Ein Land, das Himmel heißt
verkrampft hochgezogen, ging er zum Bungalow, trat hier einen losen Stein aus dem Weg, köpfte dort eine Pflanze. Es war offensichtlich, dass der Streit ihn nicht unberührt gelassen hatte.
Sie warf sich bäuchlings auf die Couch und vergrub sich in den Kissen. So lag sie da, die Gedanken schossen wie Querschläger durch ihr Gehirn, und jeder tat weh wie ein solcher. Das verschwundene Geld fiel ihr wieder ein, und gleichzeitig alle Argumente, die eine harmlose Erklärung boten.
Vielleicht hatte er mehrere Strafzettel kassiert, wollte ihr das nicht sagen und musste die bezahlen?
Die Antwort war eindeutig. Es reichte nicht, die Ausgaben zu erklären, auch wenn die Strafe heftig wäre.
Sein Bruder nagte am Hungertuch, er unterstützte ihn heimlich?
Unwahrscheinlich, Lorraines Eltern waren nicht unvermögend.
Er hat eine Geliebte, flüsterte eine giftige Stimme ihr ins Ohr.
Unsinn, hielt sie dagegen, er ist ständig hinter mir her.
Du musst doch zugeben, dass er trinkt, da kann alles passieren! Wieder diese zerstörerische Stimme in ihr.
Beide Hände an ihren schmerzenden Kopf gepresst, setzte sie sich auf. Der Duft nach frischen Maiglöckchen stieg ihr in die Nase, und sie sah erfreut hoch. »Hallo, Mama.«
Carlottas schneller Blick streifte erst sie, dann Martin, der eben im Bungalow verschwand. Sanft nahm sie Jills Gesicht in die Hände, zog sie an sich, eine Berührung von solcher Zärtlichkeit, dass es Jill die Tränen in die Augen trieb. »Ihr habt euch gestritten, nicht wahr? Willst du darüber reden?«
Ihr Kopf lag in der Halsgrube ihrer Mutter, sie atmete den vertrauten Duft, fühlte sich geborgen wie ein ängstliches Kind. Ihre Selbstbeherrschung wankte. »Nein, damit muss ich allein fertig werden«, wehrte sie ab und löste sich von ihr. Wie sollte sie ihr erklären, dass sich ein Teil von Martins Persönlichkeit jetzt erst, nach fast vier Jahren Ehe, allmählich unter den Schichten seines Charmes herauszuschälen schien? Wie sollte sie ihr erklären, dass seit über einem Jahr immer größere Beträge von ihrem Konto verschwanden, sie keine Ahnung hatte, wofür er das Geld brauchte? Wie sollte sie ihr erklären, dass sie Angst verspürte, dem nachzugehen? Angst, dass sie etwas entdecken würde, das es ihr unmöglich machte, die Ehe fortzusetzen? Dass sie den Kopf in den Sand steckte, hoffte, dass er ihr freiwillig die Gründe nennen würde und diese Gründe dann ganz harmlos wären?
Wie willst du ihr erklären, dass du alle harmlosen Erklärungen durchgegangen bist und keine in Frage kommt? Wieder diese biestige Stimme, die das zerstörerische Gift Misstrauen in ihre Gedanken träufelte.
Entschlossen sprang sie auf. »Ich muss noch einmal weg«, erklärte sie, »zum Abendessen werde ich wohl wieder da sein.« Fünf Minuten später war sie auf dem Weg zu Angelica. Eine halbe Stunde später ratterte das elektrische Tor mit der Stacheldrahtwurst zurück. Sie fuhr hinein, hielt vor der Haustür und stieg aus.
»Jilly, ist etwas passiert? Du siehst grässlich aus.« Angelica stand auf der Treppe, die zu ihrer Eingangstür führte, vier ausgewachsene Ridgebacks standen hoch aufgerichtet um sie herum, ein fünfter, höchstens sechs Monate alt, sauste aufgeregt kläffend auf Jill zu und schnappte nach ihren Hacken.
Jill bückte sich, zog an seinem Ohr, an dem eine große Ecke fehlte. Er hatte einen Mungo gejagt und war in die Widerhaken eines Wag-n-bietje-Buschs geraten. »Hallo, Fritz, hör auf, mich anzufressen. Wieso habt ihr plötzlich vier erwachsene Hunde? Sonst waren es drei.«
»Fritz, bei Fuß, du dummer Köter!« Angelica pfiff gellend. Fritz kümmerte es nicht. Er sprang weiter an Jill hoch. »Der Rüde ist von Letaba. Er wurde bei einem Überfall verletzt …«
Besorgt richtete Jill sich auf. »Überfall? Was ist passiert? Davon hast du mir ja gar nichts erzählt!« Jetzt sah sie, dass der Hund frisch verkrustete Narben auf Rücken und Hinterschenkel trug. Erschrocken sah sie ihre Freundin an. »Das sind Schusswunden.«
»Sie kamen nachts, zu viert, aber glücklicherweise waren meine Eltern nicht da, sie waren eingeladen. Mein Stiefvater hatte getrunken, und sie übernachteten bei ihren Freunden. Unseren Gärtner Jimmy hat es statt ihrer erwischt. Er war dreißig Jahre bei meinen Eltern gewesen und blieb nach der Scheidung bei meiner Mutter. Sie hat ihn mit nach Letaba genommen. Sein Zustand ist kritisch. Apollo hier hat die Kerle angefallen, wurde aber niedergeschossen …« Sie
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