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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Inqaba. Sie suchte das Negativ heraus, legte es beiseite. Vielleicht konnte der Spezialist im Entwicklungslabor noch mehr herausholen.
    »Hallo, Liebling, ich bin’s.« Martins Stimme, und Sekunden später kam er durch die Tür. Seine Baumwollhosen und das blaue durchgeschwitzte Hemd zeigten rotbraune Erdspuren, die Schuhe waren schmutzüberkrustet. Er roch verschwitzt.
    »Kommst du gerade von der Baustelle?« Titas Gespräch mit der Reedersgattin damals hatte Erfolg gehabt, Martin hatte den Auftrag bekommen. Arme weggespreizt, küsste er sie ausgiebig. »Fass mich nicht an, ich bin total verdreckt, ich muss mich dringend duschen.« Er zog sich aus, warf die Sachen auf den Boden und trat in die Dusche. »Sag Thoko, dass sie das bis morgen waschen und bügeln soll.«
    Sie nickte. »Sie holt die Wäsche sowieso gleich. Viele Grüße von Angelica. Sie war zum Tee da. Patrick ist wonnig, wenn auch ziemlich klebrig. In acht Wochen kommt ihr Zweites. Sie meinte, wir sollen tüchtig üben, dann klappt es auch bei uns.«
    Prompt steckte er den Kopf aus der Duschkabine, verbreitete dabei eine große Pfütze auf dem Fußboden. »Eine außerordentlich gute Idee, wollen wir gleich?« Er grinste mit funkelnden Augen.
    »Unter der Dusche? Ich bin doch kein Seehund«, kicherte sie, aber machte einen Schritt auf ihn zu. Er zog sie an sich, eine Hand knöpfte die knappe grüne Bluse auf, die andere steckte in ihren Shorts. »Du bist wirklich anspruchsvoll«, murmelte er, den Mund auf ihren Lippen, seine Hände überall. Das warme Wasser rauschte über ihren Körper, bis jedes Nervenende kribbelte.
    Später saß sie in ein Handtuch gewickelt auf dem Badewannenrand und föhnte ihre Haare. Martin duschte sich grundsätzlich zum Schluss eiskalt ab, davor war sie dann geflüchtet.
    »Ich soll dich von Leon grüßen«, brüllte er, das Föhngeräusch übertönend, »erinnerst du dich an die Steinschlosspistole, die wir entdeckt haben? Er sagt, sie gehörte mit Sicherheit unserem Vorfahren. Ich werde mir den Dachboden in unserem Haus vornehmen, vielleicht finde ich Hinweise, wie die in eure Familie gelangt ist. Hast du deine Mutter schon danach gefragt?«
    Sie schaltete den Föhn aus. »Nein, ich hatte das Ding völlig vergessen.« Jetzt war die Gelegenheit, ihn zu fragen, ohne dass es auffiel. Vorsichtig. »Wie lange kennt Leon eigentlich diesen einarmigen Len, der damals auch bei Tommys Beerdigung war?«
    »Sie sind zusammen zur Schule gegangen«, hörte sie durch das Rauschen des Wassers, dann das Geschrei, das er immer anstimmte, wenn ihn der kalte Strahl traf.
    Ah ja. Gute Freunde also. Sehr gute Freunde vermutlich. Sie waren zusammen zu Tommys Beerdigung gekommen. Was hatte er gesagt? Schade, dass dein Bruder zu spät erkannt hat, wer seine Freunde waren? Nur für Sekunden spielte sie mit der Idee, Martin zu fragen, was er damit gemeint haben konnte, dann entschied sie sich schweren Herzens, auch mit dieser Frage auf Neil zu warten. »Wie war dein Tag?«, rief sie. »Läuft alles gut?« Sie ließ das Handtuch fallen, ging ins Schlafzimmer und zog frische Wäsche an. Die getragene lag in einem nassen, zerknüllten Haufen auf dem Badezimmerboden. Thoko würde sie wegräumen.
    Das Wasser wurde abgedreht, die Duschkabinentür glitt zurück, Martin griff nach seinem Handtuch und trocknete sich schweigend ab. »Beschissen war’s«, brüllte er plötzlich, und sie fuhr erschrocken zusammen. »Weißt du, welche Änderung diese ungebildeten Affen jetzt von mir verlangen? Sie wollen, dass ihre Villa einem Schiff ähnelt, stell dir das bitte einmal vor. Das von mir! Weil er Reeder ist.« Er schleuderte das Handtuch auf den Boden, stemmte die Hände empört in die Seite, stand da splitterfasernackt. »Mit Bug, Aussichtsplattform für den Blick übers Meer und den Schornstein des Kamins geformt wie der seines Flaggschiffs mit seinem Logo dran. Wenn das so weitergeht, wird dieses Haus nie fertig, und ich muss mich weiter mit lächerlichen Umbauten begnügen. Wie soll ich mir da einen Namen machen?«
    Jill wandte sich rasch ab, ehe er erkennen konnte, dass ihr ein Lachkoller drohte. »Kannst du ihren Wünschen nicht ein klitzekleines bisschen nachgeben, Liebling?« Sie hob das Handtuch auf, zog ihn an sich und rubbelte ihm liebevoll die Haare trocken.
    Aufgebracht machte er sich los. »Was verstehst du denn davon«, knurrte er verdrießlich, rannte ruhelos im Zimmer umher. Wie tief die Kränkung saß, die ihm dieser Reeder seinem Empfinden nach

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