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Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Titel: Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kofi Annan
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-Kranke starben häufig an Tuberkulose, und die Folgen von Malaria trübten die Entwicklungsaussichten in vielen Teilen der Welt weiterhin ein, insbesondere in Afrika.
    Der Global Fund ist vielleicht das wichtigste internationale Finanzierungsinstrument für Hilfsleistungen, das in den vergangenen zwanzig Jahren geschaffen worden ist. Durch seine Bekanntheit mobilisierte er Geber, und er fasste ihre Beiträge zusammen, indem er sie für eine zentral koordinierte, globale Strategie einsetzte. Darüber hinaus trat er eine Lawine der Aufmerksamkeit los, die HIV/AIDS zu einem seriösen Thema für offene und öffentliche Diskussionen machte. Im selben Jahr, im September 2001, hielt die Generalversammlung sogar erstmals eine Sondersitzung zum Thema der Pandemie ab. Solche Aufmerksamkeit hatte HIV/AIDS in vielen Kreisen zuvor nicht gefunden, was zum Teil daran gelegen hatte, dass das Thema wegen des sexuellen Beiklangs als peinlich empfunden wurde. Jetzt begann sich das endlich zu ändern.
    Der Fonds zog sofort Philanthropen an. Bald nach seiner Gründung spendete die Bill and Melinda Gates Foundation hundert Millionen Dollar. Durch die HIV/AIDS -Kampagne lernte ich Bill Gates und seine Frau Melinda auch persönlich kennen, und sie gehören auch weiterhin zu den stärksten Unterstützern des Kampfs gegen das Virus – diesen Beitrag leisten sie neben ihren großzügigen Spenden für die internationale Entwicklung als Ganzes. Auch Regierungen gaben Mittel für den Fonds. Ungeachtet der späteren Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vereinten Nationen und der Regierung Bush in anderen Fragen, wurden die US -Regierung und insbesondere George W. Bush zu entschiedenen Unterstützern der Kampagne. Der Präsident sagte sofort 200 Millionen Dollar für den Fonds zu, während man im Kongress daranging, 700 Millionen Dollar in den Haushalt des nächsten Jahres einzustellen. Andere Regierungen zogen nach; schon im Juli billigte der Deutsche Bundestag eine Einzahlung von 130 Millionen Dollar, und aus Großbritannien kamen weitere 200 Millionen.
    Bush ging indes noch weiter, indem er einen Krisenplan für die globale AIDS -Hilfe ( PEPFAR ) aufstellte, der mit einem Jahresbudget von fünf Milliarden Dollar das bei weitem umfangreichste finanzielle Engagement im Kampf gegen eine einzelne Krankheit war, das ein Land jemals eingegangen ist. Bill Clinton, mit dem ich damals über die neue HIV/AIDS -Agenda der Vereinigten Staaten sprach, teilte meine Auffassung. »Wissen Sie was, Kofi?«, sagte er. »Das ist vielleicht das Bedeutendste, was er in seiner Präsidentschaft tun wird.« Er hatte recht. Und nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, wünschte Clinton, er wäre noch im Amt und könnte diese Chance ergreifen.
    In meiner Ansprache auf dem Gipfel der Afrikanischen Union in Abuja redete ich den Staats- und Regierungschefs so direkt wie möglich ins Gewissen: »Sie müssen die Führung übernehmen, die Mauer des Schweigens und der Verlegenheit einreißen, die das Thema in zu vielen afrikanischen Gesellschaften immer noch umgibt; Sie müssen die Misshandlung, Diskriminierung und Stigmatisierung der Infizierten beenden. Die Epidemie kann gestoppt werden, wenn die Menschen keine Angst davor haben, über sie zu sprechen.«
    Die Mauer des Schweigens hatte äußerst destruktive Auswirkungen. Mugabe gehörte zu jenen politischen Führern, die für vernünftige Argumente zugunsten vorbeugender Maßnahmen gegen HIV/AIDS unzugänglich waren, zum Teil aus religiösen Gründen, aber überwiegend aus Verlegenheit. Überall in Afrika hatte man Methoden entwickelt, wie man dem Thema aus dem Weg gehen konnte. In Uganda zum Beispiel wurde HIV/AIDS mit einem unfreundlichen Euphemismus als »schlanke Krankheit« bezeichnet. Mir wurde eine Episode über den ehemaligen kenianischen Präsidenten Daniel arap Moi erzählt, der einmal aufgefordert wurde, öffentlich über den Gebrauch von Kondomen zu sprechen, worauf er entgegnete: »Ich bin Vater einer Nation. Meine Pflicht ist es, dafür zu sorgen, dass die Leute moralisch und anständig bleiben. Ich kann zu ihnen nicht darüber sprechen, promiskuitiv zu sein!« Es ärgerte mich, und ich schämte mich sogar dafür, dass führende Afrikaner in einer buchstäblich todernsten Angelegenheit wie HIV/AIDS eine derart unverantwortliche, uneinsichtige Haltung einnahmen.
    Besonders störrisch verhielt sich der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki. Als Nachfolger Nelson Mandelas, des beeindruckendsten Afrikaners

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