool tobten, »du kannst dir einen Bikini von mir leihen.« Später lagen sie nebeneinander auf den Liegen, tranken Pfirsichsaft mit einem winzigen bisschen Sekt. Jill spürte die forschenden Blicke ihrer Freundin, fand aber keinen Weg, über das

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