Ein Land, das Himmel heißt
angetan hatte, war deutlich. Sein abweisender Ausdruck zeigte ihr, dass er in eine seiner längeren Schmollphasen zu versinken drohte.
Nur das nicht! Einschmeichelnd lächelte sie ihn an, reichte ihm seine Unterwäsche und dann Hose und Hemd. »Wenn du nur ein wenig nachgibst, hast du den Auftrag sicher. Er wird dir sehr viel Prestige bringen, alle werden dein künstlerisches Genie anerkennen, und danach wirst du freie Hand haben. Michelangelo hat schließlich auch Auftragsarbeiten angenommen.« Nicht eine Spur von Ironie lag in ihrem Ton.
»Michelangelo.« Er trat ans Fenster, starrte gedankenverloren in die Dunkelheit. »Du könntest Recht haben – ja, das ist eine Idee. Ich baue denen, was sie wollen, und komme ganz groß raus damit. Übrigens habe ich Lina und Marius getroffen. Wir sind heute bei ihnen zu einer Pizza eingeladen. Wenn wir dort sind, kann ich dir zeigen, was man mir zumuten will. Die Konnings wohnen um die Ecke von diesen Kulturbanausen.« Er war sichtlich aufgekratzt.
Zwanzig Minuten später schlossen sie die Bungalowtür. »Ich habe meinen Autoschlüssel drüben neben dem Telefon liegen lassen«, sagte sie, »oder wollen wir dein Auto nehmen?«
»Bei dem Sturzregen nehmen wir besser den Geländewagen. Deine Eltern werden ihn doch sicherlich herausrücken, oder? Meiner wird nur noch durch den Dreck, der in seinen Ritzen sitzt, zusammengehalten. Wenn der Reeder bezahlt hat, kaufe ich mir als Erstes einen neuen. Was hältst du von einem BMW ?«
»Ein geländegängiger Wagen ist passender bei unseren Straßen.«
»Wenig repräsentativ, finde ich. Was sollen denn meine Klienten denken?« Verdrießlich schob er seine Unterlippe vor.
Sie antwortete nicht, betrat die Eingangshalle des Haupthauses und fand ihre Mutter im Wohnzimmer an dem Sekretär. »Mama, können wir den Geländewagen nehmen?«
Carlotta drehte sich um, ihr Lächeln leuchtete auf. »Dieses Blau passt wunderbar zu deinen Augen.« Sie ordnete den Träger von Jills Minikleid. »Natürlich könnt ihr den Geländewagen haben, wir fahren heute Abend nirgendwo mehr hin.«
»Danke.« Jill küsste sie. »Martin hat eine Steinschlosspistole im Geschichtenzimmer im Bücherregal entdeckt. Weißt du, wie sie in unseren Besitz gekommen ist? Sie gehörte einmal Martins Urururgroßvater. Hat Großmutter Steinach je etwas davon erzählt?«
»Ich weiß nicht einmal, von welcher Pistole du redest.«
Martin holte die Pistole. »Sieh dir das Monogramm an.«
Carlotta nahm die Waffe entgegen, drehte sie hin und her, fuhr über die Silberverzierungen, hielt sie ans Licht ihrer Lampe, um die Gravur besser lesen zu können. »K. v. B.«, murmelte sie, »sind das die Anfangsbuchstaben deines Urururgroßvaters?«
»Konstantin von Bernitt«, nickte Martin.
Mit einem Stirnrunzeln reichte Carlotta ihm die Waffe zurück. »Ich habe keine Ahnung, wie sie ins Haus gekommen ist.«
»Gar keine?«, bohrte Jill nach. »Es muss doch irgendwo noch Unterlagen über die Zeit geben.«
»Leider nicht. Ende letzten Jahrhunderts gab es hier einen Brand. Das Haus brannte fast völlig aus. Dabei sind die meisten Papiere vernichtet worden. Am besten legen wir die Pistole ins Safe in Daddys Zimmer, da ist sie am sichersten aufgehoben. Wo wollt ihr heute Abend hin?«
»Zu Lina und Marius«, antwortete Jill abgelenkt, »Pizza essen.«
»Viel Spaß, grüßt sie schön von mir.«
*
Tita rief sie Ende August an. »Mein Gott, Jill, bin ich froh, dich zu hören. Wir sind erst vor zwei Tagen zurückgekehrt. Stimmt das Gerücht, dass du überfallen worden bist? Man erzählte mir, dass du schwer verwundet bist, ein anderer meinte gehört zu haben, dass du im Sterben liegst.«
Jill lachte fröhlich. »Wie du hörst, weile ich noch unter euch. Es stimmt allerdings, ich bin überfallen worden, aber noch einmal glimpflich davongekommen. Kommt zum Braai mit Boerewors und Koeksysters am Sonnabend«, sagte sie und meinte damit einen typisch südafrikanischen Grillabend, »dann kann ich dir alles brühwarm erzählen. Außerdem haben wir etwas zu feiern.«
»Gern«, rief Tita, »aber keine Boerewors für mich, bitte.«
»In Ordnung, keine Boerewors für dich, ich mag diese Endloswürste auch nicht. Zu grob, zu stark gewürzt, Männer mögen die«, murmelte Jill, schrieb es sich auf ihren Einkaufszettel.
»Ich werde meiner Köchin sagen, dass sie uns ihren legendären Gamba-Salat macht. Was feiern wir?«
»Mama geht es besser …«
»Oh.« Der Ausruf Titas zeigte, dass sie
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